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# taz.de -- Impfchaos auf niedersächsisch: Falsch, wieder ganz falsch
> Niedersachsen wollte erst Tote impfen – und jetzt sollen kerngesunde,
> junge Menschen drankommen. Warum auch immer.
Bild: Niedersachsen kriegt die Impfeinladungen einfach nicht auf die Reihe
Hannover taz | Niedersachsen kommt aus [1][dem Impf-Ärger gar] nicht mehr
raus. Am Anfang gab es Ärger, weil das Gesundheitsministerium auf die
Adressdaten eines privaten Dienstleisters zurückgegriffen hatte, um die
über 80-Jährigen für die Impfungen anzuschreiben. Man hatte darauf
spekuliert, dass dies schneller ginge, als die Kommunen zu bitten, erst
ihre Melderegister zu befragen und die entsprechenden Einwohner*innen
dann selbst anzuschreiben.
Das ging gleich schief: [2][Die Adressdaten waren in vielen Fällen] nicht
aktuell, zahlreiche Bürger*innen beschwerten sich, weil auch längst
Verstorbene angeschrieben worden waren. Nun hat das Land es geschafft, das
gegenteilige Malheur zu produzieren.
Dabei war der aktuelle Rundbrief doch gut gemeint: Mit Hilfe der
Krankenkassen sollten all die Versicherten angeschrieben werden, die
aufgrund ihrer Vorerkrankungen Anspruch auf eine Impfung innerhalb der
Priorität 2 hätten. Die müssten dann nicht mehr beim Hausarzt um ein Attest
bitten.
Doch auch das ging schief: Zahlreiche junge und gesunde Menschen erhielten
eine entsprechende Impfberechtigung und wunderten sich, warum. Wie genau
das passieren konnte, versucht man noch zu klären. Am wahrscheinlichsten
erscheint es, dass für diese Versicherten irgendwann im vergangenen Jahr
einmal Verdachtsdiagnosen oder falsche Diagnoseschlüssel abgerechnet worden
waren, die sie nun kränker aussehen lassen, als sie sind.
## Onay beklagt Impfbürokratie
Die [3][neue Gesundheitsministerin des Landes, Daniela Behrens (SPD)], bat
in der vergangenen Woche eindringlich darum, dass diese irrtümlich
angeschriebenen, jungen Gesunden doch bitte lieber noch zu Hause bleiben
sollten.
Die Impfungen selbst werden aber ganz sicher hinreichend dokumentiert:
Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) [4][beklagte in einer
Videokonferenz] mit der Kanzlerin die ausufernde Impfbürokratie. Die Region
hat für das Impfzentrum auf dem Messegelände Überseecontainer angemietet,
um den Papierkram unterzubringen.
Bis zu acht Seiten müssen für die Impfung ausgefüllt werden. Jeden Tag
fallen 50 Aktenordner an, die zehn Jahre lang aufgehoben werden müssen.
Dazu kommen weitere drollige Kuriositäten wie QR-Codes, die man als
Impfling zugesandt bekommt und die ausgedruckt werden müssen, damit sie
dann an einer anderen Station wieder eingescannt werden können.
24 Apr 2021
## LINKS
[1] /Fragwuerdige-Auftragsvergabe/!5757153
[2] https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/corona-impfprobleme-in-nieders…
[3] https://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Verwirrung-um-Corona-Impfung-Land…
[4] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/hannover_weser-leinegebiet/Zu-…
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Impfung
Niedersachsen
Schwerpunkt Coronavirus
taz-Serie Corona glokal
Rechtsanspruch
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