Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Covid-19 in Großbritannien: Langsam aus dem Lockdown
> Mit einem Stufenplan will Boris Johnson die Coronamaßnahmen beenden. Denn
> das Impfprogramm ist erfolgreich.
Bild: Voraussetzung für die Lockerungen: Das Impfen muss in Großbritannien er…
London taz | Mit einem behutsamen Stufenplan geht England den Weg aus dem
Lockdown. „Vorsichtig, aber unumkehrbar“ nannte Premier Boris Johnson
seinen Weg vor dem Unterhaus am Montag Nachmittag. Wenn alles gut geht,
können alle Coronabeschränkungen am 21. Juni enden. Als erstes sollen am 8.
März alle Schulen wieder öffnen.
Impfminister Nadhim Zahawi hatte schon am Montagmorgen wichtige Punkte
bestätigt. Damit der Ausstieg gelingt, müssen vor Beginn jeder neuen Stufe
die folgenden Hürden genommen werden: Erstens müsse das Corona-Impfprogramm
weiter erfolgreich laufen. Bis dato sind rund 17,5 Millionen Menschen, also
ein Drittel der erwachsenen britischen Bevölkerung, mindestens mit der
ersten Dosis geimpft worden. Bis April will das Vereinigte Königreich allen
über 50-Jährigen und bis Ende Juli sogar allen Erwachsenen eine Impfung
verabreicht haben. Durchschnittlich ließen sich 85 Prozent der Berechtigten
die Spritzen geben. Das sei weltweit eine der höchsten Impfbereitschaften,
so Zahawi. Laut einer Ipsosstudie seien sogar 89 Prozent aller Brit*innen
bereit, sich impfen zu lassen.
Zweitens brauche es ausreichend Nachweise, dass die Impfungen die
Notwendigkeit von Krankenhausaufenthalten sowie die Anzahl der Todesfälle
ausreichend reduzierten. Die Anzahl der an Covid-19 Verstorbenen und die
Infektionsraten seien aufgrund des Impfprogramms in Großbritannien stark
zurückgegangen, heißt es. Laut am Montag von der Universität Edinburgh
veröffentlichten Daten senken die Impfungen, egal ob von Biontech oder
[1][AstraZeneca], die Krankenhausaufnahmen infolge von Covid-19 um 94
Prozent.
Die Pandemie hat in Großbritannien mehr als 120.000 Menschen das Leben
gekostet – so viele wie sonst nirgends in Europa. Doch der
7-Tages-Durchschnitt der täglichen Covid-19-Todesfälle ist vom 21. Januar
bis zum 21. Februar von über 1.200 auf 488 gesunken.
Die dritte Bedingung für das Fortschreiten im Stufenplan sei, dass
Infektionsraten nicht zu einem Anstieg von Krankenhausaufenthalten führten,
welcher das Gesundheitssystem überlaste. Viertens dürfe sich die
Risikoeinschätzung nicht fundamental aufgrund neuer Virusmutationen ändern.
Als erstes können nun in zwei Wochen alle zehn Millionen englischen
Schüler*innen in die Schulen zurückkehren und obendrein Schulsport im
Freien machen. Dies sei für die Bildung, aber auch für ihre mentale und
physische Gesundheit entscheidend, erklärte Boris Johnson. Darüber hinaus
könnten sich zwei Personen treffen, aber nur im Freien.
Johnson gab weiter an, dass die nächste Stufe frühestens ab dem 29. März
beginnen würde, zu der sich zwei Familien aus zwei Haushalten oder nicht
mehr als sechs Personen aus verschiedenen Haushalten unter freiem Himmel
treffen könnten. Zur selben Zeit könnte auch Sport im Freien wieder für
alle erlaubt sein. Alle anderen Schritte wie die Wiedereröffnung von
Sportstätten, Friseursalons, Kneipen und Restaurants sowie aller anderen
Geschäfts- und Wirtschaftssektoren folgen danach, frühestens ab Mai, mit
Ende der letzten Beschränkungen am 21. Juni – wenn es keine Rückschritte in
der Pandemiebekämpfung mehr gibt.
## Maßnahmen gelten vorerst nur für England
Obwohl die Maßnahmen im Vergleich zu vorherigen Lockdown-Ausstiegen in
Großbritannien viel langsamer sind, mit vier bis fünf Wochen zwischen jeder
Stufe, erntete Johnsons Regierung Kritik der Gewerkschaften im
Bildungsbereich. Sie fordern, dass die Rückkehr in Schulen noch langsamer
vonstatten gehen solle. Zahawi erklärte dazu, dass an englischen Schulen 15
Millionen Schnelltests verteilt worden seien, um Schüler*innen
durchgehend zu testen. Manche Schulen sehen das Testen allein als eine
überwältigende Herausforderung.
Labour-Oppositionsführer Keir Starmer mahnte im Parlament zur Vorsicht: die
Regierung habe schon mehrfach lockerungen verfügt und sie wieder
zurücknehmen müssen. Aber auch er nannte den Erfolg des Impfprogramms
„Licht am Ende des Tunnels“ und befürwortete den Schulbeginn für alle am …
März.
Die Maßnahmen gelten nur für England, doch es wird nicht erwartet, dass
andere Landesteile grundsätzlich andere Wege gehen. Downing Street 10 gab
an, dass die einzelnen Teile des Vereinigten Königreichs ihre eigenen Pläne
ausarbeiteten, „es wird aber eng miteinander gearbeitet“.
22 Feb 2021
## LINKS
[1] /Impfung-mit-AstraZeneca/!5747396
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Boris Johnson
Großbritannien
Lockdown
Großbritannien
Großbritannien
Jens Spahn
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Corona in Großbritannien: Chaostag verdrängt Freedom Day
Die Infektion des geimpften Gesundheitsministers Sajid Javid zwingt Boris
Johnson in Quarantäne. Dabei sollen am Montag die Einschränkungen fallen.
Haushalt in Großbritannien: Das Füllhorn bleibt voll
Die konservative Regierung verlängert Coronahilfen und will Investitionen
fördern. Firmen, die nicht investieren, zahlen drauf.
Fehlerserie der Coronapolitik: Die Vertrauensfrage
Politiker*innen sind schon für weniger zurückgetreten als die vielen
Fehler in der Coronapolitik. Doch derzeit schützen sich alle gegenseitig.
Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Merkel konkretisiert Lockerungsplan
Die Kanzlerin mahnt weiter zu großer Vorsicht dabei, den Lockdown
aufzuheben. Hamburg verschärft die Maskenpflicht. Laschet kündigt einen
Stufenplan an.
Streit um AstraZeneca-Impfung: Britischer Pragmatismus
Großbritannien bleibt bei seinem Impfprogramm. Parallel unterstützt die
Regierung in London auch Unternehmen, die zur Mutation des Virus forschen.
Vor Corona ins Koma gefallen: Joe Flavill erkrankte trotzdem
Nach einem Unfall liegt der 19-jährige Brite seit März in der Klinik.
Obwohl er die Pandemie nicht mitbekam, infizierte er sich zweimal.
EU und Impfstoffhersteller AstraZeneca: Mit der Giftspritze
Hinter dem Streit mit AstraZeneca steckt der Neid auf Impferfolge in
Großbritannien. Europa droht aus der Zusammenarbeit auszuscheren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.