Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- US-Luftangriff im Nahen Osten: Militärschlag zur Vergeltung
> Die Luftwaffe hat auf Anweisung von US-Präsident Biden Angriffe gegen
> pro-iranische Kämpfer im syrisch-irakischen Grenzgebiet geflogen. Es gab
> mehrere Tote.
Bild: John Kirby, Sprecher des Pentagons, bei einer Pressekonferenz zum US-Luft…
Washington/Damaskus afp/dpa | Auf Anweisung von Präsident Joe Biden hat die
US-Armee Luftangriffe gegen pro-iranische Milizen in Syrien geflogen. Dabei
wurden nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in
der Nacht zum Freitag nahe der Grenze zum Irak mindestens 22 Milizionäre
getötet. Das Pentagon machte keine Angaben zu Todesopfern. Es bezeichnete
die Angriffe als Antwort auf den mehrfachen Raketenbeschuss von Stellungen
der USA und ihrer Verbündeten im Irak seit Mitte Februar.
Es war der erste Luftangriff der US-Armee auf die pro-iranischen Milizen im
Nahen Osten seit Bidens Amtsantritt vor fünf Wochen. Durch die Angriffe
wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle drei mit Munition beladene Lkw
zerstört, die aus dem Irak kommend an einem inoffiziellen syrischen
Grenzposten südlich der Stadt Bukamal eingetroffen seien.
„Es gibt viele Tote“, erklärte die Aktivisten-Organisation. Bei den
zunächst gezählten 22 Toten handle es sich um Mitglieder der pro-iranischen
Hasched-al-Schaabi-Miliz. Die Syrische Beobachtungsstelle für
Menschenrechte hat ihren Sitz in Großbritannien und bezieht ihre
Informationen aus einem Netz von Informanten vor Ort. Die Angaben der
Aktivisten-Organisation lassen sich von unabhängiger Seite oft kaum
überprüfen.
Pentagon-Sprecher John Kirby teilte mit, die US-Armee habe von
pro-iranischen Milizen genutzte „Infrastruktur“ an einem ostsyrischen
Grenzposten angegriffen. „Mehrere Einrichtungen“ seien zerstört worden.
Laut Kirby waren diese Einrichtungen von Teilorganisationen der Hasched
al-Schaabi genutzt worden, darunter der Kataib Hisbollah.
Angriff laut Biden „verhältnismäßig“
Mit dem Militäreinsatz sende Biden die „unmissverständliche Botschaft“,
dass er handeln werde, um die US-Truppen im Nahen Osten und deren Partner
zu schützen, betonte Kirby. Er bezeichnete die US-Angriffe als
„verhältnismäßig“. Sie seien von diplomatischen Schritten wie
Konsultationen mit den Verbündeten in der Militärkoalition gegen die
Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) begleitet worden.
Nach mehreren Monaten relativer Ruhe waren zuletzt drei Mal Stellungen der
USA im Irak unter Raketenbeschuss geraten. Bei einem dieser Angriffe wurden
Mitte Februar an einem von US-Truppen genutzten Luftwaffenstützpunkt im
nordirakischen Erbil ein ziviler Militärmitarbeiter getötet sowie ein
US-Soldat und mehrere Iraker verletzt.
Die US-Regierung macht für diesen Angriff die Kataib Hisbollah
verantwortlich, auch wenn sich diese Miliz nicht dazu bekannt hat.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte zu den jetzigen
US-Luftangriffen, das Pentagon sei sich sicher, das richtige Ziel
ausgewählt zu haben. Es sei die Miliz getroffen worden, die für die
Raketenangriffe der jüngsten Zeit verantwortlich sei.
Andauernder Streit um Atomabkommen
Die gegenseitigen Militärangriffe kommen zu einem Zeitpunkt, da Washington
und Teheran sich hinsichtlich der [1][Zukunft des Atomabkommens mit dem
Iran] von 2015 belauern. Beide Seiten verlangen voneinander erste konkrete
Schritte zur möglichen Wiederbelebung der Vereinbarung.
Biden ist grundsätzlich zum [2][Wiederbeitritt der USA] zu dem Abkommen
bereit, macht aber zur Vorbedingung, dass der Iran sich wieder vollständig
an seine Verpflichtungen hält. Teheran wiederum macht zur Bedingung dafür,
dass es das Abkommen wieder komplett einhält, die Aufhebung von
US-Sanktionen.
Bidens Vorgänger Donald Trump war 2018 aus dem von ihm als völlig
unzulänglich angeprangerten Abkommen ausstiegen. Danach ließ er massive
Wirtschaftssanktionen gegen den Iran in Kraft setzen. Teheran zog sich
daraufhin seinerseits schrittweise aus der Vereinbarung zurück, indem es
absichtlich gegen darin enthaltene Regelungen zur Begrenzung seines
Nuklearprogramms verstieß.
Kritik an den US-Luftangriffen kam aus Russland. Der prominente
Außenpolitiker Konstantin Kossatschow warnte vor einer Eskalation und vor
den Folgen für die Atomvereinbarung mit dem Iran. Der Vizechef des
Auswärtigen Ausschusses im Parlament, Alexej Tschepa, sprach von
„rechtswidrigen Handlungen“ der USA. „Ich denke, das sollte von allen
Ländern verurteilt werden. Eine solche Willkür und offene Einmischung in
die Angelegenheiten anderer Staaten sind völlig inakzeptabel.“
26 Feb 2021
## LINKS
[1] /Atomabkommen-mit-Iran/!5747502
[2] /US-Regierung-und-der-Iran-Deal/!5744768
## TAGS
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Joe Biden
Naher Osten
Hisbollah
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Israel
Schwerpunkt Iran
Schwerpunkt Konflikt zwischen USA und Iran
Schwerpunkt Iran
## ARTIKEL ZUM THEMA
Atomstreit zwischen Iran und USA: Leise Hoffnung auf Deeskalation
In Wien beraten ab Dienstag die Vertragsstaaten zur Rückkehr des
Nuklearabkommens. Weitere Konfrontation könnte Hardlinern im Iran nützen.
Anschlag auf US-Truppen im Irak: Raketenangriff kurz vor Papstbesuch
Erneut wurde im Irak ein Stützpunkt der US-Streitkräfte mit Raketen
beschossen. Zuletzt hatte es vermehrt Angriffe auf Stützpunkte der
Koalition gegeben.
Explosion auf Frachter im Golf: Netanjahu beschuldigt Iran
Ende Februar wurde ein Frachter im Persischen Golf von einer Explosion
erschüttert. Für Israels Premier ist klar, dass der Iran dahinterstecken
muss.
Atominspektionen im Iran: Länger hinschauen, weniger sehen
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) darf Irans Nuklearanlagen für
weitere drei Monate kontrollieren. Allerdings verliert sie Zugang zu
Videoaufnahmen.
Atomabkommen mit Iran: Eile ist geboten
Seit dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen ist Teheran einer atomaren
Bewaffnung näher gekommen. Der Vertrag muss gerettet werden.
Nuklearabkommen mit Iran: USA bewegen sich im Atomstreit
Die Zeichen stehen auf Kehrtwende: Nach Beratungen mit den europäischen
Vertragsparteien machen die USA erste Zugeständnisse an den Iran.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.