# taz.de -- Zum Tod von Prinz Philip: Für jedes Fettnäpfchen gut | |
> Queen Elizabeths Ehemann war uneitel und fleißig. Gleichzeitig hat er auf | |
> so mancher Auslandsreise durch rassistische Äußerungen Aufsehen erregt. | |
Bild: Die britische Königin Elizabeth II. mit ihrem Ehemann Prinz Philip im Ja… | |
DUBLIN taz | Prinz Philip, der Gatte der britischen Königin Elisabeth II., | |
ist am Freitag im Alter von 99 Jahren gestorben. Mit seiner Gesundheit ist | |
es schon seit Jahren stetig bergab gegangen, er musste immer wieder ins | |
Krankenhaus. Vor vier Jahren war er von allen öffentlichen Aufgaben | |
zurückgetreten, weil er „nicht mehr stehen“ konnte, wie er damals sagte. | |
Vor zwei Jahren war er trotzdem nochmal in den Schlagzeilen, weil er einen | |
Autounfall verursacht hatte. | |
Im letzten Jahr feierten die Queen und er den 73. Hochzeitstag im Lockdown | |
auf Schloss Windsor. Als die beiden 1947 heirateten, gab es in England | |
viele lange Gesichter. Philip von Griechenland, der auf Korfu geboren | |
worden war, besaß weder einen Titel noch Ländereien, er stammte aus dem | |
ärmsten Königshaus Europas und hatte obendrein eine Reihe peinlicher | |
deutscher Verwandter, die auf Seiten der Nazis standen und deshalb aus | |
Philips Biografie herausgestrichen wurden. | |
Philip selbst hat auf so mancher Auslandsreise durch rassistische Zitate | |
Aufsehen erregt. Von allen Mitgliedern der Königsfamilie war Philip der | |
treffsicherste, wenn es um Fettnäpfchen geht. Der langnasige Zyniker, als | |
der er in der satirischen Fernsehserie „Spitting Image“ dargestellt wurde, | |
hatte offenbar weder den Untergang des britischen Weltreiches noch die | |
Vercartoonisierung der Windsors mitbekommen. | |
Auf einer Chinareise 1980 wunderte er sich über die vielen „Schlitzaugen“. | |
Auch die Schotten wurden Opfer seines differenzierten Weltbilds. Im | |
Hochland fragte er einen Fahrlehrer: „Wie halten Sie die Eingeborenen nur | |
so lange vom Schnaps fern, dass sie die Fahrprüfung bestehen?“ Und auf den | |
Caymaninseln fragte er: „Stammt ihr nicht alle von Piraten ab?“ | |
## Prinz Charles hielt nicht viel von seinem Vater Philip | |
Einmal wollte er die Steuerfreiheit für Wohltätigkeitsorganisationen | |
abschaffen lassen, weil „Armut inzwischen ein relativer Begriff“ geworden | |
sei. Und er mischte sich in die Unterhausdebatte über das Verbot von | |
Handfeuerwaffen ein. Das Thema war auf die Tagesordnung gekommen, weil ein | |
Verrückter im schottischen Dunblane sechzehn Schulkinder und ihre Lehrerin | |
erschossen hatte. | |
Der Queengemahl tönte, Schusswaffen seien keinen Deut gefährlicher als | |
Cricketschläger und Hobbyschützen genauso harmlos wie Golfspieler. „Das | |
sind doch vollkommen vernünftige Leute“, sagte der königliche | |
Einfaltspinsel. „Wenn ein Cricketspieler sich dazu entschließt, eine Schule | |
zu stürmen und ein paar Leute mit seiner Cricketkelle zu erschlagen, was ja | |
ziemlich einfach wäre, würden Menschen dann dafür plädieren, Cricket zu | |
verbieten?“ | |
Prinz Charles hielt nicht viel von seinem Vater. In der Charles-Biographie | |
von Jonathan Dimbleby, die mit Hilfe des Thronfolgers zustande gekommen | |
war, hieß es über Philip, er sei stets „kalt und abweisend“ gewesen. Er | |
habe Charles gegen dessen Willen zur Ehe mit [1][Diana] gezwungen, die „er | |
nie geliebt hat“. Nach seiner Reaktion auf die Angriffe seines Ältesten | |
befragt, konnte sich Philip nur mühsam beherrschen. „Ich habe in den | |
vergangenen 40 Jahren keinen Kommentar über irgendein Mitglied meiner | |
Familie abgegeben“, bellte er, „und gedenke nicht, damit jetzt anzufangen.�… | |
Von all dem wird in den Nachrufen aber keine Rede sein. Stattdessen wird | |
man seine Rolle im Königshaus herausstellen. Wichtige Entscheidungen wie | |
die Einwilligung der Königin, Steuern zu zahlen oder ihre Yacht | |
abzuschaffen, wurden nicht ohne seine Einwilligung getroffen. Und er war | |
fleißig. Kein anderes Mitglied, außer der Königin, hatte einen solch prall | |
gefüllten Terminkalender mit öffentlichen Aufgaben. [2][1961 wurde er zum | |
Beispiel Präsident der britischen Sektion des World Wildlife Fund (WWF)]. | |
Im selben Jahr erlegte er in Indien einen zweieinhalb Meter langen Tiger. | |
Und eins muss man ihm lassen: Er war nie langweilig. Wenn er in der Nähe | |
war, konnte man danach immer mit einer Geschichte in den Medien rechnen. | |
Besonders eitel war er auch nicht. Über sich selbst hatte er einmal gesagt, | |
er sei ein „diskreditierter Balkan-Prinz ohne besonderen Verdienst oder | |
Bedeutung“. | |
9 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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