# taz.de -- Demonstrationen in Myanmar: Protest trotz Panzern | |
> Das Militärregime erhöht den Druck auf die Protestbewegung und schaltet | |
> das Internet ab. Soldaten und Panzer patrouillieren auf den Straßen. | |
Bild: Ein buddhistischer Mönch protestiert vor einem Panzerfahrzeug am Sonntag… | |
RANGUN afp | In Myanmar haben die Menschen ihren [1][Protest gegen die | |
Militärmachthaber] trotz Panzern in den Straßen und weiterer | |
Einschüchterungsversuche der Armee fortgesetzt. „Die Menschen gehen auf die | |
Straße und es ist ihnen egal, ob sie festgenommen oder erschossen werden“, | |
sagte der Demonstrant Nyein Moe am Montag in Rangun. | |
Die Demokratiebewegung fordert unter anderem die Freilassung der | |
abgesetzten [2][De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi], die nach | |
Angaben ihres Anwalts noch diese Woche vor Gericht aussagen soll. | |
Mit einer Reihe von Drohgebärden erhöhte die Militärführung zum | |
Wochenbeginn den [3][Druck auf die Demokratiebewegung]. In der Nacht zum | |
Montag ließ sie das Internet abschalten, in der Wirtschaftsmetropole Rangun | |
schickte sie Soldaten und Panzer auf die Straßen, wie ein AFP-Fotograf | |
berichtete. | |
Vor der Zentralbank in Rangun versammelten sich in den frühen Morgenstunden | |
mehr als tausend Menschen. „Patrouillen mit gepanzerten Fahrzeugen | |
bedeuten, dass sie den Menschen drohen wollen“, sagte der Demonstrant Moe. | |
Die Protestbewegung dürfe nun aber nicht aufhören. „Die Angst in unseren | |
Köpfen vergeht“, sagte der 46-Jährige. Bis zum Nachmittag kamen tausende | |
Menschen vor den Botschaften Chinas und der USA zusammen, um gegen den | |
[4][Militärputsch vor zwei Wochen] zu protestieren. „Verdrängt den | |
Diktator“ und „Wir brauchen die US-Armee, um unsere Situation zu beheben“ | |
stand auf Protest-Bannern. | |
Auch in der Hauptstadt Naypyidaw und der zweitgrößten Stadt des Landes | |
Mandalay trotzten zahlreiche Demonstranten den Einschüchterungsversuchen | |
des Militärs. In Naypyidaw gingen die Sicherheitskräfte gewaltsam gegen | |
eine Demonstration von Schülern vor, wie Teilnehmer der Nachrichtenagentur | |
AFP berichteten. Dutzende junge Demonstranten wurden demnach festgenommen. | |
## Beamte schließen sich Protesten an | |
Eine Demonstration aus der Stadt Dawei im Süden des Landes wurde live bei | |
Facebook übertragen. Auf einem Transparent war zu lesen: „Sie töten am Tag. | |
Sie stehlen in der Nacht. Sie lügen im Fernsehen.“ | |
Bereits am Sonntag hatte es in Dawei Proteste von Putsch-Gegnern gegeben, | |
denen sich auch sieben Polizeibeamte anschlossen. Örtliche Medien | |
berichteten, dass es in den vergangenen Tagen immer wieder Fälle von | |
Überläufern aus der Polizei zur Demokratiebewegung gegeben habe. | |
Medienberichten zufolge hatte die Polizei am Sonntag fünf Journalisten | |
festgenommen, die über Proteste in der Stadt Myitkyina berichtet hatten, | |
gegen welche die Sicherheitskräfte brutal vorgegangen waren. Einem | |
Journalisten zufolge hatten die Beamten zunächst Tränengas gegen die | |
Demonstranten eingesetzt und dann geschossen – ob mit Gummigeschossen oder | |
scharfer Munition, war unklar. | |
Am Montag wurden die Reporter den Berichten zufolge wieder freigelassen. | |
Insgesamt wurden nach Aktivisten-Angaben seit dem Putsch mindestens 400 | |
Menschen festgenommen. | |
Nach einer achtstündigen Internetsperre funktionierte das Internet in | |
Myanmar nach Angaben der Organisation Netblocks am Montagmorgen wieder. Die | |
meisten Menschen im Land hätten jedoch nach wie vor keinen Zugang zu den | |
von der Militärjunta zensierten Online-Netzwerken wie Facebook oder | |
Twitter. | |
Das Militär in Myanmar hatte am 1. Februar die Macht an sich gerissen und | |
De-facto-Regierungschefin Suu Kyi unter Hausarrest gestellt. Der Putsch | |
beendete eine zehnjährige Phase des demokratischen Wandels in dem | |
südostasiatischen Land. Suu Kyi wurde seit ihrer Festnahme nicht mehr in | |
der Öffentlichkeit gesehen, nach Angaben ihrer Partei soll sie aber bei | |
„guter Gesundheit“ sein. | |
15 Feb 2021 | |
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