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# taz.de -- Obdachlosencamp an der Frankfurter Allee: Der Umzug ist nicht sicher
> Das Obdachlosencamp auf dem Containerbahnhof soll laut Bahn „ab Montag“
> geräumt werden. Der Bezirk spricht lieber von einem „baldigen Umzug“.
Bild: Mit Sicherheit kein Safe Place derzeit: Das Gelände am Containerbahnhof …
Berlin taz | Um die für Montagvormittag angesetzte [1][Räumung des
Obdachlosencamps auf dem Containerbahnhof] an der Frankfurter Allee gibt es
weiter Verwirrung. Der zuständige Stadtrat für Soziales und
Vize-Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Knut Mildner-Spindler
(Linke) sagte auf taz-Anfrage am Sonntag, er könne mit Sicherheit sagen,
„dass am 14. Juni keine Räumungsaktion stattfinden wird.“ Die sei das
Ergebnis aus Gesprächen mit der Deutschen Bahn (DB), der das Gelände
gehört.
Aus der Pressestelle der Bahn hieß es allerdings dazu am Sonntag, man werde
„ab Montag, 14. Juni, die Fläche in Abstimmung mit allen Behörden und
Institutionen räumen.“ Auch die Berliner Obdachlosenhilfe mobilisiert für
Montagmorgen ab 7.30 Uhr zu einer Protestaktion gegen die Räumung zum
Containerbahnhof 1 hinter dem Ring-Center.
Mit der Formulierung „ab Montag“ hielt sich die Bahn am Wochenende
allerdings noch ein Zeitfenster offen. Ob tatsächlich eine harte Räumung am
Montag stattfinden wird, ist also weiter unklar. Mildner-Spindler hält das
für wenig wahrscheinlich: „Die Gespräche mit der Stadtmission über einen
Umzug der Menschen sind sehr weit gediehen.“
Er rechne damit, dass die Menschen auf der Brache „sehr zeitnah“ auf ein
benachbartes Gelände der Stadtmission an der Frankfurter Allee umziehen
könnten. Der Vertrag mit der Stadtmission sei auch bereits unterschrieben.
Dort solle nun mittelfristig ein Safe Place für obdachlose Menschen
entstehen – also ein geschützter Raum, in dem Obdachlose vor Verdrängung
sicher sind. Einen weiteren Safe Place plant der Bezirk Lichtenberg
perspektivisch auf der kleinen Grünfläche an der Ecke
Gürtelstraße/Frankfurter Allee.
Das [2][Konzept der Safe Places], eine zwei Jahre alte Idee von
Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke), war auch Thema auf der jüngsten
Strategiekonferenz zur Wohnungslosenhilfe der Senatsverwaltung für Soziales
in der vergangenen Woche. Auch das Gelände des alten Containerbahnhofs war
für so einen Safe Place im Gespräch. Allerdings wiegelt die DB ab: Man
brauche die Fläche „für anstehende Baumaßnahmen“, so ein Konzernsprecher.
Die Räumung des „illegalen Zeltlagers“ sei alleine „aus Sicherheitsgrün…
und wegen fehlendem Brandschutz unausweichlich.
## Misstrauen gegen den Bezirk
Auf Seiten der Hilfsorganisationen und UnterstützerInnen ist man indes
misstrauisch, was die Ankündigungen des Bezirks hinsichtlich einer
gütlichen Einigung mit allen Beteiligten angeht: „Es gibt vom Bezirk nur
die Zusicherung, dass maximal sechs Menschen auf das Gelände der
Stadtmission umziehen dürfen“, sagt Frieder Krauß von der Obdachlosenhilfe.
Insgesamt lebten aber mindestens 30 Menschen auf der Brache. „Die Leute
sind extrem verunsichert.“
Das [3][BesetzerInnen-Kollektiv DieselA] erklärte sich ebenfalls
solidarisch mit den Obdachlosen an der Frankfurter Allee und schrieb in
einem Offenen Brief an Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann (Grüne):
„Sichern Sie den Bewohner*innen heute noch schriftlich zu, dass sie
entweder auf das Gelände der Stadtmission ziehen können, wenn sie das
möchten, oder auf der Platte unbehelligt gelassen werden, oder sofortig
eine gute alternative Fläche erhalten.“
Die AktivistInnen dürften da auch die [4][Räumungsaktion an der
Rummelsburger Bucht] im Februar noch in Erinnerung haben: Damals hatte das
Lichtenberger Bezirksamt quasi über Nacht – und unter Verweis auf die
heftigen Minusgrade – angeordnet, das Obdachlosencamp polizeilich zu
räumen. Eine alternativer Ort wurde zwar angeboten, doch viele Menschen
verloren ihr Hab und Gut.
13 Jun 2021
## LINKS
[1] /Wohnungslosenhilfe-in-Berlin/!5773121
[2] /Safe-Places-in-Berlin/!5695580
[3] /Wagenplaetze-in-Berlin/!5771080
[4] /Debatte-um-Umgang-mit-Obdachlosen/!5749821
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schwerpunkt Obdachlosigkeit in Berlin
Elke Breitenbach
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