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# taz.de -- Demo gegen Infektionsschutzgesetz: Wasserwerfer einkalkuliert
> Die Proteste während der Demonstration zur Verabschiedung des
> Infektionsschutzgesetz waren keine spontane Reaktion. Sie waren
> einkalkuliert.
Bild: Bei der Demonstration gegen die Corona-Einschränkungen am 18. November 2…
Sie waren bestens vorbereitet, die Demonstrant*innen, die am Mittwoch gegen
die Verabschiedung des Infektionsschutzgesetzes demonstrierten. Mit
Taucherbrillen, Planen und Regencapes schützten sich viele in den vorderen
Reihen an der Polizeiabsperrung Richtung Reichstag gegen Pfefferspray und
den Einsatz von Wasserwerfern, den Innensenator Andreas Geisel (SPD) im
Vorfeld ausgeschlossen hatte. Manche hatten gar Schnorchel dabei, einer
wusch sich unter dem Regen der Wasserwerfer mit Duschgel die Haare.
Die gewaltsamen Proteste, bei denen auch Feuerwerk zum Einsatz kam,
Flaschen flogen und Polizist*innen körperlich attackiert wurden, waren
keine spontane Reaktion, sie waren einkalkuliert und als Inszenierung
gewollt.
Es ist nicht weniger als eine Revolution, die ein großer Teil der
Demonstrant*innen anstrebt. Immer wieder erschallte dieser Ruf. Er ist die
Konsequenz aus dem Versuch rechter politischer Kräfte wie der AfD und
selbsternannter alternativer Medien, die seit Jahren daran arbeiten, das
Vertrauen in sämtliche Institutionen der Demokratie, der Presse und der
Wissenschaft zu untergraben.
Nur wo sachliche Informationen als Lüge diffamiert werden, ist Platz für
andere Erzählungen etwa über die Ungefährlichkeit von Covid-19, einer nicht
souveränen Bundesrepublik oder einem neuen „Ermächtigungsgesetz“, mit dem
die Grundrechte abgeschafft würden. Wer all das glaubt, wird zwangsläufig
zum radikalen Staatsgegner.
## AfD versucht zu profitieren
Es sind nicht nur die organisierten rechten Kräfte, die dieses System
stürzen wollen. Radikale Christ*innen, nicht selten aus den
Evangelikalen-Hochburgen in Schwaben oder dem Erzgebirge, arbeiten ebenso
eifrig an dessen Abschaffung wie Verschwörungsideolog*innen, die immer mehr
Menschen in ihren Bann ziehen.
Davon zu profitieren versucht die AfD, die inzwischen voll darauf setzt,
über die Coronaproteste eine neue Wähler*innenklientel zu erschießen. Nicht
umsonst waren AfDler auf allen Ebenen mit dabei: Im Strahl der
Wasserwerfer, als feixende Beobachter*innen am Rand oder als Provokateure
im Bundestag, die die Erzählungen der Straße in ihre Reden übertrugen.
Die Trennung der Demonstrant*innen, in die um ihre Grundrechte besorgten
und von Existenzängsten geplagten friedlichen Bürger*innen und die
radikalen Kräfte von rechts führt in die Irre. Weil sie dieselben Medien
konsumieren, nähern sie sich ideologisch immer weiter an. Offen auftretende
Nazis werden auf diesen Veranstaltungen entweder gar nicht oder nicht als
Problem wahrgenommen – man dürfe sich ja nicht spalten lassen.
Selbst die ausgeübte Gewalt schreckt die vermeintlichen
Normalo-Demonstrant*innen mit ihren Luftballons und Friedensschildern nicht
ab. Lieber ließen sich Familien vom Wasserwerfer beregnen, als das Weite zu
suchen und sich zu distanzieren. Die Radikalisierung der Querdenkenszene
läuft ungebremst weiter.
21 Nov 2020
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Schwerpunkt AfD in Berlin
Coronaleugner
Verschwörungsmythen und Corona
Verschwörungsmythen und Corona
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"Querdenken"-Bewegung
Schwerpunkt Coronavirus
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