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# taz.de -- FDP-Dreikönigstreffen in Stuttgart: Überlebenskampf in der Oper
> Beim digitalen Dreikönigstreffen in Stuttgart bekräftigt Parteichef
> Lindner die Regierungsambitionen der FDP. Er übt Kritik, klingt aber
> dezent.
Bild: Christian Lindner spricht in der Stuttgarter Oper beim digitalen Dreikön…
BERLIN taz | Es geht gleich zur Sache. Michael Theurer, FDP-Vorsitzender in
Baden Württemberg, eröffnet das traditionelle Dreikönigstreffen der
Liberalen am Mittwoch in Stuttgart mit einer Attacke. „Die Grünen sind
keine Partei des technologischen Fortschritts“, sagt er angriffslustig.
Denn wer Impfen und Gentechnik ablehne, gehöre nicht ins Kanzleramt. Für
ihn ist klar: Die Grünen zerstören die deutsche Automobilindustrie.
Er kritisiert dabei auch, dass sich die Parteivorsitzenden Annalena
Baerbock und Robert Habeck [1][auf dem letzten digitalen Parteitag] „wie
im deutschen Spießerwohnzimmer“ präsentiert hätten. Es ist amüsant
anzuschauen – als hätte die FDP keine anderen Sorgen. Aber Theurer braucht
das, um die Liberalen als die Partei der Freiheit, des Fortschritts und der
Technologiefreundlichkeit zu vermarkten. Der CDU in der Bundesregierung
wirft er vor, sich einseitig „auf batteriebetriebene Elektromobilität“ und
„Kaufprämien“ zu fokussieren.
Theurer steht im Opernhaus in Stuttgart. In der Stadt treffen sich die
Freien Demokraten traditionell zum Dreikönigstag. Nur in diesem Jahr wird
das Treffen pandemiebedingt live übertragen. Das heißt: Das Opernhaus ist
nur leere Kulisse, es gibt kein Publikum und kein Klatschen. Auch die
anderen FDPler:innen können sich nur zuschalten.
Als wenig später Christian Lindner die Bühne betritt, wird es etwas ruhiger
in der Wortwahl. Hinter dem Parteivorsitzenden, in den leeren Rängen,
leuchten blaue Schriften auf: Mut, Freiheit, Weltoffenheit, Toleranz.
Lindner kritisiert zwar die neuen Coronabeschränkungen von Bund und Ländern
als unverhältnismäßig, tut das aber erst, nachdem er die Gefährlichkeit von
Corona betont hat. Die beschlossenen Maßnahmen führten teils zu „inhumanen
Ergebnissen“, sagte er.
## 2020 war ein schwieriges Jahr für die FDP
Wenn man nur eine weitere Person aus einem anderen Haushalt treffen könne,
werde Pflege behindert und ein gemeinsamer Besuch der Großeltern unmöglich.
„Auch der beste Zweck heiligt dabei nicht jedes Mittel“, warnt er. Lindner
fordert die Beteiligung der Parlamente in der Pandemiebekämpfung, will eine
bessere Impfstrategie, eine Perspektive für die Schulen, mehr
Unternehmerfreundlichkeit. Er verteilt Kritik, ist aber nicht im
Krawallmodus – das ist nicht verwunderlich.
2020 war ein schwieriges Jahr für die FDP: Erst der politische
[2][Dammbruch im Februar, als Thomas Kemmerich] sich mit Stimmen der AfD
zum Thüringer Ministerpräsidenten wählen ließ. Dann im September ein
Parteitag mit viel Schelte, weil [3][Lindner die Ex-Generalsekretärin Linda
Teuteberg mit einem sexistischen Spruch verabschiedete]. In der Pandemie
versuchten sich die Liberalen als Verteidiger der Grundrechte, wollten sich
aber nicht mit Verharmloser:innen gemein machen. Keine einfache Rolle.
Lindner spricht auch über Bildungsgerechtigkeit, über Alltagsrassismus und
über Frauenförderung, als hätte er etwas gutzumachen. Die
Biontech-Erfolgsgeschichte sei „nicht repräsentativ“, denn immer noch sei
Bildung vor allem vom Elternhaus abhängig, seien Frauen in der Forschung
unterrepräsentiert, und Menschen mit Zuwanderungsgeschichte hätten oft
schlechtere Jobchancen.
Und einen Fehler will Lindner offenbar auch nicht wiederholen. Seit die FDP
2017 die Jamaika-Verhandlungen platzen ließ, kämpft sie ums Überleben. „Wir
sind bereit zur Übernahme von Verantwortung für unser Land“, beteuert er.
6 Jan 2021
## LINKS
[1] /Parteitag-der-Gruenen/!5730294
[2] /FDP-stellt-Thueringer-Ministerpraesident/!5658263
[3] /Lindner-Merz-und-Diskriminierung/!5714269
## AUTOREN
Jasmin Kalarickal
## TAGS
FDP
Christian Lindner
Dreikönigstreffen
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt AfD
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