# taz.de -- Ökumenischer Kirchentag: Viele Appelle, wenig Begegnung | |
> Der dritte Ökumenische Kirchentag fand pandemiebedingt fast | |
> ausschließlich digital statt. Diskussionen über Klima und Antisemitismus | |
> gab es im Netz. | |
Bild: Na wenigstens mal einer mit Schal sichtbar: Bundespräsident Steinmeier a… | |
Frankfurt a.M. epd | Debatten über Lehren aus der Coronakrise und | |
Klimaschutz, Aufrufe zum Eintreten gegen Antisemitismus sowie die | |
Annäherung der Konfessionen haben den dritten Ökumenischen Kirchentag in | |
Frankfurt am Main geprägt. „Nichts rechtfertigt die Bedrohung von Juden in | |
Deutschland oder Angriffe auf Synagogen in unseren Städten“, sagte | |
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag vor Beginn des | |
Gottesdienstes zum Abschluss des Kirchentages und fügte angesichts der | |
[1][jüngsten Vorfälle bei pro-palästinensischen Demonstrationen] hinzu: | |
„Lasst uns diesem Hass gemeinsam entgegentreten!“ | |
Aus Sicht des Bundespräsidenten müssen nach Ende der Coronapandemie Wunden | |
geheilt werden. „Der Prozess der gesellschaftlichen Versöhnung wird länger | |
dauern als die 15 Monate, die hinter uns liegen“, sagte er. Heilung der | |
Wunden bedeute Wiederannäherung, „wo wir uns fremd geworden sind“. | |
## Merkel bleibt zurückhaltend beim Kohleausstieg | |
Am Samstag, 15. Mai, hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) bei einer | |
Veranstaltung des Kirchentages erklärt, die Begleichung der in der | |
Coronakrise aufgenommenen Schulden werde im Wesentlichen durch Wachstum | |
gelingen. Gleichzeitig könne es aber keine Steuerentlastungen für Menschen | |
geben, die „sehr, sehr reich“ sind, sagte der SPD-Kanzlerkandidat. Ein | |
Beitrag der Solidarität werde benötigt. | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte bei einer Debatte zum | |
Klimawandel, sie wolle den für spätestens 2038 vereinbarten Kohleausstieg | |
nicht vorziehen. Die von den Beschlüssen betroffenen Menschen bräuchten | |
„schon ein Stück Verlässlichkeit auf dem Weg hin zu Klimaneutralität“. | |
Die [2][Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock] verlangte Marktregeln | |
und eine Förderpolitik, die erneuerbaren Energien den Vorrang gibt. | |
CDU-Chef Armin Laschet sagte, mit seinem Klima-Urteil Ende April habe das | |
Bundesverfassungsgericht „uns ins Stammbuch geschrieben, dass wir nicht nur | |
im Jetzt leben können“, sondern auch künftige Generationen in den Blick | |
genommen werden müssten. Wichtig sei im Kampf gegen die Erderwärmung die | |
internationale Zusammenarbeit, sagte der Kanzlerkandidat der Union. | |
Es war nach 2003 und 2010 das dritte Mal, dass der Deutsche Evangelische | |
Kirchentag und das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken ein gemeinsames | |
Christentreffen organisiert hatten. Wegen der Coronapandemie musste es | |
weitgehend digital stattfinden. Nur bei wenigen der rund 100 | |
Veranstaltungen binnen vier Tagen waren Besucher*innen vor Ort | |
zugelassen. | |
## Gemeinsame Gottesdienste | |
Am Samstagabend hatten Katholik*innen, Protestant*innen und Orthodoxe | |
ein Zeichen der Verbundenheit gesetzt und vier konfessionelle Gottesdienste | |
gemeinsam gefeiert. Katholische Christ*innen hatten dabei Brot und Wein | |
beim evangelischen Abendmahl empfangen, Protestant*innen nahmen an der | |
katholischen Eucharistiefeier teil. Im orthodoxen Vespergottesdienst wurden | |
in einer feierlichen Liturgie Brote gesegnet und ausgeteilt, wobei es sich | |
jedoch nicht um eine Abendmahlsfeier handelte. | |
Die wechselseitige Teilnahme am Abendmahl ist seit vielen Jahren ein | |
wesentlicher theologisch begründeter Dissens im Verhältnis zwischen | |
Katholik*innen und Protestant*innen. Der katholische Frankfurter | |
Stadtdekan Johannes zu Eltz bat in seiner Predigt im Dom evangelische | |
Christ*innen um Verzeihung für „Hochmut“ und „Herzenshärte“ vonseiten | |
seiner Kirche, die die Teilnahme von Protestantinnen und Protestanten an | |
der katholischen Eucharistie bislang nur unter der Voraussetzung einer | |
strengen Gewissensprüfung zulässt. | |
Im Schlussgottesdienst vor rund 400 eingeladenen Besucher*innen am | |
Frankfurter Mainufer rief die Generaloberin der Oberzeller | |
Franziskanerinnen, Katharina Ganz, am Sonntag dazu auf, menschengemachte | |
Ungerechtigkeiten zu beseitigen, und forderte, Frauen den Zugang zu allen | |
Ämtern und Diensten in der katholischen Kirche zu ermöglichen. | |
[3][Einseitige männliche Herrschaft müsse überwunden werden]. Zudem | |
forderte sie, „Überlebende von sexualisierter Gewalt in die Mitte“ zu | |
stellen sowie ein neues Miteinander zwischen den Geschlechtern und | |
ökumenische Geschwisterlichkeit zu leben. | |
16 May 2021 | |
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