# taz.de -- Geschlecht im Kinderfernsehen: Von Hasen und Häsinnen | |
> In Sendungen für junge Zielgruppen wimmelt es von männlichen Tieren – und | |
> männlichen Baggern. Wenn es mal Mädchen gibt, sind die meist rothaarig. | |
Bild: Liebe Kinder: Häs*innen! | |
Wir laufen ja gerade wieder ungebremst in ein Feiertags-Wochenende. Ostern: | |
Das Fest der Auferstehung, weshalb sich zuerst wer ans Kreuz nageln lassen | |
musste und so weiter. Wie alle adaptiert-christlichen Feste ist die | |
Geschichte natürlich viel älter. Und läuft heute meist weltlich-lockerer | |
ab: Eier werden gefärbt, Hasen gebastelt, Osterbrot gebacken. | |
Allein – Hase bleibt Hase. Wo ist die Häsin in unserer ach so | |
genderbewussten Zeit? Obwohl das mit den Eiern schon seit 60.000 Jahren | |
üblich ist – und nebenbei gesagt nicht gerade auf einen männlichen Zyklus | |
hinweist. Aber bis heute läuft es in etwa so: Da klaut der Macho-Hase den | |
Hühnern die Eier, um sich bei den Kindern einzuschleimen. | |
Und dieses männergemachte Weltbild, ob christlich geprägt oder nicht, ob | |
Osterhasi oder Nikolausi, hat sich natürlich auch in den Medien | |
breitgemacht. Selbst die unbelebte Natur, die fürs [1][Fantasie-Fernsehen | |
für junge Zielgruppen] gern zum Leben erweckt wird, ist überwiegend | |
maskulin. In der Kinderwelt wimmelt es von Tieren und animierten Sachen, | |
die wunderschön divers sein könnten. Aber der gelbe Bagger heißt natürlich | |
Jack. Und Sponge-Bob Schwammkopf ist eben ein Bob und kein neutraler | |
Schwamm. | |
2017 gab es dazu [2][eine Studie der Universität Rostock in Zusammenarbeit | |
mit der MaLisa-Stiftung] und allen großen Sendern von öffentlich-rechtlich | |
bis privat. Eine Studie, die endlich auch wissenschaftlich belegte, dass es | |
im Kinderfernsehen sogar tierisch männlicher zugeht als im schon schlimmen | |
Real-TV für Erwachsene. | |
Mansplaining mit Erklärbärchen, eben. | |
## Brot bleibt Brot | |
„Das Kinderfernsehen, welches die nachfolgende Generation bilden und | |
unterhalten soll, ist somit rückständiger als Film und Fernsehen für | |
Erwachsene“, bilanzierte Maya Götze vom Internationalen Zentralinstitut für | |
das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) damals. Und wenn es ausnahmsweise | |
mal starke Mädchen gibt, dann sind sie immer noch vor allem rothaarig und | |
in jedem Fall stereotyp schön, ausgesprochen schlank und hypersexualisiert. | |
Und seither? Was ist in den letzten fünf TV-Jahren passiert? Also außer | |
dass in Sonntagsreden mit Abscheu und Empörung auf das Problem hingewiesen | |
wird? | |
Immerhin führen #MeToo, der Prozess gegen Harvey Weinstein und die | |
internationale Debatte zu Diskussionen – und schleichend zu neuem | |
Bewusstsein. Gleichzeitig machen Cancel Culture und um sich greifender | |
Puritanismus vieles gleich wieder zunichte. | |
Von Osterhäsinnen ist dabei allerdings nie die Rede. Vom Kinderfernsehen | |
auch kaum. Vielleicht wurde es im KiKa-Latelounge-Klangteppich bislang nur | |
immer überhört. [3][Bernd das Brot] hat jedenfalls einen zutiefst | |
männlichen Vornamen. Aber ist und bleibt trotzalledem – das Brot. | |
2 Apr 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Kontroverse-daenische-Kinderserie/!5744428 | |
[2] https://www.imf.uni-rostock.de/forschung/kommunikations-und-medienwissensch… | |
[3] /20-Jahre-Bernd-das-Brot/!5706648 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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