# taz.de -- Menschenrechtler in Ägypten: Weggesperrt und Haare ab | |
> Die jüngst festgenommenen Menschenrechtler in Ägypten klagen über ihre | |
> Haftbedingungen. Ihre Organisation spricht von „unmenschlichem“ Umgang. | |
Bild: Hier erschien EIPR-Chef Abdel Rasik am Montag kahl geschoren: Gericht in … | |
KAIRO dpa | Mitarbeiter einer bekannten Menschenrechtsorganisation in | |
Ägypten klagen über unwürdige Haftbedingungen ihrer [1][festgenommenen | |
Kollegen]. Der Direktor der Egyptian Initiative for Personal Rights (EIPR), | |
Gassir Abdel Rasik, berichte von „unmenschlichem und entwürdigendem“ | |
Umgang, [2][wie EIPR am Dienstag mitteilte]. Er habe seine Zelle nicht | |
verlassen dürfen, habe auf einer Pritsche ohne Matratze schlafen müssen und | |
habe weder Lebensmittel noch andere Dinge in der Kantine kaufen dürfen. | |
Zudem seien seine Haare abrasiert worden. | |
Hintergrund der Festnahmen – auch zwei weitere EIPR-Mitarbeiter wurden | |
festgenommen – ist laut Abdel Rasik ein Treffen mit einer Gruppe von | |
Diplomaten, darunter auch der deutsche Botschafter. Daran hätten am 3. | |
November zudem die Botschafter von Frankreich, Belgien, den Niederlanden, | |
Dänemark, Finnland sowie Italien, Spanien und der Schweiz teilgenommen, | |
sagte Abdel Rasik der Nachrichtenseite Mada Masr. Auch Diplomaten aus | |
Kanada, Großbritannien und Schweden sowie Vertreter der Europäischen | |
Kommission seien anwesend gewesen. | |
Dem EIPR-Chef und den beiden Mitarbeitern werden Mitgliedschaft in einer | |
Terrororganisation und die Verbreitung von Falschinformationen vorgeworfen. | |
Mit solch allgemeinen Vorwürfen werden im autoritär regierten Ägypten immer | |
wieder Kritiker der Regierung, politische Oppositionelle oder Aktivisten | |
verfolgt. Viele von ihnen sitzen im Gefängnis oder haben das Land | |
verlassen. | |
Die Regierung von Präsident Abdelfattah al-Sisi verteidigte das Vorgehen. | |
Kairo „weist sämtliche falschen Spekulationen oder Schlussfolgerungen“ im | |
Zusammenhang mit den Ermittlungen zurück, teilte das Außenministerium mit. | |
Der ägyptische Staat respektiere das Rechtsstaatsprinzip. Die Arbeit der | |
Zivilgesellschaft sei durch Recht und Verfassung gesichert, erklärte | |
Außenamtssprecher Ahmed Hafis. In vergangenen Tagen hatten sich unter | |
anderem Deutschland, Frankreich, Schweden und die USA besorgt gezeigt über | |
die Festnahmen. | |
## Militärhilfe auch aus Deutschland | |
Ägypten zählt zu den Hauptempfängern deutscher und französischer | |
Rüstungsgüter. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres war das Land | |
mit einem Exportvolumen von 585,9 Millionen Euro einer der besten Kunden | |
für Kriegswaffen aus deutscher Produktion. Frankreich exportierte dorthin | |
2019 Waffen im Wert von einer Milliarde Euro. Ägypten zählt auch zu den | |
größten Empfängern von US-Militärhilfe. | |
Die Egyptian Initiative for Personal Rights ist eine der letzten im Land | |
verbleibenden Menschenrechtsorganisationen. Sie hatte unter anderem | |
dokumentiert, wie in Ägypten im Oktober mehr als 50 zum Tode verurteilte | |
Häftlinge hingerichtet wurden. Ihre Arbeit zu Menschenrechten und dem | |
Strafvollzug im Land gilt als wesentlich in einem sich zunehmend | |
verengenden Raum für die Zivilgesellschaft. | |
24 Nov 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Nach-Treffen-mit-europaeischen-Diplomaten/!5730132 | |
[2] http://dpaq.de/HsLMb | |
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