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# taz.de -- Neuseeland gewinnt größte Segeltrophäe: „The Kiwis can fly“
> Neuseeland siegt bei der Segelregatta um den America’s Cup gegen Italien
> mit 7:3 dank des schnelleren Boots, sauberer Taktik und mit etwas Glück.
Bild: Rasante Flugboote: die neuseeländische Yacht war letztlich etwas schnell…
Neuseeland hat den America’s Cup vor Auckland erfolgreich verteidigt. Am
Mittwoch gelang der favorisierten Mannschaft in der zehnten Wettfahrt mit
einem Vorsprung von 46 Sekunden der entscheidende siebte und zugleich
fünfte Sieg in Folge. Damit gewann das segelverrückte Land [1][die älteste
Sporttrophäe der Welt] bereits zum vierten Mal. Italien konnte auch bei
seiner dritten Finalteilnahme die seit 1851 ausgetragenen Regatta der
Superlative nicht gewinnen. Trotzdem verdienten sich die Azzurri großen
Respekt. „Sie haben uns ziemlich überrascht“, räumte Neuseelands
Teammanager Grant Dalton ein.
Denn bis zur sechsten Wettfahrt hatte es noch 3:3 gestanden. Die Italiener
hielten auf ihrer Yacht „Luna Rossa“ gut mit. Zwar war sie meist langsamer
als die neuseeländische „Te Rehutai“, doch war ihr Boot mit seinen 30
Prozent größeren Tragflächen manövrierfähiger. Und so konnten die mit dem
Steuermannduo Francesco Bruni und Jimmy Spithill antretenden Italiener oft
besser starten. Bis zur sechsten Wettfahrt entschieden die Sekunden des
Starts über die Platzierung im Ziel, denn es gab bei der zunächst außen im
Hauraki-Golf gelegenen Bahn mit ihren gleichmäßigeren Winden keine Chancen
mehr zum Überholen, sofern der Gegner keine Fehler machte. Doch hatten da
die Neuseeländer bei ihren Siegen stets mehr Vorsprung als die Italiener
gehabt, wenn diese führten.
Die Dramaturgie änderte sich, als bei den Rennen sieben und acht zunächst
die Italiener führten, aber den Neuseeländern mit ihrem nervenstarken
30-jährigen Steuermann Peter Burling, einem mehrfachen Weltmeister und
Olympiamedaillengewinner, jeweils das Überholen gelang. Einmal waren sie
nicht gedeckt worden, weil die Italiener sicher waren, selbst auf die
bevorzugte Bahnseite zu kreuzen. Doch ließ ein Winddreher Neuseeland
überholen.
Dramatisch war der Führungswechsel im achten Rennen. Das neuseeländische
Boot konnte sich in einer Halse in den Abwinden der Italiener nicht auf
den Tragflächen halten und tauchte ein. Die dann langsame Verdrängerfahrt
ließ die Italiener auf einen Vorsprung von zwei Kilometer davonfliegen.
Doch dann ereilte „Luna Rossa“ in einem Flautenloch an der Luvtonne das
gleiche Schicksal. Dabei dauerte es noch länger, das Boot wieder auf die
Tragflächen zu bekommen. Aus einem zweiminütigen Vorsprung wurde ein
zweiminütiger Rückstand.
## Enger Zweikampf
[2][Der America’s Cup war jetzt erstmals auf dem neuentwickelten Bootstyp
AC75 ausgetragen worden.] Diese knapp 23 Meter langen Karbonschüsseln
wiegen nur sieben Tonnen und heben sich auf schwenkbare krakenartige
Tragflächen – Foils genannt. Dabei steigt das Boot bis auf die
Leetragfläche und das Ruder komplett aus dem Wasser, über das es dann
fliegt. Diese Flugboote erreichen vierfache Windgeschwindigkeit und rasen
mit bis zu 90 Stundenkilometern über den Kurs.
Sah es zu Beginn der Regatta nach einem reinen Speedrace aus, zeigte sich
bei den letzten Wettfahrten, dass es bei Kursen in größerer Landnähe mit
Winddrehern auch packende Zweikämpfe gibt. So wechselte in der spannenden
neunten Wettfahrt immer wieder die Führung. Bei Zweikämpfen geht es darum,
den Gegner mit Abwinden zu bremsen, zum Wenden oder Halsen in eine
benachteiligte Richtung zu zwingen. Zweimal hatten die Neuseeländer Glück,
als die Italiener glaubten, auf die bessere Seite zu fahren, diese dann
aber nachteilig war.
Durch die Ausscheidungsregatten der Herausforderer, bei denen sich Italien
gegen die USA und Großbritannien durchsetzte, hatte das Team der „Luna
Rossa“ mehr Zweikampferfahrung. Dafür konzentrierten sich die Kiwis, wie
die Neuseeländer sich angesichts ihres flugunfähigen Nationalvogels selbst
nennen, auf den Trimm und die Verbesserung der Geschwindigkeit ihres Boots.
Im letzten Rennen waren sie auf allen Kurse jeweils um zwei Knoten
schneller als die Italiener. „The Kiwis can fly!“, rief ein begeisterter
TV-Moderator.
Während der Reggattatage war in Auckland die Coronawarnstufe gesenkt
worden, so dass doch noch Tausende Zuschauer das Race Village an der Halsey
Wharf besuchen und ihr Team anfeuern konnten. Am Rand der Regattabahn
selbst ankerten rund 2.000 Boote voller Zuschauer.
17 Mar 2021
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## AUTOREN
Sven Hansen
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