| # taz.de -- Schulungen zu Linksextremismus: Antilinke Frontkämpfer | |
| > Die Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen will Linksextremismus bekämpfen. | |
| > Im Angebot sind durchaus fragwürdige Schulungen. | |
| Bild: Achtung Linksextremisten | |
| Berlin taz | „Stimmt es, dass für Armut, Unterentwicklung, Klimawandel und | |
| sogar Faschismus vor allem der freie Warenhandel und Kapitalaustausch | |
| verantwortlich sind?“ Wenn Sie – wie der Autor – dazu neigen, die Frage | |
| tendenziell mit Ja zu beantworten, sind Sie vermutlich Linksextremist – | |
| und damit potenzieller Bearbeitungsgegenstand der Stasi-Gedenkstätte | |
| Hohenschönhausen. Mit der suggestiven Frage bewirbt diese das Seminar „No | |
| capitalism! – Leben ohne Marktwirtschaft?“, eins von acht im Rahmen des | |
| Schulungsangebots „Linken Extremismus kontern können“. | |
| Einen Hinweis, dass der Ansatz in der Vergangenheit womöglich schon an | |
| seine Grenzen gestoßen ist, gibt der Titel des aktuellen Projekts der | |
| Experten aus Hohenschönhausen: „Linken Extremismus überzeugend kontern | |
| können“. Jetzt aber richtig, scheinen sich die Macher*innen zu denken und | |
| suchen in einer Stellenausschreibung nach einem wissenschaftlichen | |
| Mitarbeiter, wobei „qualifizierte Frauen und Menschen mit | |
| Migrationshintergrund besonders willkommen“ sind. Fast verwunderlich, dass | |
| solche Gleichstellungspolitik nicht auch schon verdächtig ist. | |
| Die bis Jahresende befristete Stelle ist allerdings noch nicht | |
| ausfinanziert, es braucht noch edle Spender. Womöglich findet sich ja ein | |
| Familienunternehmen, das sein Vermögen in der NS-Zeit gemacht hat und den | |
| Zusammenhang von Faschismus und Kapital nicht kritisch betrachtet sehen | |
| will. Vom Programm „Demokratie leben“ des Bundesministeriums für Familie, | |
| Senioren, Frauen und Jugend wurde das Projekt im vergangenen Jahr mit | |
| 200.000 Euro gefördert, der SPD-Spitzenkandidatin Franziska Giffey sei | |
| Dank. | |
| 2018 zeigte sich der Staat [1][deutlich großzügiger]. Da fanden sich im | |
| Bundeshaushaltsplan plötzlich fünf Millionen Euro für die | |
| Linksextremismus-Arbeit der Gedenkstätte, die schon für ihre Nähe zu AfD | |
| und Rechtspopulismus kritisiert wurde und damals noch vom antilinken | |
| Frontkämpfer [2][Hubertus Knabe] geleitet wurde. Dass der wahnhafte | |
| Antikommunist mit seriöser politischer Forschung und Bildungsarbeit nicht | |
| viel am Hut hatte, war vermutlich ein Argument für die Entscheidung. Erst | |
| kurz darauf verlor Knabe, verantwortlich für den strukturellen Sexismus in | |
| seinem Laden, den Job. | |
| Sich mit Rechtspopulismus oder Sexismus zu beschäftigen, kommt für die | |
| Gedenkstätte trotzdem nicht infrage. Stattdessen geht es in den Kursen um | |
| die RAF oder die DDR. Ihr Programm soll Akteur*innen befähigen, | |
| „linksextreme Einstellungen, Äußerungen und Handlungen zu erkennen“. Zur | |
| Zielgruppe gehören Jugendliche, Lehrkräfte und Polizist*innen. Letztere | |
| könnten eventuelle Unklarheiten, wie man Antifas erkennt und bekämpft, | |
| womöglich auch in ihren [3][Chatgruppen] klären. | |
| 5 Jan 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Bundesmittel-zur-Extremismuspraevention/!5524153 | |
| [2] /Stasi-Gedenkstaette-Hohenschoenhausen/!5538679 | |
| [3] /Verdachtsfaelle-Rassismus-bei-Polizei/!5735572 | |
| ## AUTOREN | |
| Erik Peter | |
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