| # taz.de -- Neue Corona-Überbrückungshilfen: Milliarden für den Einzelhandel | |
| > Die Bundesregierung grätscht ins Weihnachtsgeschäft, will aber die Rolle | |
| > der Kund*innen übernehmen. Wann die Hilfe ankommt, ist noch ungewiss. | |
| Bild: Eine wichtige Handreichung: Markus Söder und Olf Scholz nach dem Coroang… | |
| Berlin taz | Ein neuer Lockdown, ein neues Unterstützungspaket: | |
| Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat am Sonntag die Hilfen umrissen, mit | |
| denen der Staat die wirtschaftlichen Folgen [1][der neuen | |
| Geschäftsschließungen abfedern will]. Der Fokus liegt diesmal auf dem | |
| Einzelhandel, weil sich für Gastronomie und Kultur der Lockdown einfach | |
| verlängert, während die Läden nun überraschend den Endspurt des | |
| Weihnachtsgeschäfts verlieren. | |
| „Es geht hier um Existenzen, um Frauen und Männer, die sich über Jahre ein | |
| Geschäft aufgebaut haben und sich nun sorgen, dass ihre Lebensleistung | |
| innerhalb weniger Wochen einfach verschwindet“, sagte Scholz in Berlin. Er | |
| rechne damit, dass die neuen Hilfen rund 11 Milliarden Euro pro Monat | |
| kosten. Unklar bleibt jedoch, wann diese bei den Betroffenen ankommen | |
| würden. | |
| [2][Die bestehende Überbrückungshilfe, die Scholz bereits über den Januar | |
| hinaus ausgedeht hatte,] erhält nun einen Nachfolger. Bei diesem Instrument | |
| handelt es sich im Kern um die ursprünglichen Coronamaßnahmen vom März: Je | |
| nach Höhe des Umsatzeinbruchs ersetzt der Staat den Unternehmen bis zu 90 | |
| Prozent der Fixkosten. Dabei handelt es sich um Posten wie Miete, Gehälter, | |
| Strom oder Zinsen für Kredite. Im laufenden Programm waren dafür Zahlungen | |
| bis 50.000 Euro pro Monat möglich, mit der Ankündigung vom Sonntag hat | |
| Scholz die Summe auf 500.000 verzehnfacht. | |
| ## Einzelhandler*innen sind unglücklich | |
| Da viele Selbstständige und Kleinunternehmen nur wenig Fixkosten haben, | |
| hatte die Bundesregierung mit den Novemberhilfen im [3][vergangenen Monat | |
| begonnen, auch Umsätze zu ersetzen.] Sie hilft also nicht nur, die | |
| laufenden Kosten zu bezahlen, sondern sie gleicht die sinkenden Einnahmen | |
| aus – und übernimmt damit quasi die finanzielle Rolle der Kunden. Das hilft | |
| besonders Selbstständigen und Kleinunternehmen, die wenig Fixkosten haben. | |
| Auch diese Hilfen laufen weiter, solange der Lockdown anhält. Das gilt auch | |
| für den Umsatzausgleich für Restaurants, Kinos oder etwa Friseure, die nun | |
| ganz schließen müssen. | |
| Nun soll es auch besondere Hilfen für Einzelhändler geben. Das wichtigste | |
| Instrument dazu ist das Steuerrecht. Der Offline-Einzelhandel bleibt | |
| vermutlich auf einem Haufen von Waren sitzen, die er jetzt nicht mehr vor | |
| Weihnachten zum vollen Preis verkaufen kann. Deren Wertverlust soll nun | |
| unbürokratisch durch Teilabschreibungen aufgefangen werden können, wie der | |
| nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet am Sonntag | |
| bestätigte. Das heißt, die Geschäfte können den Verlust durch den sinkenden | |
| Preis der gelagerten Waren von der Steuer absetzen. | |
| Die Einzelhandelsverbände sind dennoch höchst unglücklich mit der | |
| Schließung. „Das Weihnachtsgeschäft 2020 ist für die meisten | |
| Innenstadthändler verloren“, sagte Stefan Genth, der Hauptgeschäftsführer | |
| des Handelsverbands Deutschland (HDE). Mehr als die Hälfte der Läden | |
| befürchtet, für immer schließen zu müssen. „Wenn jetzt | |
| Geschäftsschließungen als notwendig angesehen werden, darf die | |
| Bundesregierung die Branche nicht im Regen stehen lassen“, forderte Genth. | |
| Was bisher vorgesehen sei, reiche nicht, um eine Pleitewelle zu verhindern. | |
| [4][Der Handelsverband hat bereits ausgerechnet], was der neue Lockdown für | |
| die Branche bedeutet. Im Vergleich zu einem normalen Dezember – dem für die | |
| Branche wichtigsten Monat des Jahres – werde der Umsatz um 60 Prozent | |
| sinken. Damit schrumpften die Einnahmen um 12 Milliarden Euro. Betroffen | |
| seien 200.000 Unternehmen, von denen fast alle kleine Läden oder allenfalls | |
| mittelständische Firmen seien. In Deutschland hängen nach Verbandsangaben | |
| 600.000 Arbeitsplätze von den Läden in den Innenstädten ab. | |
| Scholz zeigte am Sonntag jedoch, dass ihm das alles bewusst sei. „Wir | |
| wollen den Unternehmen und Geschäften helfen, die jetzt getroffen sind“, | |
| versprach der Finanzminister. Es stehe genug Geld zur Verfügung, um ihr | |
| Überleben in den kommenden Monaten zu sichern. Eine ähnliche Ankündigung | |
| gab es jedoch schon Ende Oktober vor dem Teillockdown. Die Auszahlung, die | |
| „schnell und unbürokratisch“ erfolgen sollte, zieht sich jedoch länger hin | |
| als versprochen – weil die Behörden eben doch mehr Details prüfen müssen, | |
| als ihre Minister sich bei der Ankündigung vorstellen konnten. | |
| 14 Dec 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Regierung-beschliesst-neuen-Lockdown/!5733584 | |
| [2] /Naechtliche-Beratung-zum-Bundeshaushalt/!5731873 | |
| [3] /Coronahilfe-der-Bundesregierung/!5725134 | |
| [4] https://einzelhandel.de/presse/aktuellemeldungen/13076-vor-dem-lockdown-inn… | |
| ## AUTOREN | |
| Finn Mayer-Kuckuk | |
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