# taz.de -- Romanautorin Dylan Farrow: Ihre eigene Geschichte | |
> Dylan Farrows Debütroman erscheint auf Deutsch. Ihr Verlag bewirbt das | |
> Buch mit einem äußerst merkwürdigen Hinweis. | |
Bild: Dylan Farrow im Jahr 2016 | |
In der fiktiven Welt Montane wird die arme Bevölkerung von der Kaste der | |
Barden beherrscht. Jedes Vergehen wird mit einer tödlichen Krankheit | |
bestraft. Die junge Shae versucht sich diesem unterdrückerischen System zu | |
widersetzen. So weit die Geschichte des Fantasyromans „Hush“ von Dylan | |
Farrow, der im Oktober in den USA erschienen ist und dort überwiegend | |
positiv besprochen wurde. | |
Im Februar soll Farrows Debüt in Deutschland erscheinen. Mit den Themen | |
Fake News und [1][#MeToo] trifft der Roman den Zeitgeist und könnte auch | |
hier mit dem richtigen Marketing zum Erfolg werden. Anstatt aber die | |
emanzipatorische Storyline hervorzuheben, entschied sich der Loewe Verlag, | |
das Buch anzupreisen als „Fantasyroman von Woody Allens Adoptivtochter“. | |
Es ist ein verbreitetes Phänomen, dass Werke von Künstlerinnen mit Verweis | |
auf berühmte männliche Verwandte beworben werden. Das ist aus | |
feministischer Sicht problematisch genug. Noch schwerwiegender ist aber, | |
dass [2][Dylan Farrow ihrem Adoptivvater vorwirft, sie missbraucht zu | |
haben]. | |
Alles wegen SEO | |
Anfang der 90er wurden diese Vorwürfe erstmals öffentlich bekannt. Woody | |
Allen stritt sie ab, und auch die New Yorker Kinderfürsorge sowie | |
Mediziner:innen an der Universität Yale kamen zu dem Schluss, dass | |
kein Missbrauch stattgefunden habe. Ein Staatsanwalt zweifelte die | |
Ergebnisse stark an, wollte der damals 7-jährigen Dylan Farrow aber keinen | |
Prozess zumuten. Zur Anklage kam es nie, die Vorwürfe stehen bis heute im | |
Raum. | |
Nach Kritik in sozialen Medien argumentierte der Loewe Verlag, man habe | |
Woody Allens Namen aus SEO-Gründen genannt – also Suchmaschinenoptimierung. | |
Damit also das Buch im Netz besser gefunden werde. Auf Anfrage der taz hieß | |
es vom Verlag am Mittwochmittag, man sei von der Kritik im Netz überrascht. | |
Der Verlag habe nicht „Partei ergreifen“ wollen, aber man könne Farrows | |
Debüt nicht losgelöst von #MeToo und Woody Allen sehen. Der Hinweis auf den | |
Adoptivvater solle nun trotzdem von der Webseite entfernt werden. | |
So hat die Schriftstellerin Dylan Farrow zumindest die Chance, losgelöst | |
von ihrem Adoptivvater Geschichten zu erzählen. Ob ihr Roman dann als | |
#MeToo-Debattenbeitrag zu verstehen ist, können immer noch die | |
Leser:innen entscheiden. | |
28 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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