# taz.de -- Bob Dylans Einfluss auf Südamerika: Ein Mann aus Eisen | |
> Nord- und Südamerika pflegen eine schwierige Beziehung. Doch | |
> US-Singer-Songwriter-Legende Bob Dylan hat die Kluft mit seiner Musik | |
> überwunden. | |
Bild: Wird an diesem Montag 80 Jahre alt: Bob Dylan – hier während eines Kon… | |
Ein lauer Spätsommerabend 2008 im ausverkauften Vélez-Stadion von Buenos | |
Aires: Vor dem Beginn des Dylan-Konzerts tritt eine lokale | |
Luxus-Einheizergruppe auf. Rockveteran Charly García krächzt: „Todo por | |
Bobby“ (Alles für Bobby), der Oscar-prämierte Filmkomponist Gustavo | |
Santaolalla („Motorcycle Diaries“) haut in die Saiten, und der | |
„argentinische Dylan“ León Gieco zückt die Mundharmonika. Das Trio | |
präsentiert eine muntere Hommage an den Meister aus den USA. Der radelte | |
einige Tage später vor einem weiteren Auftritt mit Perücke und | |
Frauenklamotten durch Uruguays Nobel-Seebad Punta del Este, um unerkannt zu | |
bleiben. | |
1972, das Säbelrasseln der Militärs war bereits unüberhörbar, war der | |
damals 20-jährige Gieco mit seiner „Blowin' in the wind“-Variation „Homb… | |
de hierro“ (Männer aus Eisen) auf einem Open-Air-Festival am Río de la | |
Plata auf einen Schlag berühmt geworden. In der sechsteiligen Netflix-Serie | |
„Rompan todo“ (Reißt alles nieder), von Santaolalla produziert, erzählen | |
viele Protagonist:innen die wilde Geschichte des hispanoamerikanischen | |
Rock seit Ende der 1950er Jahre. | |
Das ist der Kontext, in dem auch Bob Dylan wenige Jahre später südlich des | |
Rio Grande seine ersten Fans fand. „Folg nicht falschen Führern“, sang der | |
brasilianische Liedermacher Zé Geraldo mitten in der Militärdiktatur | |
(1964-85) in „Como diria Dylan“ (Wie Dylan sagen würde), „schreib deine | |
Geschichte mit den eigenen Händen“. Zu seinen ersten Live-Auftritten im | |
Subkontinent flog der scheue Star aber erst im Januar 1990, nach São Paulo | |
und Rio de Janeiro. | |
Zé Ramalho, Urgestein aus Brasiliens Nordosten, legte vor 13 Jahren ein | |
komplettes Album mit Dylan-Coverversionen auf portugiesisch vor: „Tá tudo | |
mudando (Things have changed)“. Der brasilianische Popstar Caetano Veloso | |
coverte „Jokerman“, sein Kollege, der ehemalige Kulturminister Brasiliens | |
[1][Gilberto Gil,] komponierte den „Provokations-Samba“ „De Bob Dylan à … | |
Marley“. In Lateinamerika gilt Bob Dylans Musik immer noch als Ausdruck von | |
Rebellion. Mittlerweile ist der [2][US-Künstler] auch im allertiefsten | |
Süden Amerikas ein Popstar. Kinder, Friseursalons, selbst der Collie des | |
argentinischen Präsidenten Alberto Fernández heißen ihm zu Ehren: Dylan. | |
Allgemein begrüßt wurde in Buenos Aires auch die Verleihung des | |
[3][Literatur-Nobelpreises] an Dylan 2016: „Das ist eine frische Brise im | |
neoliberalen Universum“, meinte León Gieco damals. „Er hat immer viele | |
Emotionen geweckt, mit seinen Texten, seiner so einzigartigen Stimme. Er | |
ist ein Mann aus Eisen, von denen es jetzt keine mehr gibt,“ sekundierte | |
sein Landsmann Fito Páez und fand jene Worte, die wir ihm jetzt noch einmal | |
zurufen: „Gesundheit, alter Bob, du hast alles verdient!“ | |
24 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
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