Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- 72 Jahre Luftbrücke in Berlin: Noch Fragen, Kinder?
> Am Mittwoch jährt sich das Ende der Berlin-Blockade vor 72 Jahren. Kinder
> haben da ein paar ganz grundsätzliche Fragen.
Bild: Ein „Rosinenbomber“ fliegt 2019 übers Tempelhofer Feld, da hatte die…
Guckt mal“, sage ich zu den beiden Kindern, 6 und 11 Jahre alt und überaus
schlecht gelaunt, weil ich sie gerade vom Spielplatz im Mauerpark gepflückt
habe und es heiß ist und die nächste Eisdiele zumindest nicht in
Sichtweite, dafür aber die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer
Straße.
„Da, wo diese langen Eisenstäbe im Boden stecken, da stand mal die
[1][Berliner Mauer]. Toll, oder? Können wir uns jetzt einfach angucken,
manche machen dafür hier extra Urlaub in Berlin!“ Der Ältere weiß, dass
Gedenkstätten Arbeit bedeuten, toll oder nicht, seine Laune bessert sich
kein bisschen, und außerdem würde ich mich wiederholen, sagt er, weil ich
das angeblich immer sage, wenn wir vor der Mauergedenkstätte stehen. Der
Kleinere aber ist angefixt: „Wo war die Mauer?!“
Alles, was irgendwie mit dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Berlins zu
tun hat, interessiert ihn gerade brennend. Vermutlich weil es ja auch echt
hart ist zu verstehen: Da gab es mal eine Zeit, wo die Erwachsenen es
wirklich für angebracht hielten, ein ganzes Land in zwei Hälften zu teilen,
inklusive Besuchsverbot in die eine Richtung, aber nicht in die andere. Und
dann auch noch dieser Oberschurke, dem alle irgendwie hinterhergelaufen
sind, und der „zum Glück, Mama, zum Glück!“ den Krieg verloren hat, und an
dem Punkt fangen die Eltern dann auch schon wieder mit der Mauer an.
Das muss aus Kindersicht eine echt irre Geschichte sein, deshalb hat das
Kind auch grundsätzliche Fragen: Wieso sich die Amerikaner und die Russen
eigentlich nicht mochten. Hatten sie nicht gerade noch irgendwie zusammen
gegen die Nazis gekämpft? Was der Berliner Bürgermeister eigentlich zu
bestimmen hatte, wo er doch irgendwo auch den Krieg verloren hatte? Und
wieso die im Westen eine Weile lang so nett waren, Lebensmittel über
Westberlin abzuwerfen, weil die Russen und Amerikaner ja irgendwie Streit
hatten und obwohl die Deutschen ihnen gerade zuvor noch den Krieg erklärt
hatten?
## Kohle und Rosinen
Am Mittwoch jährt sich die [2][Beendigung der Berlin-Blockade durch die
Sowjetunion] zum 72. Mal. Ein Jahr lang, von Juni 1948 bis zum 12. Mai
1949, hatten die Alliierten per Luftbrücke die eingemauerte Westberliner
Bevölkerung mit Kohlen und Lebensmitteln versorgt. Es wird wieder ein
Grußwort des Regierenden geben und eine Kranzniederlegung am Platz der
Luftbrücke.
Und ob dieser einstudierten Rituale vergisst man ja manchmal, wenn man groß
geworden ist, was das eigentlich für eine irre Geschichte ist, an die wir
uns da heute erinnern dürfen.
12 May 2021
## LINKS
[1] /Doppel-Interview-zu-Kunstprojekt/!5763469
[2] /Berlin-Blockade-vor-70-Jahren/!5591116
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Luftbrücke
Tempelhofer Feld
Sowjetunion
Schwerpunkt Tag der Befreiung
Geschichte Berlins
Kalter Krieg
## ARTIKEL ZUM THEMA
Demonstration zum 8. Mai in Berlin: Gedenken und Kampf bis heute
Bis zu 8.000 Menschen feiern in Berlin den Tag der Befreiung vom Faschismus
und kritisieren rechtsextreme Strukturen in Polizeibehörden.
Interview mit KZ-Forscherin: „Es wurde Columbia-Hölle genannt“
Politikwissenschaftlerin Karoline Georg über die Rolle des Columbia-Hauses
für nationalsozialistische Machtstrukturen und die Situation jüdischer
Häftlinge.
Berlin-Blockade vor 70 Jahren: Als die Bomber Rosinen brachten
Am 12. Mai vor 70 Jahren endete die Berliner Blockade. Auf dem Tempelhofer
Feld wird das am Sonntag mit dem „Fest der Luftbrücke“ gefeiert.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.