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# taz.de -- Streit um den Dannenröder Forst: Grüne bashen Klimabewegung
> Eine Aktivistin im Dannenröder Wald wird während eines Polizeieinsatzes
> verletzt. Die hessischen Grünen geben den Besetzer*innen die Schuld.
Bild: Umweltaktivist*innen gegen Grüne
Hamburg taz | Für die hessischen Grünen wird es nicht besser, je länger der
Einsatz im Dannenröder Wald dauert. Mit „großer Sorge“ betrachte man die
Zuspitzung der Situation im Wald, teilte die Fraktion am Dienstag mit. Den
Grund für die zunehmende Eskalation verortet sie hauptsächlich bei den
Aktivist*innen.
Am Sonntag, dem sechsten Tag der Räumung, hatte es die erste
[1][schwerverletzte Person infolge des Polizeieinsatzes] gegeben: Eine
Umweltschützerin war aus einem Tripod in vier Metern Höhe gestürzt, weil
ein Polizist ein Seil gekappt hatte. Schon am folgenden Tag berichteten
Aktivist*innen, dass erneut ein Polizist ein Seil gekappt und den [2][Sturz
einer Person aus fünf Metern Höhe verursacht hatte] – die Aktivistin sei
jedoch doppelt gesichert gewesen und „nur“ in die Sicherung gefallen. Auch
das ist extrem gefährlich, da die Seile nicht federn.
Solche Unfälle sind für die hessischen Grünen, die in der Koalition mit der
CDU den Polizeieinsatz verantworten, äußerst unangenehm. Eine Kritik an die
Polizei zu richten, wagen sie jedoch nicht. „Die Unfälle in den vergangenen
Tagen sind auch eine Folge der Eskalation im Wald“, analysiert die
Fraktionssprecherin für Straßenbau, Kathy Walther, [3][in der Mitteilung].
Und lobt: „Die Polizei hat durch vielfältige Kommunikationsmaßnahmen und
eine Strategie der Ruhe versucht, zur Deeskalation beizutragen.“
Flaschenwürfe, Steine, Pyrotechnik oder Fäkalienbeutel gegen Beamt*innen
gehörten ebenso wenig zu legitimem Protest wie Versuche, Polizist*innen
durch Protestaktionen zu erniedrigen, führt die Fraktion in der Mitteilung
aus.
In den vergangenen Tagen kam es immer wieder vor, dass Besetzer*innen in
den Bäumen Witze oder Sprüche über die Polizist*innen machten, während sie
darauf warteten, geräumt zu werden. „Wer andere durch seine Protestaktionen
zu erniedrigen versucht, bewegt sich außerhalb unserer demokratischen und
rechtsstaatlichen Regeln“, finden die Grünen.
## Grüne machten sich zur Fürsprecherin von Polizeigewalt
Um den Konflikt zu entschärfen, appelliert Walther an alle Beteiligten: Die
Polizei möge ihrem Motto „Sicherheit ist wichtiger als Geschwindigkeit“
treu bleiben. Von den Aktivist*innen verlangte sie, sie sollten sich von
gewaltbereiten Demonstrierenden in den eigenen Reihen abgrenzen.
Jona Strohm, ein Sprecher der Besetzer*innen, nennt die Äußerungen der
Grünen „eine Unverschämtheit“. Von Anfang an sei der Polizeieinsatz von
Gewalt geprägt gewesen. „Jetzt mit dem Finger auf uns zu zeigen und so zu
tun, als würden wir eskalieren, ist eine Verdrehung der Tatsachen“, sagt
Strohm. Damit habe die grüne Partei nicht nur ihre ökologischen Grundsätze
verraten, sondern mache sich zur Fürsprecherin von Polizeigewalt.
Auch die Nichtregierungsorganisation Attac zeigt sich entsetzt über die
Mitteilung der Grünen. Ein Attac-Aktivist, der selbst vor Ort war, als die
Besetzerin am Sonntag in die Tiefe stürzte, fragt: „Was läuft falsch bei
den hessischen Grünen?“ Er sei wütend und fassungslos. „Die Grünen haben
mal wieder gezeigt, dass auf sie kein Verlass und echter Klimaschutz mit
ihnen nicht zu machen ist.“
19 Nov 2020
## LINKS
[1] /Polizeieinsatz-im-Dannenroeder-Forst/!5725394
[2] https://twitter.com/Ende__Gelaende/status/1328732721443721221
[3] https://www.gruene-hessen.de/landtag/pressemitteilungen/situation-im-dannen…
## AUTOREN
Katharina Schipkowski
## TAGS
Grüne Hessen
Schwerpunkt Klimawandel
Aktivismus
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keineA49
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Wald
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