# taz.de -- Proteste in Senegal: Panzer und Straßensperren in Dakar | |
> Präsident Sall galt einst als Hoffnungsträger. Nun legen Proteste gegen | |
> seine Regierung das Land lahm. Neun Menschen wurden getötet. | |
Bild: Sonko-Unterstützer, hier am Sonntag in Dakar | |
COTONOU taz | In Dakar war die Stimmung am Montag weiter angespannt. Lokale | |
Medien berichteten von Panzern und Straßensperren in der senegalesischen | |
Hauptstadt. Verhindert werden sollten Demonstrationen, zu denen die | |
oppositionelle „Bewegung zur Verteidigung der Demokratie“ (M2D) bis | |
einschließlich Mittwoch aufgerufen hat. Vorsorglich bleiben die Schulen | |
diese Woche geschlossen. | |
Begonnen hatten die Proteste gegen die Regierung von Präsident Macky Sall | |
am Mittwoch mit der Verhaftung von Oppositionsführer Ousmane Sonko (46). | |
Ihm wird vorgeworfen, die öffentliche Ordnung gestört zu haben; auch gibt | |
es Vergewaltigungsvorwürfe. Seine Anhänger*innen nennen die | |
Anschuldigungen politisch motiviert, hatte Sonko doch schon vor zwei Jahren | |
im Wahlkampf um das Präsidentenamt die politische Klasse kritisiert. Damals | |
sagte er etwa, die einzige Armut, die Senegal habe, sei seine Elite. Er | |
wurde mit 15,7 Prozent der Stimmen Dritter. | |
Sonko ist am Montag vorerst freigelassen und unter richterliche Aufsicht | |
gestellt worden. Nach Informationen von Amnesty International sind seit | |
Beginn der Proteste mindestens acht Menschen getötet worden, darunter ein | |
Schüler. Am Montag twitterte J’en a Marre (Ich habe es satt), eine 2011 | |
gegründete Gruppe von Rappern und Journalisten, es sei erneut ein | |
Jugendlicher ermordet worden. | |
Die Verhaftung Sonkos war jedoch nur ein Anlass für die Proteste, an denen | |
sich vor allem junge Menschen beteiligen. Maßnahmen zur Eindämmung der | |
Coronapandemie wie beispielsweise Ausgangssperren haben die Wirtschaft | |
lahmgelegt. Der Zorn darüber entlädt sich seit Tagen auf den Straßen. | |
## Hoffnung auf westafrikanischen Frühling | |
Als bedenklich gelten generell sinkende Demokratiewerte. Sonko, der für die | |
Wahl 2024 aktuell als aussichtsreichster Oppositionskandidat gilt, ist | |
nicht der erste verhaftete Politiker. Schon 2019 durfte der ehemalige | |
[1][Bürgermeister von Dakar, Khalifa Sall], nicht bei der Präsidentenwahl | |
antreten, weil er im Gefängnis saß. Ein halbes Jahr nach dem Urnengang | |
wurde er begnadigt. | |
Abgelehnt wurde damals auch die Kandidatur von Karim Wade, Sohn des | |
einstigen Präsidenten Abdoulaye Wade. Die Nichtregierungsorganisation | |
Freedom House, die Demokratieentwicklung weltweit beobachtet, bewertet | |
Senegal seit 2020 nur noch als „teilweise frei“. Politische Rechte werden | |
zunehmend eingeschränkt. | |
Dabei galt Präsident Sall 2012 selbst als Hoffnungsträger und stand für | |
eine neue politische Generation. Ihm gelang es, sich gegen den damals | |
85-jährigen Wade durchzusetzen, der mittels Verfassungsänderung erneut | |
kandidieren konnte. | |
Zuvor war es zu Demonstrationen gegen das greise Staatsoberhaupt gekommen. | |
Der Machtwechsel machte der ganzen Region Hoffnung auf einen | |
westafrikanischen Frühling. Während seiner ersten Amtszeit hat sich Sall | |
gerne als Modernisierer, vor allem der Infrastruktur, präsentiert. Seine | |
Regierung betont die Bedeutung von erneuerbaren Energien. | |
9 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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