# taz.de -- Mutmaßlicher Mord an Homa und Tajala Z.: Gedenkstein zerstört | |
> Der Gedenkstein, der an einen mutmaßlich Femizid erinnert, wurde von | |
> Unbekannten zerstört. Die Polizei interessiert das nur mäßig. | |
Bild: Ein auf einer Demo der Aufklärungsinitiative verlegter Gedenkstein wurde… | |
Berlin taz | Ein Gedenkstein, der an die [1][in ihrer Wohnung getöteten | |
Afghaninnen Homa Z.] und ihre neunjährige Tochter Tajala erinnert, ist | |
durch Unbekannte zerstört worden. Bei der Demo einer Aufklärungsinitiative | |
hatte eine anonyme Künstlerin den Gedenkstein Ende Februar ein Jahr nach | |
ihrem Tod im Bürgerpark Marzahn platziert und damit an zahlreiche offene | |
Fragen im Zusammenhang mit dem mutmaßlichen Mord erinnert. Laut Initiative | |
sind Polizei und Staatsanwaltschaft nicht ausreichend einem möglichen | |
neonazistischen oder misogynen Tatmotiv nachgegangen – die getötete Z. habe | |
unter rassistischen Anfeindungen in ihrer Nachbarschaft gelitten. | |
An dem Gedenkstein scheinen sich aber offenbar Menschen zu stören, wie der | |
Anschlag nahelegt. Vor anderthalb Wochen sei der Initiative aufgefallen, | |
dass der Stein zerstört worden sei, auf dem zuvor „In unseren Herzen lebt | |
ihr weiter“ stand und ein Bild der Opfer zu sehen war. | |
In einer Erklärung wendet die Initiative sich nun an die Öffentlichkeit: | |
Ein sichtbarer Ort des Erinnerns und der Trauer sei zerstört worden. Der | |
Anschlag belege das insbesondere für migrantische Frauen schwierige Klima | |
in Marzahn-Hellersdorf, in dem rassistische Übergriffe Alltag seien. Die | |
Ini vermutet, dass Neonazis hinter dem Anschlag steckten, und forderte vom | |
Bezirk die Einrichtung eines offiziellen Gedenkorts. | |
Angeklagt ist für die Tat derzeit vor dem Landgericht ein Nachbar der | |
Familie Z.: der in Untersuchungshaft befindliche Ali H. – allerdings hat | |
nicht nur die Verteidigung Zweifel an dessen Schuld, sondern auch die | |
Nebenklageanwältin des hinterbliebenen Ehemannes. Laut Staatsanwaltschaft | |
soll das Motiv für den mutmaßlichen Mord Habgier gewesen sein – dem | |
widerspricht laut Ini, dass der mutmaßliche Täter in der Wohnung | |
befindliches Geld nicht mitgenommen und zudem über ein gedecktes Konto | |
verfügt hat. | |
## Bezirk will offiziellen Gedenkort | |
Die „Homa und Tajala Aufklärungsinitiative“ erinnert die Tat angesichts der | |
Brutalität vielmehr an ein Hassverbrechen – etwa einen frauenfeindlich oder | |
einen rassistisch motivierten Mord: Mit 37 Messerstichen sei Homa Z. | |
getötet worden – und im Anschluss daran auch die Tochter. Die | |
Aufklärungsinitiative ist Teil des Netzwerks gegen Femizide und stand auch | |
im Austausch mit dem Opfer. | |
Die Polizei hatte bis zur taz-Anfrage am Dienstag nichts von dem zerstörten | |
Gedenkstein gehört. Nachdem daraufhin Einsatzkräfte den beschädigten Stein | |
begutachteten, hieß es, dass es keine weiteren Ermittlungen geben werde, | |
weil keine Anzeige vorliege und der Stein keine offizielle Gedenkstätte | |
sei. Der Stein wurde ohne offizielle Genehmigung verlegt. Einen möglichen | |
politischen Hintergrund der Tat prüft die Polizei also nicht. | |
Tags darauf, am Mittwoch, hieß es nun von der Polizei, dass man | |
mittlerweile doch von Amts wegen Strafanzeige wegen des Verdachts auf | |
Sachbeschädigung gestellt habe und ein Ermittlungsverfahren eingeleitet | |
sei. Ein Motiv ließe sich aus der Beschädigung allerdings nicht ableiten. | |
Sollten Hinweise auf einen politischen Hintergrund vorliegen, werde der | |
Staatsschutz prüfen. Gut möglich sei auch, dass das Verfahren eingestellt | |
werden, wenn sich kein Geschädigter finde, so eine Sprecherin der Polizei. | |
Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) bestätigte der taz, dass der | |
Bezirk in Kontakt mit der Ini stehe und versuchen wolle, einen offiziellen | |
Gedenkort anzustoßen. | |
8 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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