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# taz.de -- Aktuelle Banken-Untersuchung: Mehr Banken mit Negativzinsen
> Immer mehr Kreditinstitute verlangen Zinsen von ihren Kund:innen. Ein
> Verbraucherschützer rät: Bankwechsel sind nicht kompliziert.
Bild: Die ING führt ein „Verwahrentgelt“ in Höhe von 0,5 Prozent ein
Berlin taz Die Zahl der Banken, die von ihren Kund:innen für Geldeinlage
Negativzinsen verlangen, hat sich innerhalb eines halben Jahres nahezu
verdoppelt. Das ist das Ergebnis einer [1][Branchenuntersuchung des
Vergleichsportals Verivox]. Demnach erhoben zum Stichtag des 29. Juni 349
Banken und Sparkassen Negativzinsen von ihren Kund:innen. Ende vergangenen
Jahres waren es noch 178. Basis der Untersuchung waren nach Angaben des
Portals die Konditionen für Tagesgeld-, Giro- und Verrechnungskonten auf
den Internetseiten von rund 1.300 Banken und Sparkassen.
Nahezu täglich kämen weitere Geldhäuser hinzu, die Negativzinsen
verlangten, sagte Verivox-Geschäftsführer Oliver Maier. [2][Wortgleich
äußerte er sich bereits im April], als in den ersten 100 Tagen des Jahres
knapp 100 Institute Negativzinsen einführten. Dazu kommen laut der
Untersuchung Verschärfungen bei Banken, die bereits Negativzinsen von ihren
Kund:innen verlangen. So haben demnach in diesem Jahr bislang 41
Institute bereits bestehende Negativzins-Regelungen verschärft oder eine
Verschärfung angekündigt. Das kann etwa ein höherer Zinssatz sein oder ein
niedrigeres Einlagevolumen, ab dem die Negativzinsen greifen.
Ein aktueller Fall ist die größte Direktbank in Deutschland, die ING: Sie
führte diese Woche ein „[3][Verwahrentgelt]“ in Höhe von 0,5 Prozent auch
für Bestandskund:innen ein. Das Limit liegt in der Regel bei 50.000
Euro. Die neuen Regeln dürfen für Bestandskund:innen kein Automatismus
sein, es bedarf einer individuellen Vereinbarung.
Doch in Fragen und Antworten zu dem Thema [4][schreibt die Bank]: „Falls
Sie sich dazu entscheiden, dem Verwahrentgelt nicht zuzustimmen, behalten
wir uns eine Kündigung Ihrer Konten vor.“ 50.000 Euro gelten laut Verivox
in Kürze auch bei der Commerzbank, die Postbank habe das Limit bei ihrem
Tagesgeld-Konto gerade auf 25.000 Euro gesenkt.
Aber auch bei Banken, die auf den ersten Blick keine Negativzinsen
verlangen, müssen Kund:innen genau hinschauen: Einige erheben laut der
Untersuchung Kontoführungsgebühren auch bei Anlagekonten wie einem
Tagesgeldkonto, manche kombinierten auch Gebühren und Negativzinsen.
## Das können Kund:innen tun
Betroffene Kund:innen haben mehrere Möglichkeiten, erklärt David
Riechmann, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht und Experte für diese
Fragen bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen: Die Vereinbarung,
die die Bank einem vorlegt, unterschreiben; die Unterschrift verweigern;
versuchen zu verhandeln; das Geld bei der Bank anders anlegen oder die Bank
wechseln.
„Ein Bankenwechsel ist nicht so aufwändig, wie man denkt“, sagt Riechmann.
Und: „Man muss sich auch überlegen, ob man bei einer Bank sein möchte, die
einem mit Kündigung droht.“ Riechmann warnt davor, sich von der Bank in
andere Produkte drängen zu lassen, wie Aktien, Fonds oder Edelmetalle.
Diese sind für die Banken in der Regel lukrativer – für die
Anleger:innen aber nicht unbedingt vorteilhaft. „Da sollte man sich von
jemand Unabhängigem beraten lassen, der kein Provisionsinteresse hat.“
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hält Negativzinsen auf Giro-
und Tagesgeldkonten von Privatkund:innen grundsätzlich für unzulässig
und klagt in mehreren Fällen. Bis zu einem höchstrichterlichen Urteil
werden aber voraussichtlich noch einige Jahre vergehen.
30 Jun 2021
## LINKS
[1] https://www.verivox.de/presse/349-banken-mit-negativzinsen-fast-doppelt-so-…
[2] /Immer-mehr-VerbraucherInnen-belastet/!5760771
[3] https://www.ing.de/sparen/tagesgeld/konditionen/
[4] https://www.ing.de/hilfe/verwahrentgelt/
## AUTOREN
Svenja Bergt
## TAGS
Geldanlage
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Banken
Verbraucherschutz
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Schwerpunkt Finanzkrise
Finanzpolitik
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