# taz.de -- Kritik an Finnlands Regierungschefin: Sanna Marins „Frühstücks-… | |
> Finnlands Regierungschefin hat sich mit Familie auf Staatskosten mit | |
> Essen versorgen lassen. Es geht um 14.363 Euro und die Auslegung eines | |
> Gesetzes. | |
Bild: Teures Frühstück auf Staatskosten: die finnische Ministerpräsidentin S… | |
Stockholm taz | Eigentlich ist es ein Sturm im Wasserglas. Oder besser | |
gesagt im Morgenkaffee. Dass der recht unerwartete Konsequenzen haben kann, | |
erfährt gerade Finnlands 35-jährige Ministerpräsidentin Sanna Marin, die | |
mit dem Antritt ihrer „Frauenregierung“ 2019 auch viel internationale | |
Aufmerksamkeit erregt hatte. Seit Tagen beherrscht „Aamiaisgate“ die | |
politische Debatte in Finnland: „Frühstücks-Gate“. Es geht um genau | |
14.363,20 Euro. Diesen Betrag hat es Finnlands SteuerzahlerInnen bislang | |
gekostet, dass Marin und ihre Familie seit Amtsantritt dann, wenn sie in | |
Kesäranta, der Dienstvilla der Ministerpräsidentin, wohnten, auf | |
Staatskosten mit Frühstück und hin und wieder anderen Mahlzeiten versorgt | |
wurden. | |
Ist das legal und vor allem auch ethisch vertretbar? Das wird kontrovers | |
diskutiert, seit die Boulevardzeitung Iltalehti den Sachverhalt in der | |
vergangenen Woche publik gemacht hatte. Eigentlich doch nur Peanuts? Nicht | |
in Finnland, das auf der Liste von Transparency International auf Platz 3 | |
der am wenigsten korrupten Länder steht und wo jeder Verdacht fragwürdiger | |
persönlicher Vorteile schnell zum Thema wird. | |
Und schon gar nicht, wenn es um Sanna Marin geht. Die Sozialdemokratin war | |
mit dem Versprechen angetreten, Schluss mit der „Saunapolitik“, den | |
traditionell an diesem Ort ausgehandelten politischen Mauscheleien, zu | |
machen. Bei ihr werde größtmögliche Offenheit herrschen. Aber gerade bei | |
den Frühstückskosten hatte ihre Kanzlei zunächst mit „Schutz der | |
Privatsphäre“ argumentiert. | |
In der Sauna war das mit dem Frühstück nicht ausgehandelt worden. Der | |
Streit dreht sich im Kern um die Auslegung eines Steuergesetzes. Einerseits | |
steht da, dass für den Dienstsitz Kesäranta und „dazu gehörende Dienste“ | |
nichts bezahlt werden muss. Andererseits gibt es einen allgemeinen | |
Grundsatz, wonach geldwerte Vorteile als eine Art Einkommen gelten, Marin | |
die 14.363,20 Euro also versteuern müsste. | |
## Konsequenzen bei Kommunalwahlen? | |
Die Regierungschefin verzichtet nun erst mal auf das kostenlose Frühstück. | |
Die Debatte hat das aber nicht beruhigt. In den sozialen Medien wird ihr | |
etwa vorgerechnet, wie viele Packungen Haferflocken eine Mutter, die vor | |
einer Tafel stundenlang Schlange steht, für die 200 Euro, die den Staat ein | |
einziges von Marins Frühstück kostete, kaufen könnte. Auch die Opposition | |
hofft, endlich ein Thema zu haben, mit dem sie der populären Politikerin am | |
Zeug flicken kann. In zwei Wochen finden in Finnland Kommunalwahlen statt. | |
„Aamiaisgate“ könnte AnalytikerInnen zufolge negative Konsequenzen für die | |
Sozis haben. | |
2 Jun 2021 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
## TAGS | |
Finnland | |
Frühstück | |
Kosten | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
„Islamischer Staat“ (IS) | |
Finnland | |
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