# taz.de -- Udo Walz im Radio: Die Sprechzeit des Figaro | |
> Udo Walz tratscht ab sofort nicht nur in seinem Berliner Friseursalon, | |
> sondern auch im Radio - jeden Morgen. | |
Bild: Udo hat die Haare schön - wenn auch nur leihweise. Normalerweise ist er … | |
Jetzt macht er also auch noch Radio: Udo Walz, Star-Coiffeur, Schöpfer der | |
Frisur unserer Kanzlerin und vieles mehr. "Schreiben Sie nicht, dass gerade | |
ich das gesagt habe, aber 98 Prozent der Deutschen kennen mich. Und das | |
macht mich unglaublich stolz", sagt er. Udo Walz ist das Rampenlicht | |
gewöhnt, er hatte seine eigene Fernsehsendung, das Schauspielern hat er | |
auch mal versucht. "Aber Texte auswendig lernen ist nichts für mich, das | |
können Jüngere besser", sagt der 65-Jährige. | |
Deswegen also lieber Radio. Ab heute ist er jeden Morgen um halb neun in | |
"Koschwitz am Morgen" beim Berliner Rundfunk 91!4 zu hören. "Täglich Walz" | |
heißt die halbe Stunde, in der sich der Radiomoderator und der Friseur | |
unterhalten. Worüber, wird spontan entschieden. "Wir gehen die Schlagzeilen | |
des Tages durch, und wenn ich was nicht verstehe, frage ich den Thomas | |
einfach", erzählt Udo, "oder er fragt mich." Udo grinst. Es soll darum | |
gehen, was die Menschen in Berlin bewegt. Und wer könnte das besser wissen | |
als der Mann, der ihnen jeden Tag die Haare schneidet? | |
Wer von Udo Klatsch und Tratsch aus der glamourösen Welt der Stars und | |
Sternchen erwartet, die ja eben auch in seinen Salon kommen, um sich neue | |
Frisuren verpassen zu lassen, wird wahrscheinlich enttäuscht werden. "Wenn | |
man über andere Menschen spricht, sollte man sie so behandeln wie sich | |
selbst", philosophiert Udo. "Außerdem ist mein Leben gar nicht so | |
glamourös, wie alle denken." | |
Manchmal wird der Friseur für "Täglich Walz" raus ins Studio nach Steglitz | |
fahren, meistens aber am Telefon zugeschaltet sein. Denn um neun Uhr öffnet | |
sein Salon am Kurfürstendamm, und Udo muss frisieren. Zu tun hat er | |
eigentlich genug. | |
Wieso dann auch noch Radio? Ist es der Hang zur Selbstdarstellung, die Lust | |
an der medialen Inszenierung? Udo weicht aus, antwortet: "Ich war zwei-, | |
dreimal als Gast bei Koschwitz in der Sendung, wir haben uns sofort | |
blendend verstanden. Ich liebe Radio, weil es so spontan ist, und ich liebe | |
Berlin. Und außerdem kann ich mir eh nichts unter Rentnerdasein vorstellen. | |
Ich will so lange arbeiten, bis es nicht mehr geht." | |
12 Mar 2009 | |
## AUTOREN | |
Benjamin Weber | |
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