# taz.de -- Corona-Auflagen in Berlin: Es darf wieder getrunken werden | |
> Der Senat passt die Coronaverordnung an: Alkoholkonsum draußen ist außer | |
> in Parks wieder erlaubt; die Grundschulen öffnen vorsichtig am 22. | |
> Februar. | |
Bild: Der Flachmann zum Aufwärmen beim Sport muss in Berliner Parks noch antia… | |
Berlin dpa | Wegen der Coronapandemie bleiben weiterhin viele Geschäfte, | |
Gaststätten, Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Berlin mindestens bis zum | |
7. März geschlossen. Der Senat beschloss am späten Donnerstagabend eine | |
Verlängerung des bisher bis Sonntag befristeten Lockdowns um drei Wochen. | |
Für Friseure soll es eine Ausnahme geben: Sie dürfen unter strengen | |
Hygienemaßnahmen bereits am 1. März wieder öffnen und Kunden bedienen, die | |
vorher einen Termin gebucht haben. Berlin setzt damit eine entsprechende | |
Bund-Länder-Vereinbarung vom Vortag um. | |
Mit einer schrittweisen Öffnung der Schulen soll es bereits am 22. Februar | |
losgehen. Den [1][Anfang machen Schüler der Klassenstufen 1 bis 3]. Für sie | |
soll es dann Wechselunterricht in halber Klassengröße geben. Sie werden | |
also in geteilten Lerngruppen abwechselnd in der Schule und mit Hilfe | |
digitaler Lösungen zu Hause unterrichtet. | |
Das soll laut Bildungsverwaltung entweder im Umfang von mindestens drei | |
Unterrichtsstunden täglich oder nach schulischer Entscheidung und in | |
Abstimmung mit der Schulkonferenz im tage- oder wochenweisen Wechsel | |
geschehen. | |
Auch der Kita-Betrieb soll ab 22. Februar wieder schrittweise hochgefahren | |
werden, wie es hieß. Zunächst soll die Auslastung, die im Rahmen der der | |
aktuellen „Notversorgung“ auf 50 Prozent der normalen Kapazität begrenzt | |
ist, auf 60 Prozent gesteigert werden. | |
Eine leichte Aufweichung gibt es bei den Kontaktbeschränkungen. Bisher | |
heißt es in der Infektionsschutzverordnung, das Verlassen der eigenen | |
Wohnung oder gewöhnlichen Unterkunft sei nur aus triftigen Gründen | |
„zulässig“. Nun werden die Bürger „angehalten“, die Wohnung nur aus | |
triftigem Grund zu verlassen. Wie bisher schon sind sie zudem angehalten, | |
physische Kontakte zu anderen Menschen, die nicht zum eigenen Haushalt | |
gehören, auf das absolut nötige Minimum zu reduzieren und auf Reisen zu | |
verzichten. | |
Ebenfalls neu: Das Verbot, Alkohol zu trinken, gilt nur noch in Grünanlagen | |
sowie auf Parkplätzen. Das Verbot für den öffentlichen Raum insgesamt wird | |
gestrichen. Bibliotheken dürfen wieder Leihbetrieb anbieten. | |
## Kritik von der GEW | |
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist gegen eine rasche | |
Schulöffnung. Noch lasse das Infektionsgeschehen einen solchen Schritt | |
nicht zu, erklärte der GEW-Landesvorsitzende Tom Erdmann. | |
„Zum jetzigen Zeitpunkt müssen alle Anstrengungen darauf gerichtet sein, | |
die Anzahl der Infektionen unter die Inzidenz von 50 Neuinfektionen auf | |
100.000 Menschen in einer Woche zu senken und die niedrigen | |
Infektionszahlen stabil zu halten“, betonte er. „Erst dann sollte aus Sicht | |
der GEW eine schrittweise Öffnung der Kitas und Schulen in halbierten | |
Lerngruppen und prioritär in den Jahrgängen 1 bis 3 erfolgen.“ | |
Am Donnerstag lag der Inzidenzwert in Berlin laut Gesundheitsverwaltung bei | |
62,9. Die Tendenz bei den Coronazahlen ist seit einigen Wochen rückläufig. | |
Weite Teile des Einzelhandels mit Ausnahme etwa von Supermärkten, Drogerien | |
oder Apotheken, dazu Friseure, Kosmetiksalons sowie viele Schulen sind im | |
Zuge des bundesweiten Lockdowns seit 16. Dezember geschlossen, Kitas im | |
Notbetrieb. Restaurants, Museen, Kinos, Theater, Freizeit- und | |
Sporteinrichtungen mussten bereits Anfang November für Publikum schließen. | |
Zudem gelten strenge Kontaktbeschränkungen. | |
Bund und Länder vereinbarten am Mittwoch neben der Lockdown- Verlängerung | |
um drei Wochen auch Öffnungsperspektiven für noch geschlossene Geschäfte, | |
Anbieter köpernaher Dienstleistungen, von Museen und Galerien. Sinkt der | |
Inzidenzwert stabil auf 35 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern binnen | |
einer Woche oder darunter, sollen die Länder eine schrittweise Öffnung | |
ermöglichen können. Hierzu beschloss der Berliner Senat zunächst nichts. | |
## Wirtschaft pocht auf Pläne für „Wiedereinstieg“ | |
Vertreter der Berliner Wirtschaft vermissen „konkrete Pläne für den | |
geordneten Wiedereinstieg“ für von Schließungen betroffene Branchen. „Das | |
Vertrösten auf den 7. März ist noch keine Perspektive“, kritisierte die | |
Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Berlin, Beatrice Kramm. Die | |
FDP im Abgeordnetenhaus legte einen Stufenplan vor, der bereits bei einer | |
Inzidenz von 50 weitgehende Öffnungen vor allem in Handel und Gastronomie | |
vorsieht. | |
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) verteidigte hingegen | |
das Vorgehen von Bund und Ländern und rief zum Durchhalten auf. „So weh es | |
tut und so schwierig dieser Weg ist: Wir sind jetzt an dem Punkt, wo wir | |
nicht die Nerven verlieren dürfen, damit wir auch noch gut durch den März | |
kommen“, sagte er im Abgeordnetenhaus. Das Schlimmste aus seiner Sicht | |
wäre, jetzt zwei oder drei Wochen zu früh den bisherigen Weg abzubrechen | |
und dann in fünf oder sechs Wochen von vorne zu beginnen. | |
Gleichzeitig räumte Müller Fehler in der Pandemiebekämpfung ein. Es sei | |
falsch gewesen, nicht schon im Herbst strengere Coronamaßnahmen zu | |
beschließen. | |
12 Feb 2021 | |
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