# taz.de -- Nachruf auf Udo Walz: Von Dietrich bis Merkel | |
> Udo Walz war Deutschlands Starfriseur. In seinem Salon saßen Showbiz und | |
> Politik unter der Haube. Am Freitag ist er im Alter von 76 Jahren | |
> gestorben. | |
Bild: „Das Leben ist keine Generalprobe. Man erlebt alles nur einmal.“ Das … | |
Die Welten konnten nicht gegensätzlicher sein: Innen diese Stille, dezente | |
Musik im Hintergrund, hier und da ein leise summender Föhn, sonst kaum ein | |
Ton, selten ein Gespräch, aber wenn, dann keinesfalls ein lautes. Im Salon | |
von Udo Walz am Kurfürstendamm herrschte Diskretion. Wer sich bei ihm die | |
Haare frisieren ließ, hatte vor allem seine Ruhe. Ein Erfolgsgarant im | |
Promibusiness. | |
Draußen in den Echokammern der verschiedenen Medien wurde um die Marke Walz | |
[1][umso mehr Lärm gemacht]: Der Starfriseur gab gerne Interviews, war | |
Stammgast in Fernsehshows, hatte mit „Typisch Udo“ eine eigene Dokusoap, | |
trat im Traumschiff auf und bei Joko & Klaas, schrieb Bücher und war der | |
erste aus seiner Zunft, der in der Politik öffentlichkeitswirksam | |
mitmischte. | |
Gerhard Schröder war unter anderem sein Kunde, später schnitt Walz auch | |
Angela Merkel die Haare. Bei aller Diskretion hatte es Walz geschafft, dass | |
beide als [2][frisurentechnische Personalien] in die Boulevard-Geschichte | |
eingehen sollten: Kanzler Schröder mit seiner Haarfarbe, die breit | |
diskutiert wurde, ob sie denn echt wäre. Und Kanzlerin Merkel, die in der | |
Öffentlichkeit lange Zeit weniger anhand ihrer Fähigkeiten als ihrer Frisur | |
bewertet wurde – bis Walz ins Spiel kam und Ruhe einkehrte. Dem Portal | |
web.de sagte er 2015: „Bevor sie zu mir kam, wurde ihre Frisur ja als | |
Topffrisur bezeichnet – ich habe dann angefangen, ihre Frisur zu | |
verändern.“ Kostenpunkt: der übliche Tarif in seinem Berliner Salon, [3][65 | |
Euro für Waschen und Schneiden]. | |
2005 während des Bundeswahlkampfs trat Walz selbst in die CDU ein. Mit der | |
damaligen Vorsitzenden und Kanzlerkandidatin Angela Merkel hätte das nichts | |
zu tun gehabt, wie er der taz in einem Interview sagte. Vielmehr mit seinem | |
Selbstbild als mittelständischer Unternehmer. Er hoffte, „dass die CDU die | |
Bürokratie entrümpeln“ würde. | |
1963 zog Walz nach Berlin, 1968 eröffnete er dort seinen ersten Salon. | |
Schnell war er aus dieser Stadt nicht mehr wegzudenken – eine Tatsache, die | |
sich nicht zuletzt an Zuschreibungen wie Berliner Urgestein bemerkbar | |
machte. Geboren und aufgewachsen ist Walz jedoch im schwäbischen | |
Waiblingen, mit 14 begann er in einem Stuttgarter Salon eine Friseurlehre, | |
die Gesellenprüfung bestand er nur mit schlechter Note, der Erfolg kam | |
trotzdem. Den Grundstein dafür legte er mit 18 in einem Salon in St. | |
Moritz, in dem er arbeitete und Stars wie Romy Schneider oder Marlene | |
Dietrich frisierte. | |
Manche meinten später eine direkte Linie von der Frisur der Dietrich zu | |
jener von Sabine Christiansen oder gar Angela Merkel zu erkennen: blondiert | |
und unzerstörbar perfekt geföhnt. Ob zutreffend oder nicht, Erzählungen wie | |
diese machten den Erfolg von Udo Walz [4][noch ein bisschen schillernder]. | |
Internationale und nationale Stars besuchten regelmäßig seinen Salon: Maria | |
Callas, Julia Roberts, Naomi Campell, Sophia Loren, Demi Moore, Gwyneth | |
Paltrow, Claudia Schiffer, Heidi Klum und viele andere. Walz war für | |
Modedesigner wie Wolfgang Joop, Jil Sander und Jean Paul Gaultier tätig, | |
prägte jedoch auch das Bild der Frau in Deutschland jenseits von Haute | |
Couture, als er eine Zeit lang die Titelfrauen der Zeitschrift Brigitte und | |
Models des Otto-Katalogs frisierte. | |
Freunde und Wegbegleiter beschreiben Walz als großzügig, selbstironisch, | |
charmant und lustig. Er selbst nannte sich gerne ein „schwäbisches | |
Cleverle“, dem jedoch ein Hang zum Feiern nicht fehlte. „Das Leben ist | |
keine Generalprobe. Man erlebt alles nur einmal“, so lautete sein oft | |
zitiertes Motto. | |
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, würdigte Walz als | |
„echtes Berliner Unikat mit Herz und Schnauze“. „Sein Beruf war für ihn | |
Berufung, er lebte für das Friseurhandwerk. Sein Stil hätte nicht besser zu | |
Berlin passen können – klassisch und unaufgeregt“, so Müller. | |
Am Freitag ist Udo Walz im Alter von 76 Jahren in Berlin an den Folgen | |
eines Diabetesschocks gestorben, wie sein Ehemann Carsten Thamm-Walz | |
bestätigte. | |
21 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Lang | |
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