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# taz.de -- Hertha-Fans demonstrieren gegen Preetz: Dümmer als die Polizei erl…
> Der geplante Protest der Hertha-Anhänger gegen die Vereinsführung kommt
> viel zu spät. Schon lange hat diese den Stillstand zur Kunstform
> entwickelt.
Bild: Verwalter des Hertha-Stillstands: Manager Michael Preetz (l.) und Präsid…
Wer sich Sorgen um das Recht auf Demonstrationsfreiheit in Pandemiezeiten
macht, kann einstweilen beruhigt sein. Die Behörden in Berlin haben dem
Antrag der Hertha-Fans stattgegeben, am Samstag vor dem Stadion eine
Kundgebung [1][gegen die Hertha-Funktionäre Werner Gegenbauer und Michael
Preetz] abzuhalten und ihrer Forderung nach dem Rücktritt des Präsidenten
und Geschäftsführers Nachdruck zu verleihen. Für 70 Menschen ist die
Veranstaltung vorgesehen. In weiser Voraussicht hat die Polizei eine
gewisse Großzügigkeit in Aussicht gestellt, sofern die Abstandsregeln
eingehalten werden.
Inhaltliche Bewertungen von Demonstrationen verbieten sich zwar für die
Polizei, im Sinne des Gesundheitsschutzes hätte man aber in diesem Fall mal
eine Ausnahme machen können. Gute Argumente gegen diesen Auflauf gibt es
schließlich genug. Den Ablehnungsbescheid hätte man wie folgt formulieren
können:
Liebe Hertha-Fans, die Protestaktion kommt viel zu spät. Bereits zwölf
Jahre lang hat das Duo Preetz/Gegenbauer kontinuierlich nachgewiesen, dass
es nicht in der Lage ist, den Verein auf erfolgreiche Gleise zu stellen.
Warum seid ihr nicht schon vorher auf die Straße gegangen? Erinnert sei
daran, dass Michael Preetz zu Beginn seiner Amtszeit im Jahr 2009
einerseits einen sparsameren Kurs ankündigte, andererseits die rhetorische
Frage stellte: „Aber soll ich deswegen sagen: Wir spielen um Platz zehn?“
Vorgänger Dieter Hoeneß hatte in seinem letzten Jahr die traditionell hohen
Erwartungen in Berlin noch einmal befeuert. Die Hertha schloss die Saison
auf Platz vier ab.
Im Premierenjahr von Preetz stürzte die Hertha dann als Tabellenletzter in
die Zweite Liga ab, dem Wiederaufstieg folgte ein Wiederabstieg. Nach
erneuter Rückkehr in die Eliteliga erreichte der Verein in der Ära
Preetz/Gegenbauer lediglich zweimal einen einstelligen Tabellenplatz.
## Prinzip Cliquenwirtschaft
Als eindeutig größter Erfolg ist den beiden anzurechnen, dass diese
Erfolglosigkeit ihnen nicht das Geringste anhaben konnte. Auf den
Mitgliederversammlungen [2][habt ihr Fans zwar viel Radau gemacht], ein
tragfähiger Oppositionsgeist hat sich aber nie aufgebaut. Viele schwärmen
immer wieder vom Idyll in Freiburg, wo das Führungspersonal auch in
Krisenfällen nicht um seine Arbeitsplätze fürchten muss.
Bei Hertha ist es trotz des viel schwierigeren Umfelds bis zuletzt genauso
gewesen. Preetz schützte allerdings nicht ein erkennbar guter weitsichtiger
Plan, den er verfolgte, sondern der ihm sehr verbundene Präsident Werner
Gegenbauer mit samt seinem guten Netzwerk. Bei Hertha sorgte das Prinzip
Cliquenwirtschaft für Kontinuität.
Wenn Preetz große Ziele und Visionen formulieren sollte, sprach er meist
von Bodenständigkeit, Augenmaß und Entwicklung. Dabei hat der 53-Jährige
den Stillstand mittlerweile zu einer Kunstform entwickelt. Trotz der 274
Millionen Euro, mit denen der Investor Lars Windhorst den Verein seit dem
Sommer 2019 überschüttet hat, ist Hertha keinen Schritt weitergekommen,
sondern rangiert punktgleich mit Arminia Bielefeld, der ärmsten Kirchenmaus
der Liga, auf Platz 14.
Der Protest gegen Preetz, liebe Hertha-Fans, kommt jetzt auch deshalb zu
spät, weil ihr damit lediglich Lars Windhorst in die Hände spielt. Denn der
Geschäftsführer steht eh schon auf der Abschussliste des Investors. Die
Entlassung von Preetz wird Windhorst eine noch größere Einflußnahme auf den
Verein sichern. Für den Verein wird sich dadurch nichts zum Guten wenden –
im Gegenteil. Hertha hat sich mit seinem Rekordschuldenstand von 142
Millionen Euro an einen Spekulanten verkauft. Hertha ist dümmer als die
Polizei erlaubt.
22 Jan 2021
## LINKS
[1] /Turbulenzen-bei-Hertha-BSC/!5664018
[2] /Mitgliederversammlung-bei-Hertha-BSC/!5092739
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
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