| # taz.de -- Rassistische Wohnungsanzeige in Bremen: Unser Viertel soll weiß bl… | |
| > Ein Makler stellt rassistische Bedingungen für die Wohnungsvermittlung. | |
| > Das Bremer Amt für Soziale Dienste hilft ihm kritiklos bei seiner Suche. | |
| Bild: Der Bremer Schnoor: hier gibt es Tourist*innen und Rassismus in Reinform | |
| Bremen taz | 55 Quadratmeter, 495 Euro Kaltmiete, mitten im Schnoor – ein | |
| gutes Angebot. Allerdings nicht für Schwarze: „Bitte keine | |
| Miet-Interessenten aus dem Afro-Bereich“, schreibt ein Schwachhauser Makler | |
| unter die Wohnungsbeschreibung. Eine Bremer Behörde hat diese | |
| offensichtliche Diskriminierung offenbar nicht davon abgehalten, den Makler | |
| bei seiner rassistischen Suche zu unterstützen. | |
| Bekannt gemacht hat den Fall [1][am Dienstag der Bremer Erwerbslosenverband | |
| (BEV)]. Eine Bremerin auf Wohnungssuche, die lieber anonym bleiben möchte, | |
| hatte das rassistische Inserat vom Amt für Soziale Dienste (AFSD) bekommen | |
| und sich an den BEV gewandt. | |
| Die Zentrale Fachstelle Wohnen beim Amt für Soziale Dienste soll | |
| Bürger*innen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, dabei unterstützen, | |
| eine Wohnung zu finden. Auch die Mieterin aus der Bremer Neustadt, nennen | |
| wir sie F., die aktuell vor dem Verlust ihrer Wohnung steht, hatte sich an | |
| die Fachstelle gewandt – und bekam von dort vor gut einer Woche das Angebot | |
| für die Schnoor-Wohnung weitergeleitet, inklusive der rassistischen | |
| Kriterien. | |
| Das Wohnungsangebot liegt der taz vor. Auf einer knappen Seite richtet sich | |
| der Makler darin an die Fachstelle Wohnen, führt die wesentlichen Daten der | |
| Wohnung auf – und verbittet sich die Mieter*innen „aus dem | |
| Afro-Bereich“; mit denen habe der Vermieter schlechte Erfahrungen gemacht. | |
| ## Amt für soziale Dienste reagiert mit Sarkasmus | |
| Das zuständige Sozialressort bedauert, dass die Anzeige durch das AFSD | |
| weitergeleitet wurde – und erklärt das mit einem Versehen. Die | |
| Mitarbeiterin von der Fachstelle Wohnen habe den entscheidenden Satz im | |
| Anschreiben nicht gesehen. „Ansonsten wäre das von uns nicht weitergeleitet | |
| worden“, so Wolf Krämer, Sprecher des Ressorts. „Das entspricht nicht | |
| unserer Einstellung.“ Der Satz freilich ist in dem knappen Schreiben fett | |
| gedruckt und zusätzlich unterstrichen; also nur schwer zu übersehen. | |
| Gegen ein Versehen spricht auch die erste Reaktion aus der Behörde, so wie | |
| der BEV sie schildert. F. habe der offensichtliche Rassismus übel | |
| aufgestoßen; sie richtete sich, so erzählt es Tobias Helfst vom BEV, | |
| zunächst mit einer Nachfrage an die Behördenmitarbeiterin, die ihr das | |
| Schreiben weitergeleitet hatte. | |
| Erst als von ihr keine zufriedenstellende Antwort kam, wandte sie sich an | |
| deren Vorgesetzten. Doch auch von dem folgte laut F. keine Entschuldigung | |
| oder Distanzierung – sondern Sarkasmus: Er „empfahl mir dann, mich doch bei | |
| der Brebau vorzustellen“, schreibt F. dem BEV, „das Ganze ist ziemlich | |
| unglaublich“. | |
| Die Brebau war erst vor kurzem in die Schlagzeilen geraten, weil das | |
| kommunale Wohnungsunternehmen Mietinteressent*innen offenbar [2][nach | |
| rassistischen Kriterien in Zielgruppen] eingeteilt hatte – | |
| Politiker*innen aller Fraktionen verurteilten die Praxis. | |
| Das Sozialressort bestreitet, dass die Brebau wegen ihrer rassistischen | |
| Praxis genannt wurde; vielmehr habe der Vorgesetzte Frau F. „alle drei | |
| großen Wohnungsunternehmen genannt, um ihr bei der Suche zu helfen“, so | |
| Krämer. | |
| ## Konsequenzen sind bisher fraglich | |
| Warum es im gleichen Zuge keine Distanzierung von der rassistischen Anzeige | |
| gegeben hat, weiß der Sprecher nicht. Die Beschwerde, die in der Behörde | |
| vorliege, müsse noch bearbeitet werden; personelle Konsequenzen sind aber | |
| bisher nicht vorgesehen. Vielmehr müsse man dafür „sensibilisieren, die | |
| Anzeigen vor der Vermittlung gründlicher zu lesen“. | |
| Der verantwortliche Makler aus Schwachhausen ist am Dienstag für die taz | |
| nicht zu erreichen. Folgen hat er nicht unbedingt zu erwarten: Die Behörde | |
| kann sich am Dienstag noch nicht dazu durchringen, ihn auf eine Schwarze | |
| Liste zu setzen. Auch juristische Konsequenzen für ihn sind eher fraglich: | |
| Die Anzeige widerspricht zwar deutlich dem Allgemeinen | |
| Gleichstellungsgesetz. Doch für eine Klage müsste sich jemand finden, der | |
| eine persönliche Benachteiligung in genau diesem Fall nachweisen kann. | |
| 5 Aug 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://bev-bremen.org/ | |
| [2] /Diskriminierung-bei-der-Wohnungssuche/!5772901 | |
| ## AUTOREN | |
| Lotta Drügemöller | |
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