# taz.de -- Bob Dylan verkauft Songrechte: Geschickter Schachzug | |
> Bob Dylan verkauft die Rechte an seinem Songkatalog an die Universal | |
> Publishing Group. Der Konzern spricht vom Deal des Jahrhunderts. | |
Bild: His Bobness: Dylan bei einem Konzert in New Orleans 2006 | |
„Gute Songs sollten möglichst heroisch klingen, um die Illusion zu | |
vermitteln, dass sie die Zeit anhalten“, hat Bob Dylan mal geantwortet, als | |
er nach der Magie von Musik gefragt wurde. Dylan ist der erste US-Popstar, | |
auf den das Attribut Singer-Songwriter zutrifft: Um sich zu inszenieren, | |
verwendet er hauptsächlich eigenes musikalisches Material: Dylan komponiert | |
[1][Lieder und dichtet dafür Texte]. Beide künstlerischen Felder sind | |
gleich wichtig. | |
Als Anerkennung seiner dichterischen Vorstellungskraft hat er 2016 den | |
[2][Literaturnobelpreis] erhalten. Gibt es Dylan ohne die Melodien von | |
„Blowin’ in the Wind“ und „Lay Lady Lay“? Wohl kaum. An die 600 Songs… | |
Bob Dylan in seiner gut 60-jährigen Karriere komponiert. Und diese hat er | |
seit 1962 auf inzwischen 45 (Studio-)Alben veröffentlicht. 100 Millionen | |
Tonträger sollen weltweit verkauft worden sein. Wie beliebt Dylan-Songs | |
sind, zeigt auch, dass sie rund 6.000-mal von anderen Künstler:innen | |
interpretiert worden sind. | |
Am Montag wurde bekannt, dass der 79-Jährige die Publishing-Rechte an | |
seinen Songs komplett an Universal verkauft hat. Ein Deal, der ihm mehr als | |
300 Millionen US-Dollar eingebracht haben soll. Seit Menschengedenken steht | |
Dylan beim Label Columbia unter Vertrag, das zum Sony-Konzern gehört. | |
Von den drei verbliebenen Majors, Sony, Warner und Universal, gilt der | |
Letztgenannte als größter Konzern. Stars wie Taylor Swift und Lady Gaga | |
sind Universal-Vertragskünstlerinnen, bei anderen, wie den Songs der | |
Beatles, waltet Universal wiederum als Rechteverwerter. In Zukunft | |
profitiert das Unternehmen auch von den Erlösen aus dem Publishing von | |
Dylan-Songs. Wenn diese im Radio, im Fernsehen, auf der Bühne und im Netz | |
gespielt werden, schlagen sogenannte Aufführungsrechte zu Buche und bei den | |
Tonträgerverkäufen sogenannte mechanische Rechte. | |
In der riesigen Umlaufbahn, in der die Songs von Dylan zirkulieren, ist es | |
ein geschickter Schachzug des Künstlers und seines Managements, die | |
Publishing-Rechte bei einem anderen Konzern als dem Publishing-Arm seiner | |
Plattenfirma auszulagern. Universal reagierte dementsprechend | |
staatstragend: Jody Gerson, seit 2015 Generaldirektorin von Universal | |
Publishing, sagte, „das Œuvre des größten Songwriters aller Zeiten zu | |
verwalten, dessen kulturelle Gesamtbedeutung seinesgleichen sucht, ist | |
Privileg und besondere Verantwortung zugleich.“ | |
8 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Bob-Dylans-Album-Tempest/!5083949 | |
[2] /Dylan-hat-Literaturnobelpreis-bekommen/!5393884 | |
## AUTOREN | |
Julian Weber | |
## TAGS | |
Bob Dylan | |
Urheberrecht | |
Copyright | |
Sony | |
Singer-Songwriter | |
Popgeschichte | |
Musik | |
Musikrezeption | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Bob Dylan wird 80: „Der bedeutendste Poet der Moderne“ | |
Mysteriös, göttlich und unerreichbar – anlässlich seines 80. Geburtstages | |
erzählen acht Künstler:Innen aus ihrem Leben mit Bob Dylan. | |
80 Jahre Bob Dylan: Hey, Mr. Tambourine Man | |
Songwriter, Nobelpreisträger, Motorradfahrer: das und viel mehr ist Bob | |
Dylan. Am 24. Mai wird der Mann mit dem abwesenden Blick 80 Jahre alt. | |
Neue Veranstaltungsreihe in Berlin: Es gibt eine Musik nach den Stones | |
Zum Auftakt der Reihe „On Music“ widmet sich das neue Netzwerk „Norient | |
Space“ den Anforderungen des Aussterbens gedruckter Musikmedien. |