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# taz.de -- Model Halima Aden: Abschied vom Laufsteg
> Das Model trug stets Hidschab. Trotzdem sah es jetzt seinen Glauben auf
> dem Laufsteg nicht respektiert. Es tritt auch als Unicef-Botschafterin
> zurück.
Bild: Halima Aden wähend einer Fashion Show für Max Mara
„Ich wollte die 'Hot Hijabi’ sein, als wenn das nicht schon ein einziger
Widerspruch in sich wäre“, schrieb Halima Aden Ende des vergangenen Jahres
auf Instagram. Sie warf der Modebranche vor, sie gezwungen zu haben,
Kompromisse in ihrem muslimischen Glauben einzugehen, und kündigte ihren
Rückzug vom Laufsteg an. Auf ihm wurde sie, die 1997 als Kind somalischer
Bürgerkriegsflüchtlinge im Lager Kakuma im Norden Kenias zur Welt kam,
[1][als erstes Hidschab tragendes Supermodel gefeiert].
Sie lief auf den internationalen Schauen für große Marken, wie Dolce &
Gabbana oder Max Mara. Verhüllt im Burkini zierte sie das Titelbild von
Sports Illustrated, eine Sensation, denn das wurde sonst von
Bikinischönheiten wie Heidi Klum bevölkert. Bald darauf war sie das erste
kopftuchtragende Model auf dem Cover der britischen Vogue und
selbstverständlich der Vogue Arabia. In den knapp vier Jahren ihrer
Modelkarriere verkörperte sie den Widerspruch der „Hot Hijabi“ äußerst
erfolgreich.
Niemals zeigte sie ihr Haar. Denn ihr Hidschab wurde in ihrem Vertrag mit
der Modelagentur IMG für nicht verhandelbar erklärt. Und doch geschah
genau das. In den Fotoshootings verwandelte er sich in die amerikanische
Flagge, in Jeans, die sich auf ihrem Kopf türmten, in einen Cowboyhut oder
ein Visier aus Edelsteinen. Diese Abwandlungen des Hidschabs aber müssen in
der Mode zwangsläufig passieren. Denn das Kopftuch kann der Mode nur Thema
sein.
## Mode kennt weder Tracht noch Tradition
Grund ist die Geburt der Mode aus dem Geist der Moderne: Mode kennt weder
Tracht noch Tradition, noch lässt sie religiöse Kleidervorschriften gelten.
In ihrem säkularen, gegen Herkommen und Kirche gerichteten Ursprung findet
die Mode ihre emanzipatorische Freiheit, die Opposition von Sein und
Schein, von Eigentlichem und Uneigentlichem für nichtig zu erklären und der
Lust am Neuen, Unvorhergesehenen, Überraschenden oder Schockierenden zu
frönen.
Das geschieht durch die An- und Enteignung religiös, gesellschaftlich oder
geschlechtlich kodierter Kleidung, handle es sich um enge Männerhosen, die
Nieten- und Piercingoptik des Punk oder nun eben um das Kopftuch. Die Kluft
zwischen säkularer Mode und religiöser Kleidung ist nicht zu überbrücken,
wie Halima Aden richtig sagt, es handelt sich dabei um einen unauflösbaren
Widerspruch.
Natürlich liebt die Mode- und die Kulturindustrie die Idee, Diversität und
der riesige Markt islamischer Kleiderkäuferinnen wären so leicht, mit ein
paar Hidschab tragenden Models, zu haben. Entsprechend sind [2][für diese
Kreise] Adens letztlich schwerwiegendere Enttäuschung über Unicef und ihr
Rücktritt als deren Botschafterin [3][keine berichtenswerte Nachricht].
## Die Rechte der Flüchtlingskinder
Als Botschafterin hatte sie sich vor allem für die Rechte der Kinder unter
den Flüchtlingen eingesetzt. Beim Besuch ihres Geburtsorts, des
Flüchtlingslagers Kakuma, fragte sie die Kinder, ob sie immer noch – wie
sie selbst es damals tat – für die prominenten Besucher singen und tanzen
würden, und sie sagten Ja.
Dass Unicef die PR für die eigene Marke noch immer wichtiger ist als das
Wohl der Kinder, vor allem ihre Bildung, führte zum Bruch. „Ich konnte
nicht meinen eigenen Namen, aber schon Unicef buchstabieren“, [4][sagte sie
der BBC über ihre Zeit im Lager]. „Mein erstes Buch und meine ersten Stifte
bekam ich in Minnesota.“ Dahin war ihre Familie schließlich ausgewandert.
1 Feb 2021
## LINKS
[1] /Muslimische-Mode/!5307415
[2] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/model-halima-aden-nicht-ohne-mein-ko…
[3] https://www.welt.de/icon/mode/article221097672/Ende-der-Laufstegkarriere-Hi…
[4] https://www.bbc.com/news/stories-55653029
## AUTOREN
Brigitte Werneburg
## TAGS
Mode
Kopftuch
Unicef
Frauen-Fußball-WM 2023
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Kuwait
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Muslimische Mode
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