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# taz.de -- Privilegien im Spitzensport: Sportliches Impfrennen
> In Deutschland ist eine Priorisierung von Sportler:innen umstritten.
> Anderswo läuft die Impfung von ganzen Teams schon auf Hochtouren.
Bild: Siegertyp: Tadej Pogačar hat nicht nur die Tour 2020 gewonnen, er ist au…
Berlin taz | Wer es nicht schafft, seine Nase unter der Gesichtsmaske zu
verbergen, der wird ausgelacht, wenn er über Vorbilder in Zeiten der
Coronapandemie spricht. [1][Karl-Heinz Rummenigge] ist das passiert, dem
Vorstandschef des FC Bayern München und obersten Nasenmann der Bundesliga.
Er hat angeregt, Fußballer zu impfen, um Impfgegner:innen die Angst vor
den Nebenwirkungen zu nehmen. Profi-Fußballer würden so in den Genuss einer
Impfung kommen, bevor andere dran sind. In Deutschland sind
Spitzensportler:innen, was den Zugang zu Impfstoffen betrifft, bislang
nicht priorisiert. In anderen Ländern dagegen sind die ersten
Athlet:innen schon geimpft.
Und auch wenn das [2][Internationale Olympische Komitee festgestellt hat],
dass eine Impfung keine Voraussetzung für die Teilnahme an den
Sommerspielen von Tokio sein soll, hat längst ein Wettkampf zwischen den
Nationen um möglichst baldige Impfungen von Sportler:innen begonnen.
Einer der erfolgreichsten Sportler des vergangenen Jahres wurde schon am 8.
Januar geimpft.
[3][Tour-de-France-Sieger Tadej Pogačar] aus Slowenien wurde der aus
chinesischer Produktion stammenden Impfstoff Sinopharm CNBG verabreicht.
Zusammen mit 26 Fahrerkollegen und 32 Betreuer:innen seines Rennstalls
UAE Team Emirates konnte er geimpft in die Saison gehen. Die Impfung des
Teams war der Startschuss für die noch andauernde Debatte um die
Priorisierung von Sportler:innen beim Impfen.
Dick Pound, IOC-Urgestein aus Kanada, meinte ebenfalls Anfang Januar, dass
es wohl keinen Aufschrei geben würde, wenn man die 300 bis 400
Sportler:innen, die zu den Spielen fahren werden, beim Impfen vorrangig
behandeln würde. Dagegen meint der Chef des kanadischen Olympiakomitees,
David Shoemaker, man wolle erst einmal keine Impfungen fordern.
## Israels Vorsprung
Derweil ist schon ein guter Teil der Mannschaft geimpft worden, die Israel
bei den Spielen in Tokio vertreten sollen. Bei der hohen Impfquote im Land
– schon mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat bereits mindestens eine
Impfdosis erhalten – kann dabei wohl eher nicht von einer Bevorzugung
gesprochen werden.
Anders ist das in Ungarn. Dort sind Ende Januar die ersten
Sportler:innen geimpft worden. Dabei geht es dem ungarischen
Olympiakomitee vor allem darum, einen problemlosen Reise- und
Trainingsbetrieb für diejenigen zu organisieren, die sich für die Spiele in
Tokio in diesem Sommer und die Winterspiele im Peking 2022 noch
qualifizieren müssen. Pál Schmitt, IOC-Mitglied und ehemaliger
Staatspräsident Ungarns, meinte, dass die 600 bis 700 für den Spitzensport
benötigten Impfdosen im Vergleich zu den Millionen Dosen für die gesamte
Bevölkerung nicht weiter ins Gewicht fielen.
In Russland kündigte das Sportministerium derweil an, dass man im März mit
der Impfung von Spitzensportler:innen beginnen wolle. Bis dahin wird
geprüft, ob es sinnvoll ist, Athlet:innen zu impfen, die sich mitten in
Wettkämpfen befinden oder gerade ein intensives Trainingsprogramm
absolvieren. Der russische Sportminister Oleg Matytsin hat zudem auf einem
Treffen mit seinen Kollegen aus den Staaten der Westafrikanischen
Wirtschaftsunion angeboten, afrikanische Sportler:innen mit russischem
Impfstoff zu versorgen, wenn diese das wünschten.
Auch in Deutschland gibt es Stimmen aus dem Sport, die sich für eine
Impfung des Olympiateams aussprechen. Speerwurf-Bundestrainer Boris
Obergföll möchte am liebsten bis Juni alle deutschen Olympioniken geimpft
wissen. Die Stimmung im Land hat Obergföll nicht hinter sich. Laut einer
Umfrage von Infratest Dimap lehnen drei Viertel der Deutschen die
Priorisierung von Sportler:innen bei der Impfung ab.
11 Feb 2021
## LINKS
[1] /Bayern-Muenchen-und-Coronakrise/!5745046
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[3] /Vuelta-in-Spanien/!5625978
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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