# taz.de -- Krieg in Äthiopien: Afrika will vermitteln | |
> Eine AU-Troika soll in Äthiopien Gespräche zur Lösung des | |
> Tigray-Konflikts führen. Tigray weist äthiopisches Ultimatum zurück. | |
Bild: Flüchtlinge aus Tigray rennen zu einem Transitzentrum im Ost-Sudan | |
BERLIN taz | Afrikanische Diplomaten suchen nach einer Möglichkeit zur | |
Mediation zwischen den Konfliktparteien in Äthiopien, um die drohende | |
Schlacht um Mekelle, Hauptstadt der zwischen Zentral- und Regionalregierung | |
umkämpften Region Tigray, noch abzuwenden. | |
Äthiopiens Militärsprecher Dejene Tsegaye hatte in einer am Samstagabend | |
getätigten und am Sonntagmorgen verbreiteten Warnung die 500.000 Einwohner | |
von Mekelle aufgefordert, [1][sich von der als Junta bezeichneten | |
Tigray-Regionalregierung zu lösen], und hinzugefügt: „Danach wird es keine | |
Gnade geben“, sowie: „Bis jetzt (…) zielte unser Kampf spezifisch auf die | |
Junta. Aber in Mekelle ist es möglich, dass es nicht mehr so ist.“ | |
Ministerpräsident Abiy Ahmed hatte am Sonntagabend präzisiert, er gebe der | |
in Tigray regierenden TPLF (Tigray-Volksbefreiungsfront) eine Frist von 72 | |
Stunden, die Waffen zu strecken. „Der Pfad zu eurer Zerstörung nähert sich | |
seinem Ende“, hatte er geschrieben: „Nutzt diese letzte Chance.“ | |
TPLF-Führer Debretsion Gebremichael wies das Ultimatum am Montag zurück: | |
„Wir sind bereit zu sterben“, erklärte er. | |
## Äthiopiens Präsidentin war in Südafrika | |
Die Afrikanische Union (AU), deren Sitz sich in Äthiopiens Hauptstadt Addis | |
Abeba befindet, will mit einer Troika von Vermittlern „die Bedingungen für | |
einen inklusiven nationalen Dialog“ in Äthiopien ausloten, wie Südafrikas | |
Präsident Cyril Ramaphosa, gegenwärtiger AU-Vorsitzender, erklärte. | |
Drei ehemalige Staatschefs hat er im Anschluss an ein Gespräch mit seiner | |
äthiopischen Amtskollegin [2][Sahle-Work Zewde] bennannt, die ihn am | |
vergangenen Freitag in Südafrika besuchte: [3][Kgalema Motlanthe] aus | |
Südafrika, [4][Joaquim Chissano] aus Mosambik und [5][Ellen | |
Johnson-Sirleaf] aus Liberia. | |
Laut Ramaphosa hat Äthiopiens Präsidentin ihm „die historischen Ursprünge | |
des aktuellen Konflikts erklärt und die Notwendigkeit für die AU erläutert, | |
Äthiopien bei der Suche nach einer Lösung zu helfen“. | |
Damit wäre ihr Besuch in Südafrika das erste Mal gewesen, dass Äthiopiens | |
Regierung in ihrem am 4. November erklärten Krieg zur Wiederherstellung | |
ihrer Autorität in der Region Tigray Gesprächsbereitschaft unter | |
Hinzuziehung auswärtiger Vermittler signalisiert. | |
## Kirchen fordern Vermittlung | |
Von amtlicher Seite in Addis Abeba wird mittlerweile dementiert, dass die | |
AU-Troika vermitteln soll. Abiy Ahmed werde die drei Expräsidenten | |
„einzeln“ empfangen, stellte das als Regierungssprachrohr fungierende | |
Informationsbüro „Ethiopia State of Emergeny Fact Check“ klar. | |
Trotzdem ist jetzt aber nicht mehr ausgeschlossen, dass eine politische | |
Lösung des Tigray-Konflikts in Sicht rückt. Entsprechende Aufrufe kommen | |
von der Tigray-Diaspora weltweit, von den orthodoxen und katholischen | |
Kirchen Eritreas sowie von den Vereinten Nationen, deren Generalsekretär | |
António Guterres der AU-Initiative „volle Unterstützung“ zugesichert hat. | |
Derweil gehen die Kampfhandlungen weiter. In der Nacht zu Montag wurde der | |
Flughafen von Bahir Dar, Hauptstadt von Tigrays südlicher Nachbarregion | |
Amhara, zum dritten Mal von Raketen aus Tigray getroffen. | |
Äthiopische Truppen, die auf Mekelle vorrücken, stehen derweil nach eigenen | |
Angaben nur noch 50 Kilometer von der tigrayischen Hauptstadt entfernt. | |
23 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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