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# taz.de -- Institut für Rundfunktechnik: Ausgeforscht
> Öffentlich-Rechtliche sollen in Sachen Technik zusammenzuarbeiten, heißt
> es oft. Das zuständige Institut für Rundfunktechnik wird nun
> abgewickelt.
Bild: Das Institut für Rundfunktechnik (IRT) in München
Was macht man, wenn man [1][als Öffentlich-Rechtliche] von der Politik
aufgefordert wird, enger zusammenzuarbeiten? Gerade in Sachen Technik die
Synergien zu heben und es dazu sogar ein gemeinsames Institut gibt? Genau,
man macht es dicht.
Das Institut für Rundfunktechnik (IRT) müsste eigentlich jede/r kennen.
Denn vom IRT kam revolutionäre Technik wie das Videokompressionsverfahren
MPEG, ohne das die Digitalisierung alt aussähe. Kam, weil sich das IRT seit
Anfang 2021 in Liquidation befindet, also abgewickelt wird.
Das IRT gehörte bislang allen Öffentlich-Rechtlichen inklusive Schweiz und
Österreich. Seine Techniker*innen haben am Farbfernsehen oder dem
Blue-Screen-Verfahren für Filmaufnahmen mitgearbeitet. An den Mikrofonen,
wie sie im Bundestag stehen und ohne die die Politik keine Ansagen machen
könnte. Und am erwähnten MPEG-Standard, für den es 2000 sogar einen
Emmy-Award gab.
Das IRT hat also jede Menge Sinn ergeben. Und hätte für ARD, ZDF & Co.
sogar eine passable Einnahmequelle sein können. Es war an Patenten
beteiligt, die ordentlich Geld brachten. Bloß kam davon beim IRT kaum etwas
an. Denn [2][die Patentrechte verwertete ein Anwalt im Auftrag des IRT so
gekonnt], dass rund 200 Millionen Euro in andere Kassen flossen. [3][Ende
2017 platzte die Bombe], der Anwalt wanderte vorübergehend hinter Gitter.
Doch dann kam die nächste Überraschung. Laut [4][Staatsanwaltschaft sei die
IRT-Geschäftsleitung selber gar nicht so ahnungslos] gewesen und habe unter
anderem mit dem Anwalt eine Aufteilung der Patenterlöse vereinbart, die den
Betrug leichter gemacht hätte.
## Unfromme Ausrede
Es folgte, was man halt so macht, um Skandale in den Scart zu drücken. Der
IRT-Geschäftsführer ging flux gesundheitsbedingt in den Ruhestand. Mit dem
Patentanwalt wurde ein Vergleich geschlossen, [5][60 Millionen Euro fanden
ihren Weg zurück]. Bleiben 140 Millionen übrig, von denen bis heute
erstaunlich wenig die Rede ist. Beim [6][KiKA-Skandal], der monatelang die
Republik erregte, ging es gerade mal um rund 10 Millionen.
Und die Gesellschafter, also die Anstalten und ihre Intendant*innen, die
von alledem nichts mitbekamen? Sie ließen das IRT [7][mit seinen 140
Mitarbeiter*innen nach einigem Hin und Her über die Klinge springen].
Auf dass Gras über die Sache wachse. So eine Einrichtung brauche es nicht
mehr, begründete das Hyperlink:=ZDF seinen Rückzug, dem andere dankbar
folgten.
Dass diese unfromme Ausrede Quatsch ist, sagen etwa Experten des Fraunhofer
Instituts. Das Aus des IRT sei eine Schwächung des Forschungsstandorts
Deutschland. Die IRT-Mitarbeiter*innen, die Ende März ihre Arbeit
einstellen, fragen sich nun, was aus ihrer Forschung wird – und wie der
Technik-Schatz des IRT gesichert werden kann.
18 Mar 2021
## LINKS
[1] /Sparkurs-der-Oeffentlich-Rechtlichen/!5743973
[2] /Institut-fuer-Rundfunktechnik-vor-dem-Aus/!5666735
[3] https://www.br.de/presse/inhalt/pressemitteilungen/irt-patentanwalt-strafan…
[4] https://www.sueddeutsche.de/medien/skandal-beim-irt-millionenfalle-fuer-ard…
[5] https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/irt-streit-um-patente-endet-…
[6] https://meedia.de/2015/05/04/fast-zehn-millionen-euro-schaden-mdr-erklaert-…
[7] https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/nach-60-jahren-das-institut-…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk
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