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# taz.de -- Dressurpferd Totilas ist tot: Der Boris Becker unter den Gäulen
> Totilas war einmal das teuerste und berühmteste Dressurpferd der Welt.
> Jetzt ist der Hengst im Alter von 20 Jahren gestorben.
Bild: Matthias Rath im November 2010 auf Totilas 🐎
„Viel zu früh“ sei er den Folgen der Krankheit „erlegen“, beklagte ein
Angehöriger. Man begreift es kaum: „Er wurde operiert und ist sogar wieder
aufgestanden, hat es dann aber nicht geschafft.“ Ein weiteres Schicksal der
Corona-Epidemie? Wird den Opfern der Seuche endlich ein Gesicht gegeben?
Nein, die Trauer des Reiters Matthias Rath gilt einem Tier, einem
Dressurpferd: Totilas. Der Hengst war eine echte Pferde-Celebrity, der
Boris Becker unter den Gäulen. Einst hatte er mehrere Weltrekorde und drei
WM-Goldmedaillen eingetänzelt und als erstes Pferd bei einer Grand-Prix-Kür
über 90 Prozent eingefahren. „Ein Pferd als Popstar!“, wie die Bild
zusammenfasst.
Mit ordentlicher Popstar-Geschichte: Nach dem Hype geriet er ins
Straucheln, wechselte noch für die Rekordsumme von zehn Millionen Euro den
Besitzer, [1][aber es gelang ihm kein großer Sieg mehr]. Es folgten
Verletzungen, Krankheiten, gescheiterte Comeback-Versuche.
Statt mit sportlichen Erfolgen machte Totilas dann mit Frauengeschichten
von sich reden: Das einst umjubelte Dressurpferd wurde zum Deckhengst. Über
tausend Fohlen sollen auf ihn zurückgehen, für 2.500 Euro pro Akt – „nach
Bild-Informationen“.
Am Ende steht Totilas sinnbildlich für die Sehnsucht nach strahlenden
Berühmtheiten, Glitzer und Klatschgeschichten, aber auch für knallharte
wirtschaftliche Interessen hinter den Kulissen des Leistungssports, von
Tierausbeutung ganz zu schweigen.
Im Grunde wäre es konsequent, den „Wunderhengst“ (Spiegel) nun als
Pferdewurst enden zu lassen. Das aber würde sicher als pietätlos
zurückgewiesen. Vermutlich aber nur, weil Fleisch einfach viel zu billig
ist.
16 Dec 2020
## LINKS
[1] /Die-Wahrheit/!5220348
## AUTOREN
Heiko Werning
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