| # taz.de -- Appell an nächste Bundesregierung: Mehr Sozialwohnungsbau gefordert | |
| > Auch in der Pandemie steigen die Wohnkosten weiter. Laut Verbänden | |
| > müssten jährlich 80.000 Sozialwohnungen entstehen, um die Krise zu | |
| > entschärfen. | |
| Bild: Die Wohnkosten in Deutschland steigen und steigen, die Miete zu bezahlen … | |
| Berlin dpa/afp | In den deutschen Städten wird es laut Mieterbund immer | |
| schwerer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Eine zunehmende Zahl von | |
| Mietern kann die Miete nur noch schwer oder gar nicht bezahlen“, sagte | |
| Verbandspräsident Lukas Siebenkotten am Donnerstag, die Wohnkrise spitze | |
| sich zu. | |
| Das Verbändebündnis Wohnungsbau hat deshalb von der neuen Bundesregierung | |
| den Bau von jährlich mindestens 80.000 neuen Sozialwohnungen gefordert. | |
| Dazu müsse ein hoher Anteil an bezahlbaren Wohnungen kommen, forderte das | |
| Bündnis am Donnerstag bei seinem zwölften Wohnungsbau-Tag. Bundesweit sind | |
| demnach 12,7 Millionen Haushalte auf eine Wohnung im unteren oder mittleren | |
| Preissegment angewiesen; das seien 56 Prozent aller Mieterhaushalte und | |
| damit 22,8 Millionen Menschen. | |
| In dem Bündnis sind Verbände der Bau- und der Immobilienbranche | |
| zusammengeschlossen. Für das bezahlbare und soziale Wohnen müsse der Bund | |
| bis 2025 rund zehn Milliarden Euro pro Jahr an Fördergeldern und Zuschüssen | |
| ausgeben. Er müsse Sozialwohnungen bauen sowie den Ankauf von Wohnungen aus | |
| dem Altbaubestand und von Belegungsrechten fürs soziale Wohnen fördern. | |
| „Die Investitionsbedingungen für bezahlbaren Wohnungsbau sind weiterhin | |
| schlecht“, kritisierte der Bundesverband deutscher Wohnungs- und | |
| Immobilienunternehmen. Höhere Grundstückspreise, höhere Auflagen und | |
| Baupreise hätten die Kosten für neue Wohnungen in die Höhe getrieben. | |
| ## Preise und Mieten steigen weiter | |
| Die künftige Bundesregierung muss aus Sicht des Bündnisses vor allem den | |
| Bau bezahlbarer Wohnungen vorantreiben – unter anderem mit vergünstigtem | |
| Bauland, Steuererleichterungen, Förderung von Energiesparmaßnahmen, mehr | |
| Personal in Bauämtern und Möglichkeiten für höheres und dichteres Bauen. | |
| Branchenanalysen zeigen, dass Mieten und Kaufpreise für Wohnungen auch in | |
| der [1][Coronakrise] weiter steigen. Für eine Bestandswohnung verlangten | |
| Vermieter:innen bei der Neuvermietung nach Daten des Portals | |
| Immobilienscout24 im März 7,18 Euro kalt je Quadratmeter, drei Prozent mehr | |
| als ein Jahr zuvor. Bei Neubauwohnungen waren es 9,58 Euro, ein Plus von | |
| gut fünf Prozent, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Die Preise | |
| für Wohnungen und Häuser legten laut Verband deutscher Pfandbriefbanken | |
| 2020 im Schnitt um 7,5 Prozent zu. | |
| Das Deutsche Institut für Urbanistik hält es für möglich, dass geänderte | |
| Bedürfnisse infolge der Coronakrise das Wohnen weiter verteuern. „Die | |
| Wohnung wird nach Corona als Lebensraum wichtiger sein“, sagte | |
| Institutsleiter Carsten Kühl. Größere Wohnungen mit Rückzugsmöglichkeiten | |
| und weniger offenen Grundrissen sowie höherer technischer Ausstattung | |
| könnten künftig begehrter sein. | |
| Die Linken-Vorsitzende Janine Wissler bekräftigte beim Wohnungsbautag die | |
| Forderung ihrer Partei, mit [2][einem bundesweiten „Mietendeckel“] den | |
| Wohnkostenanstieg zu stoppen. „Wir brauchen auch Neubau“, fügte sie hinzu. | |
| FDP-Chef Christian Lindner und CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak lehnten | |
| einen „Mietendeckel“ ab. Lindner sprach sich für Steuererleichterungen, ein | |
| Baulückenkataster und ein eigenständiges Bauministerium aus. Grünen-Co-Chef | |
| Robert Habeck unterstützte die Forderung nach höherem Bauen und mehr | |
| Sozialwohnungen. | |
| Der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes zog eine positive Bilanz der | |
| Jahre unter der Regierungskoalition aus Union und SPD. Das Ziel von 1,5 | |
| Millionen neuen Wohnungen habe sie unter anderem wegen der langen | |
| Regierungsbildung und der Pandemie nicht erreicht, sagte | |
| Hauptgeschäftsführer Felix Pakleppa. „1,2 Millionen sind schon ein ganz | |
| respektables Ergebnis.“ Staatssekretär Volkmar Vogel sagte, weitere 300.000 | |
| Wohnungen seien genehmigt und würden bis Jahresende fertig. | |
| 6 May 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746 | |
| [2] /Nach-dem-BVerfG-Urteil-zum-Mietendeckel/!5765627 | |
| ## TAGS | |
| Sozialwohnungen | |
| Mieten | |
| Mieterverein | |
| Mietendeckel | |
| Umwandlungsverordnung | |
| Mieten | |
| Tiny Houses | |
| Mietendeckel | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Streit um Mietendeckel für Landeseigene: Sozis deckeln Linke und Grüne | |
| Finanzsenator Kollatz und Bausenator Scheel wollen den Mietendeckel nicht | |
| für die landeseigenen Wohungsunternehmen fortführen. Nun gibt es Zoff. | |
| Umwandlungen von Wohnungen: Mehr Mieterschutz statt Baulücken | |
| Am Freitag stimmt der Bundestag über das Baulandmobilisierungsgesetz ab. | |
| Mieter:innen sollen damit besser geschützt werden. | |
| Nach dem BVerfG-Urteil zum Mietendeckel: „Vom Bundesdeckel rate ich ab“ | |
| Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Berliner Mietendeckel ist | |
| nicht überzeugend, findet der Rechtswissenschaftler Florian Rödl. | |
| Verdrängung aus dem Stadtzentrum: Abschied von einer grünen Utopie | |
| Ein Kollektiv aus Tiny House-Bauern macht den Mirbachplatz seit über zwei | |
| Jahren zu einem kreativen Ort. Nun muss es teuren Wohnungen weichen. | |
| Nach der Entscheidung zum Mietendeckel: „Nachzahlung von 5.100 Euro“ | |
| Der Mietendeckel ist erstmal weg. Protokolle von Mieter*innen, die sich nun | |
| über Nachzahlungen und höhere Kosten ärgern. |