| # taz.de -- Änderung des Wahlgesetzes in Berlin: Die Kleinen haben obsiegt | |
| > ÖDP, Piraten und Tierschutzpartei haben erfolgreich gegen das | |
| > Abgeordnetenhaus geklagt. Die Zulassung zur Berlinwahl ist wegen Corona | |
| > nun leichter. | |
| Bild: Die Piraten hatten nach den Berlin-Wahlen 2016 nichts zu feiern: Sie kame… | |
| Berlin taz | Berlins Kleinparteien haben vor dem Verfassungsgerichtshof | |
| einen Sieg errungen. Berlins höchstes Gericht hat in einem Urteil vom | |
| Donnerstag die Hürden für eine Zulassung zur Abgeordnetenhauswahl am 26. | |
| September deutlich herabgesetzt: Unter normalen Umständen brauchen alle | |
| nicht in Bezirksparlamenten oder im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien | |
| für die Zulassung zur Wahl 2.200 Unterstützungsunterschriften. Aufgrund von | |
| Lockdown und Pandemie sei diese Zahl allerdings verfassungswidrig, urteilte | |
| das Gericht. Die Quoren müssten auf 20 bis 30 Prozent gesenkt werden. | |
| Zuvor hatte das Abgeordnetenhaus Mitte Februar die benötigten Stimmen | |
| bereits auf 1.100 halbiert. Kleinparteien wie Ökologisch-Demokratische | |
| Partei (ÖDP), Piratenpartei und Tierschutzpartei war dies allerdings nicht | |
| genug; daher hatten sie wegen der erschwerten Sammelbedingungen im Lockdown | |
| [1][eine Organklage eingereicht]. | |
| Nun muss das Abgeordnetenhaus nachjustieren. Nach Angaben der [2][SPD im | |
| Abgeordnetenhaus] wollen alle Fraktionen die erneute Änderung zügig | |
| angehen. Eine erste Lesung für die Gesetzesänderung sei bereits für den 25. | |
| März geplant. Während der Pandemie dürften dann nach dem Urteil lediglich | |
| 440 bis 660 Unterschriften erforderlich sein. | |
| Die Parteien im Abgeordnetenhaus hätten die pandemiebedingt schwierige Lage | |
| der kleinen Parteien auf die leichte Schulter genommen, sagt [3][Lars | |
| Arnold von der ÖDP], deren Klage sich andere Parteien angeschlossen hatten. | |
| „Jetzt müssen sie sich vom Verfassungsgericht belehren lassen, was | |
| Chancengleichheit im Sinne des Grundgesetzes bedeutet“, so Arnold, der als | |
| Direktkandidat in Charlottenburg-Wilmersdorf antritt. Er hofft auch auf | |
| eine Herabsetzung der Hürden bei der gleichzeitigen Bundestagswahl – auch | |
| für sie braucht man pro Landesverband 2.000 Unterschriften. | |
| ## Volt will Digitalisierung | |
| Die Klage der ÖDP hatten neben der Tierschutzpartei und den Freien Wählern | |
| auch die bis 2016 im Abgeordnetenhaus vertretene Piratenpartei unterstützt. | |
| Der Berliner [4][Geschäftsführer Franz-Josef Schmitt] sagte: „Es muss im | |
| Moment versucht werden, jeden vermeidbaren Kontakt zwischen Menschen zu | |
| unterlassen.“ | |
| Kontakte zum Sammeln von Unterstützungsunterschriften auf Papier als bloße | |
| Interessenbekundung der Bevölkerung seien angesichts der aktuellen | |
| Infektionsdynamik zu vermeiden, so Schmitt. Er forderte von den Fraktionen | |
| im Abgeordnetenhaus eine schnelle Gesetzesänderung und kritisierte, dass | |
| diese die Hürden nicht gleich deutlicher gesenkt hätten. | |
| Erstmals will in diesem Jahr in Berlin auch die europaweit vernetzte Partei | |
| Volt antreten. Auch Volt freue sich über das Urteil, sagte Sprecher Martin | |
| Becker der taz. Ihnen sei es allerdings besonders wichtig gewesen, dass | |
| digitale Aufstellungsversammlungen möglich seien, was allerdings schon seit | |
| der Wahlrechtsänderung durch das Abgeordnetenhaus Mitte Februar der Fall | |
| sei. Volt habe sich bereits digital aufgestellt – als erste Partei in | |
| Berlin überhaupt. „Wir arbeiten als europaweit vernetzte Partei immer schon | |
| digital und können gar nicht anders“, sagte Becker. | |
| Auf Digitalisierung liegt entsprechend auch ein Schwerpunkt im anstehenden | |
| Wahlkampf, wie Johanna Drechsel aus dem Volt-Landesvorstand der taz sagte: | |
| „Die Pandemie hat gezeigt, dass wir in Berlin vor allem eine | |
| Digitalisierung in der Verwaltung und in der Bildung brauchen.“ Ebenso sei | |
| in Berlin der Ausbau von inklusiver Mobilität mit Fuß- und Radwegen wichtig | |
| sowie im Bereich Wohnen die Entbürokratisierung des Wohnungsbaus. | |
| Bei der Europawahl 2019 wählten in Berlin 16,3 Prozent kleine Parteien. Am | |
| meisten Stimmen bekam damals Die Partei mit 4,8 Prozent. Sie lag damit | |
| sogar vor der FDP mit 4,7 Prozent. Die Tierschutzpartei holte 2, Volt holte | |
| 1,2, die Piraten kamen auf 0,8 Prozent. Die Familienpartei und die ÖDP | |
| holten je 0,6 Prozent. | |
| 19 Mar 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.oedp-berlin.de/fileadmin/user_upload/01-instanzen/02/klage.pdf | |
| [2] https://www.lto.de/recht/nachrichten/n/verfgh-berlin-4-21-20a-21-unterschri… | |
| [3] /Kleine-Parteien-vor-der-Wahl-in-Berlin/!5745352 | |
| [4] https://www.piratenpartei.berlin/allgemein/landesverfassungsgericht-stimmt-… | |
| ## AUTOREN | |
| Gareth Joswig | |
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