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# taz.de -- Lockdown und Konsum: Krieg an der blauen Tonne
> Im Lockdown haben Privathaushalte mehr Glas-, Papiermüll und
> Leichtverpackungsabfälle produziert. Die Mülleimer in der Stadt quellen
> über.
Bild: Überfüllter Mülleimer in Berlin nach dem ersten warmen Wochenende in d…
Wer in Berlin lebt, ist abgehärtet in Sachen Müll. Da stehen Sofas am Kanal
und Kloschüsseln auf dem Bürgersteig. Zwar hatte bereits Franziska Giffey,
die heutige Familienministerin und frühere Bezirksbürgermeisterin von
Neukölln, tapfer für die App des Ordnungsamts geworben, mit der man
Müllberge fotografieren und melden kann. Aber die Stadtreinigung kam
schon vor Corona nicht hinterher.
[1][Dann kamen Corona, Lockdown, Homeoffice], Amazon-Pakete und
Lieferando-Aluschalen. Seitdem sind die Mülleimer zu Hause ständig voll.
Die Blechdose der schnell aufgewärmten Mittagssuppe fliegt in den Restmüll,
der Pappkarton von der online geshoppten Jacke landet in der Papiertonne.
Die ist aber ständig voll, weil der Nachbar jeden Tag drei Amazon-Pakete
geliefert bekommt und sie noch nicht mal ordentlich zusammenfaltet. Was
früher der Krieg am Gartenzaun war, wird unter coronafrustrierten
Großstädtern zum Krieg an der Papiertonne.
[2][Zwanzig Prozent mehr] Glas und Leichtverpackungsabfälle haben die
Privathaushalte im Lockdown produziert, auch das Volumen von
Papierverpackungen ist gestiegen, hat der Bundesverband der Deutschen
Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e. V. festgestellt. Bisher
gammelten diese Abfälle in betonierten Müllräumen vor sich hin. Jetzt lockt
der Frühling nicht nur die Leute, sondern auch ihren Müll nach draußen.
## Schnee, komm zurück!
Im Internet teilen Menschen nach dem Wochenende empört Bilder von
überquellenden Papierkörben in deutschen Großstädten. Pizzakartons,
Sektflaschen, Nudelboxen. Abfallberge dreimal höher als die Mülleimer
selbst.
Bisher dachten wir ja, es seien die Touristen, die ihren Partymüll einfach
liegen lassen. Aber ohne Easy-Jet und Berghain, wem sollen wir unseren
Dreck jetzt in die Schuhe schieben?
In die Mülleimer kann man ihn jedenfalls auch nicht schieben. Die sind so
klein und selten, dass es nicht viel braucht, um sie zum Überquellen zu
bringen. Womit wir beim eigentlichen Problem der Müllkrise wären. Die
Stadtreinigung steht in Berlin auf der Liste der „systemrelevanten“ Berufe
ziemlich weit oben. Offenbar reicht die Systemrelevanz aber nicht dafür, um
sie entsprechend auszustatten.
So schön der Frühling ist, für den Gang über die Bürgersteige in Berlin war
[3][die geschlossene Schneedecke jedenfalls gar nicht so schlecht].
23 Feb 2021
## LINKS
[1] /Homeoffice-Rechte-fuer-Arbeitende/!5678697
[2] https://recyclingportal.eu/Archive/61454
[3] /Schnee-in-Deutschland/!5748479
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
Lockdown
Müll
Schwerpunkt Coronavirus
Hamburg
Schnee
Verpackungsmüll
Schwerpunkt Coronavirus
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