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# taz.de -- Streit um AstraZeneca-Impfung: Britischer Pragmatismus
> Großbritannien bleibt bei seinem Impfprogramm. Parallel unterstützt die
> Regierung in London auch Unternehmen, die zur Mutation des Virus
> forschen.
Bild: In London sind die Straßen auch wegen der Virusmutanten leer
London taz | Die gemeinsame Studie der Oxford-Universität und der
südafrikanischen Universität of Witwatersrand gab an, [1][dass die
Effektivität des von AstraZeneca entwickelten Impfstoffes] bei der
südafrikanischen Coronavariante nur bei zehn Prozent liege. Das britische
Kabinettsmitglied für Gesundheit, Edward Argar, betonte jedoch, dass in
Großbritannien bisher nur 147 Fälle dieser Variante nachgewiesen werden
konnten.
Laut dem für das britische Impfprogramm zuständigen Staatssekretär Nadhim
Zahawi ist der Impfstoff dennoch weiterhin gegen schwere Erkrankungen,
Hospitalisierung und gegen das Sterben an der südafrikanischen
Covid-19-Variante wirksam. „Das derzeitige britische Impfprogramm“ müsse
nicht geändert werden, es schütze auch weiterhin gegen Covid-19,
[2][schrieb Zahawi in der konservativen britischen Tageszeitung Daily
Telegraph.]
Der im Vereinigten Königreich am meisten verbreite Virus sei derzeit die
Coronamutante, die zuerst in der englischen Grafschaft Kent entdeckt wurde
und die im Dezember zu der kurzfristigen Schließung der Grenzen geführt
hatte. Gegen diese Variante und das ursprüngliche Sars-CoV-2-Virus wirkten
alle Impfstoffe weiterhin gut, versicherte Zahawi. Laut der neuen Studie
wäre erst später, „wenn die Reisekorridore sich wieder öffnen“, mit der
Verbreitung der südafrikanischen Variante zu rechnen. [3][Die neuen
Virusvarianten inklusive der aus Kent und Brasilien sind um die 50 Prozent
ansteckender] als das Virus, das Europa zuerst erreichte.
Auf Grund der bevorstehenden möglichen Verbreitung und den Mutationen
rechnet Edward Argar damit, dass es im Herbst neue Boosterimpfungen gegen
Covid-19, ähnlich wie bei Grippeimpfungen, geben werde. Der Chef des
englischen Gesundheitssystems NHS, Simon Stevens, meinte sogar, dass die
Grippe- und Corona-Impfung miteinander kombiniert werden könnten.
Pharmaunternehmen wurden inzwischen von der Regierung damit beauftragt,
Vakzine zu entwickeln, die auch gegen die neuen Virusvarianten schützen
sollen. Auch AstraZeneca und die mit dem Pharmaunternehmen kooperierende
Oxford-Universität wollen ihren Impfstoff anpassen.
Großbritannien ist europaweit mit derzeit mehr als 112.000 Toten weiterhin
am stärksten von der Pandemie betroffen. Die Regierung plant, bis Ende Mai
alle Menschen, die älter als 50 Jahre alt sind, zu impfen. David Nabarro,
der Beauftragte für Covid-19 bei der Weltgesundheitsorganisation, erklärte,
dass das Vereinigte Königreich dann eine moralische Verantwortung trage,
nicht verwendete Impfstoffe an die Weltgemeinschaft weiterzureichen.
Gesundheitsminister Matt Hancock hatte daraufhin bereits in der vergangenen
Woche bekräftigt, dass sich Großbritannien dieser Verantwortung stellen
werde.
## Neue Quarantäneregelungen
Bis dato hat das Vereinigte Königreich mehr als 12 Millionen Menschen
geimpft, etwa 511.000 davon bereits mit der zweiten Dosis. Laut Zahawi
wurden am Samstag bis zu 1.000 Impfungen pro Minute verabreicht. Die
Infektionsrate sei auch dadurch auf 0,7 bis 1,0 Prozent gesunken.
Dennoch geht Johnsons Regierung nur zaghaft mögliche Lockerungen des
andauernden harten Lockdown – anders als in der Vergangenheit. Die
Einschränkungen könnten womöglich sogar bis April weiterlaufen, obwohl die
weiterhin geltenden Schließungen der Schulen nächste Woche überprüft werden
sollen. Dazu gelten inzwischen für Einreisende aus 33 Staaten neue
Quarantäneregelungen.
8 Feb 2021
## LINKS
[1] https://www.ft.com/content/82534b15-6f2d-41b9-9947-de674b11079c
[2] https://www.telegraph.co.uk/politics/2021/02/07/vaccines-minister-public-ca…
[3] /Coronamutation-in-Grossbritannien/!5738106
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
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