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# taz.de -- Maßnahmen gegen die Klimakrise: Hört auf die Mehrheit!
> Wenn Menschen wissen, worum es geht, und mitreden können, sind sie offen
> für mutige Maßnahmen. Was wir noch brauchen: Eine mutige nächste
> Regierung.
Bild: Mutige Maßnahmen erfordern Aufklärung von Seiten der Politik
Wenn über die Zukunftsfähigkeit dieses Landes diskutiert wird, wie am
Donnerstag im Bundestag anlässlich des [1][neuen Klimaschutzgesetzes], gibt
es ein großes Schreckgespenst: den Wutbürger, die Wutbürgerin. Kein
Windpark, keine Benzinpreisdebatte, keine Fleischdiskussion ohne den
besorgten Ausruf: „Das verstehen die Menschen nicht! Wir dürfen sie nicht
überfordern!“ Und schon liegt der Windpark auf Eis, kaum jemand traut sich,
etwas zu höheren Benzinpreisen zu sagen, und über das Problem
[2][Fleischkonsum] wird nicht mehr geredet.
Es könnte aber sein, dass die Leute gar nicht so empfindlich sind, wie die
Politik denkt. So hat es eine Teilnehmerin beim [3][„Bürgerrat Klima“]
formuliert, der ebenfalls am Donnerstag seine Forderungen vorgestellt hat.
160 Personen aus allen Schichten, per Zufallsgenerator ausgewählt und
anschließend von Experten gut informiert, stellten sich die Frage: Wie soll
Klimaschutz aussehen? Das Ergebnis: Energisch, transparent und schnell soll
er sein.
Wenn die Leute wissen, worum es geht, und mitreden können, sind sie
anscheinend offen für mutige Maßnahmen. Natürlich sind es nur
Absichtserklärungen, natürlich büßen die Grünen ein paar Prozentpunkte ein,
wenn sie ehrlich von höheren Benzinpreisen reden. Aber seit Jahren ergeben
Erhebungen und Befragungen, dass Menschen zu erstaunlich drastischen
Schritten bereit sind, wenn man ihnen reinen Wein einschenkt.
Das große Versäumnis der 16 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel beim
Klima war, dass sie sich allzu gern ins Bockshorn jagen ließ – aus Angst
vor der Wirtschaftslobby, der eigenen CDU/CSU-Fraktion und der lautstarken
Minderheit gegen Windkraft und für freies Rasen. Es war so bequem, mit dem
Verweis darauf, „was möglich ist“, wie Merkel es nannte, das nicht zu tun,
was nötig ist.
## Nicht vor den Bremsern bibbern
Aber wer auf die Mehrheit hört und nicht auf die Polemiker, die AfD und die
Bild-Schlagzeilen, findet Allianzen und Partner, um die Zukunft zu
gewinnen. Darin liegt auch der Erfolg der Grünen, die sich bei bislang
unerhörten 20 Prozent Zustimmung einpendeln. Sie sagen den Leuten in der
Klimapolitik zumindest ansatzweise die Wahrheit und gaukeln ihnen nicht
vor, nichts werde sich ändern, wenn sich alles ändert.
Von der nächsten Regierung müssen wir vor allem erwarten, dass sie – pardon
– einen Arsch in der Hose hat. Wenn sie den Menschen erklärt, worum es
geht, und sie ermutigt, statt vor den Bremsern zu bibbern, dann wird ein
großer Teil des Landes mitmachen. Das reicht aus. Demokratie heißt, dass
die Mehrheit bestimmt. Und nicht, dass die laute Minderheit alles
blockiert.
25 Jun 2021
## LINKS
[1] /Deutschlands-neues-Klimaschutzgesetz/!5765956
[2] /Statistik-zur-Lebensmittelproduktion/!5772296
[3] https://buergerrat-klima.de/
## AUTOREN
Bernhard Pötter
## TAGS
Bundestag
Schwerpunkt Klimawandel
Pariser Abkommen
Schwerpunkt Klimawandel
CO2-Preis
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offen.
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