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# taz.de -- Japankäfer in Europa gesichtet: Vielfraß im Anflug
> Der Japankäfer frisst in den USA ganze Felder weg – nun ist auch in
> Europa ein Exemplar entdeckt worden. Pflanzenschützer:innen sind
> besorgt.
Bild: Frisst fast alles: Der Japankäfer am Gartenhibiskus
Der Japankäfer ist ein Vielfraß. Und er könnte hierzulande großen Schaden
anrichten. Mitte Juli wurde in Basel, nahe der baden-württembergischen
Grenze, ein Exemplar gefunden. Pflanzenschützer:innen sind besorgt.
Das Insekt mit dem lateinischen Namen Popillia japonica stammt, wie der
Name schon erahnen lässt, aus Japan. Über 300 Gehölzarten teils sehr
verschiedener Pflanzengattungen bilden die Nahrungsgrundlage für das
kleine, aber gefräßige Tier. Darunter vor allem Apfelbäume, Steinobstbäume,
Erdbeeren, Garten- und Sojabohnen, Mais, Weinreben, Rosen sowie viele
andere Strauch- und Baumarten. In den USA, wo der Japankäfer seit Anfang
des 20. Jahrhunderts verbreitet ist, richtet er große Schäden in der
Pflanzenwelt an. Bei besonders vielen Käfern kann das bis zum Kahlfraß
gehen.
Optisch ähnelt der Japankäfer den hierzulande vorkommenden Juni- oder
Gartenlaubkäfern. Anders als seine verwandten Artgenossen hat der
Japankäfer allerdings fünf weiße Haarbüschel an jeder Hinterleibsseite und
zwei am Ende des Körpers. „Anhand der Haarbüschel kann man ihn sehr gut
unterscheiden“, sagt Jonathan Mühleisen vom Landwirtschaftlichen
Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) der taz.
Im Unterschied zu einem Mai- oder Junikäfer werde der Japankäfer auch nur
etwa acht bis elf Millimeter groß. Charakteristisch ist außerdem ein
grün-metallisch schimmerndes Halsschild.
## Als blinder Passagier gekommen
Der Fund in Basel könnte noch Auswirkungen für die deutschen Bauern und
Bäuerinnen haben. Bei einem Auftreten in Deutschland würde sich das Tier
weitestgehend ungestört ausbreiten und könnte dann zur Bedrohung für die
lokale Landwirtschaft werden. Denn der Schädling hat in Europa kaum
natürliche Feinde. „Wir gehen davon aus, dass sich eine Population pro Jahr
in etwa verzehnfacht“, sagt Mühleisen. Auch die hungrigen Larven richten
mit ihren Mahlzeiten Schäden an. Sie ernähren sich vor allem von
Graswurzeln und können ganze Rasen, Wiesen oder Weiden zerstören.
Hat sich der Japankäfer erst einmal irgendwo niedergelassen, lässt er sich
nur schwer bekämpfen. „Dazu wären große Mengen an Insektiziden notwendig.
Und die wollen wir ja eigentlich weniger einsetzten, nicht mehr“, gibt
Mühleisen zu bedenken.
In der Schweiz wird momentan noch aufgeklärt, ob es sich bei dem gefundenen
Tier um einen Einzelfund handelt, oder ob sich der Käfer bereits
angesiedelt hat. Es wird vermutet, dass das Exemplar als „blinder
Passagier“ im Güterverkehr aus einem rund 250 Kilometer entfernten
Befallsgebiet rund um den Lago Maggiore in Italien eingereist ist.
Inzwischen ist klar, dass es sich um ein Männchen handelt. Das sei so weit
positiv, sagt Jonathan Mühleisen: „Wäre es ein Weibchen gewesen, hätte es
sich vermehren und eine neue Population ansiedeln können.“
Wer einen Japankäfer entdeckt, ist dazu angehalten, den Fund beim
Pflanzenschutz zu melden – und das Insekt einzufrieren.
4 Aug 2021
## AUTOREN
Kathrin Becker
## TAGS
Plage
Käfer
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Landwirtschaft
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Brandenburg
Forstwirtschaft
Waldsterben
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