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# taz.de -- Polizeieinsatz im Dannenröder Forst: Klimaaktivistin außer Lebens…
> Die Staatsanwaltschaft Gießen ermittelt gegen einen Polizeibeamten. Er
> soll den Sturz einer Waldbesetzerin verursacht haben.
Bild: Polizeibeamte vor einer Dreibein-Plattform im Dannenröder Forst
Frankfurt am Main taz | Bei Bewusstsein und ansprechbar: Die
Baumbesetzerin, die am Sonntag während des Protests gegen den Ausbau der
A49 [1][im hessischen Dannenröder Forst schwer verletzt wurde], schwebt
nicht mehr in Lebensgefahr. Das erfuhr die taz von der Staatsanwaltschaft
Gießen.
Die Klimaaktivistin war von einer fünf Meter hohen Dreibein-Plattform
gestürzt. Nach Angaben der Behörden wurde die Aktivistin von
PolizeibeamtInnen geborgen, notärztlich versorgt und im Krankenhaus
behandelt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen einen
Polizeibeamten, der den Sturz durch Kappen eines Seiles verursacht haben
soll.
Bereits unmittelbar nach dem Vorfall machten AktivistInnen die Polizei für
den Unfall verantwortlich. Immer wieder hätten in den vergangenen Tagen
BeamtInnen „klar gekennzeichnete Sicherungsseile“ gekappt und damit
Menschen gefährdet, kritisierte die Klimaaktivistin mit dem Decknamen
Scully für das Bündnis Ende Gelände.
„Die Polizei hat seit Beginn der Räumungs- und Rodungsarbeiten im
Herrenwald, im Maulbacher Wald und nun auch im Danni bereits mehrfach
bewiesen, dass es zur riskanten und bewussten Gefährdung von Aktivist*innen
kommt“, so Scully. Der Sturz zeige einmal mehr, wie gefährlich der
Polizeieinsatz sei. Am Sonntagnachmittag kam es im Dannenröder Forst zu
spontanen Demonstrationen gegen den Polizeieinsatz.
## Die Polizei bestritt Verantwortung zunächst
Die Polizei hatte in einer ersten Pressemitteilung jede Verantwortung
zurückgewiesen. Auch auf Twitter kommunizierte sie das so. „Unsere
Einsatzkräfte haben aus der Distanz beobachtet, wie eine Person von einem
Tripod abstürzte“, [2][hieß es dort]. „Direkter Kontakt zu der Person
bestand dabei nicht.“
Keine 24 Stunden danach musste die Behörde sich korrigieren und einen
Zusammenhang zwischen polizeilichen Aktivitäten und dem Unfall einräumen.
In einer gemeinsamen Erklärung teilten die Staatsanwaltschaft Gießen und
die Polizei am Montag mit, gegen einen 40-jährigen Polizeibeamten werde
jetzt ermittelt.
Der Mann habe sich „etwa 30 Meter vom besagten Tripod entfernt aufgehalten
und dort ein Seil auf Kopfhöhe endeckt“, so die neue Presseerklärung.
Dieses Seil sei weder gekennzeichnet gewesen noch habe es „eine erkennbare
Verbindung mit dem besetzten Gebilde“ gehabt.
„Nach jetzigem Erkenntnisstand bestand jedoch tatsächlich eine Verknüpfung
zwischen dem Seil und dem Tripod“, deshalb werde jetzt wegen des
Anfangsverdachts der fahrlässigen Körperverletzung im Amt ermittelt. Es
gebe aber „keinerlei Hinweise auf ein vorsätzliches Handeln des Beamten“.
## Linkspartei: „Rodungen müssen sofort gestoppt werden“
Die Entfernung des Seils erklären die Behörden mit bisherigen Erfahrungen.
In den vergangenen Tagen habe die Polizei mehrfach „Fallen in Form von
Nagelbrettern, Nageleimern, aber auch Drahtseilen in Kopfhöhe festgestellt,
die grundsätzlich geeignet sind, Gefahren für Leib und Leben von Menschen
zu begründen“. Zur Verhinderung von solchen Risiken habe der Beamte, der
sich „eigeninitiativ im Laufe des gestrigen Nachmittags bei den Ermittlern
gemeldet“ habe, das Seil durchtrennt.
Zwei Tage vor dem Zwischenfall hatte der örtliche Landtagsabgeordnete Jan
Schalauske, Vizechef der Wiesbadener Linken-Landtagsfraktion, vor
Sicherheitsrisiken gewarnt. Er selbst und andere parlamentarische
Beobachter hätten wiederholt erlebt, dass die nötigen Sicherheitsabstände
bei Rodungen im Wald nicht eingehalten würden.
„Dieser Zwischenfall muss jetzt ergebnisoffen und unabhängig untersucht
werden“, sagte Schalauske der taz. Um eine Eskalation zu verhindern, sei es
das Beste, die Rodungen sofort zu stoppen, so der Linke.
16 Nov 2020
## LINKS
[1] /Polizeieinsatz-im-Dannenroeder-Wald/!5725117
[2] https://twitter.com/Polizei_MH/status/1327877166814654464
## AUTOREN
Christoph Schmidt-Lunau
## TAGS
keineA49
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