# taz.de -- Abkommen über UNO-Atomwaffenverbot: Pakt ohne Nuklearmächte | |
> Der UNO-Vertrag zum Verbot nuklearer Waffen tritt am Freitag in Kraft. | |
> Die Atomwaffenmächte lehnen ihn ab. Deutschland verschärft seine | |
> Ablehnung. | |
Bild: Eine unschädlich gemachte Titan-II-Rakete in einem Museum in Sahuarita, … | |
Das UNO-Abkommen zum Verbot von Atomwaffen tritt am Freitag in Kraft – doch | |
die neun Atomwaffenmächte lehnen den Pakt weiter ab. Auch Deutschland will | |
nicht beitreten – nach Auffassung der Bundesregierung erschwert das | |
Abkommen die Bemühungen um nukleare Abrüstung. Mit dieser Bewertung in | |
einer Antwort des Auswärtigen Amtes (AA) auf eine Anfrage der Linkspartei | |
hat die Regierung ihre bisherige Ablehnung des Vertrages noch verschärft. | |
Die UNO und auch der wissenschaftliche Dienst des Bundestages widersprechen | |
der Bundesregierung deutlich. | |
Der im Juli 2017 von 122 der 193 UNO-Mitgliedsstaaten beschlossene „Treaty | |
on the Prohibition of Nuclear Weapons“ (TPNW) verbietet allen | |
Vertragsparteien, Atomwaffen zu entwickeln, sie zu besitzen, zu testen, | |
einzusetzen, mit ihrem Einsatz zu drohen oder die Atomwaffen anderer | |
Staaten auf dem eigenen Territorium zu lagern. Zudem ist es den Mitgliedern | |
untersagt, andere Länder – ob Vertragspartei oder nicht – bei diesen | |
Aktivitäten zu unterstützen. Für die Parteien des TPNW sind die Verbote | |
völkerrechtlich verbindlich. | |
Die Vertragsverhandlungen in der UNO-Generalversammlung wurden durch eine | |
breite Internationale Kampagne von Nichtregierungsorganisationen für die | |
Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) initiiert. Sie wurde für diesen Erfolg | |
2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. | |
90 Tage nach der im Oktober letzten Jahres erreichten Ratifizierung durch | |
50 Staaten tritt das Abkommen am Freitag in Kraft. Inzwischen liegen 51 | |
Ratifikationen vor. Weitere Unterzeichnerstaaten haben die Ratifikation | |
angekündigt. Die acht Atomwaffenmächte ([1][USA], Russland, China, | |
Frankreich, Großbritannien, Israel, Indien und Pakistan) sowie die mit den | |
USA durch eine gemeinsame Atomwaffenpolitik verbundenen Nato-Staaten lehnen | |
den Pakt bislang ab. | |
## Belege für „Polarisierung“ liefert das Auswärtige Amt nicht | |
Die in dem Abkommen festgeschriebene Ächtung von Atomwaffen habe „die | |
Abrüstungsbereitschaft der Nuklearwaffenstaaten nicht erhöht, sondern | |
tendenziell zur Verhärtung des Abrüstungsdialogs beigetragen“, behauptet | |
das AA in seiner Stellungnahme. Auch vor dem Hintergrund dieser | |
„Polarisierung“ sei die Bundesregierung darum bemüht, die politische | |
Aufmerksamkeit „auf praktische und realisierbare Abrüstungsschritte“ zu | |
richten. Belege für die behauptete „Verhärtung“ und „Polarisierung“ l… | |
das AA keine. | |
Stattdessen wiederholt die Bundesregierung [2][ihren seit Beginn der | |
Vertragsverhandlungen in der UNO vorgebrachten Einwand], ein Abkommen zum | |
vollständigen, weltweiten Verbot von Atomwaffen könne den seit 50 Jahren | |
existierenden Vertrag zum Verbot der Weitergabe von Atomwaffen (NPT) | |
schwächen. Aus dem UNO-Verbotsabkommen ergebe sich eine „nachrangige | |
Behandlung bestehender Verpflichtungen“, schreibt das AA. Das könne „aus | |
Sicht der Bundesregierung zu einer Fragmentierung und realen Schwächung | |
internationaler Abrüstungsbemühungen im nuklearen Bereich führen“. | |
Dieser Auffassung der Bundesregierung widerspricht der Wissenschaftliche | |
Dienst des Bundestags in einem aktuellen Gutachten. Die beiden Verträge | |
stünden „juristisch nicht in Widerspruch“ zueinander, heißt es darin. Die | |
rechtliche „Fortschreibung“ bestehe vor allem darin, dass der | |
Atomwaffenverbotsvertrag „konkrete Abrüstungsverpflichtungen enthält und | |
die Strategie der nuklearen Abschreckung delegitimiert“. | |
Bei der UNO in New York stößt die Haltung Deutschlands und anderer Gegner | |
des TPNW auf Kritik. „Staaten, die nicht beabsichtigen, dem Vertrag | |
beizutreten, sollten die berechtigten Befürchtungen und alle nach Treu und | |
Glauben unternommenen Anstrengungen zur Erreichung der nuklearen Abrüstung | |
respektieren“, ließ Generalsekretär António Guterres seinen Sprecher | |
erklären. Inzwischen haben 115 deutsche Städte das UNO-Verbotsabkommen | |
„begrüßt“ und die Bundesregierung „zum Beitritt“ aufgefordert. | |
22 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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