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# taz.de -- Nach Schüssen auf orthodoxen Priester: Festnahme in Lyon
> Französische Sicherheitskräfte haben einen Verdächtigen in
> Polizeigewahrsam genommen. Der Zustand des angeschossenen Priesters ist
> ernst.
Bild: Der Tatort in Lyon
Lyon afp | Nach dem Schusswaffenangriff auf einen orthodoxen Priester in
der französischen Großstadt Lyon ist ein Verdächtiger festgenommen worden.
Die Person sei in Polizeigewahrsam, teilte der Staatsanwalt von Lyon,
Nicolas Jacquet, am Samstagabend mit. Demnach hatte der Verdächtige bei der
Festnahme keine Waffe bei sich.
Der aus Griechenland stammende Priester war laut Polizei am Nachmittag mit
einer abgesägten Schrotflinte angegriffen und schwer verletzt worden. Nach
Polizeiangaben war er gerade dabei, seine Kirche zu schließen, als er
angegriffen wurde. Der Zustand des 52-Jährigen sei ernst. Der Angreifer war
zunächst flüchtig.
Bei dem Festgenommenen könne es sich um die Person handeln, die von Zeugen
beschrieben worden sei, erklärte der Staatsanwalt. Die Überprüfung dauere
noch an. Das Motiv des Angriffs sei noch unklar, derzeit werde keine
Möglichkeit ausgeschlossen, erklärte Jacquet.
Der Priester wurde nach Angaben aus Ermittlerkreisen aus kürzester
Entfernung zweimal in die Brust geschossen. Der Erzbischof von Athen und
Oberhaupt der Kirche Griechenlands, Ieronymos, sprach von einem „Horror,
der die menschliche Logik übersteigt“. Intolerante und fanatische
Extremisten würden Religion als „Kugel“ missbrauchen, um sie gegen das
„Herz der Freiheit und insbesondere der Glaubensfreiheit von Anderen“ zu
richten, sagte er weiter.
## EU-Ratspräsident Michel: „Abscheuliche Tat“
EU-Ratspräsident Charles Michel verurteilte den Angriff im Online-Dienst
Twitter als „abscheuliche Tat“. EU-Parlamentspräsident David Sassoli sagte:
„Europa wird sich niemals vor Gewalt und Terrorismus beugen.“
[1][Erst am Donnerstag waren in Nizza drei Menschen bei einem mutmaßlichen
Terroranschlag in einer Kirche getötet worden]. Der Messerangriff hatte
weltweit Entsetzen ausgelöst. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron
bezeichnete die tödliche Attacke als „islamistischen Terroranschlag“, die
Antiterror-Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.
Regierungschef Jean Castex rief die höchste Terror-Warnstufe für das Land
aus. [2][Staatschef Macron kündigte an, die Zahl der zum Schutz von
Gotteshäusern und Schulen abgestellten Soldaten von 3000 auf 7000 zu
erhöhen].
Wegen der erneuten Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen durch die
Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hat sich die Stimmung in muslimisch geprägten
Ländern zuletzt gegen Frankreich aufgeheizt. In Staaten wie Pakistan und
Bangladesch gingen zuletzt tausende Menschen bei anti-französischen
Protesten auf die Straße und verbrannten Macron-Bilder.
## Macron zeigte Verständnis für Verärgerung
Macron hatte sich nach der Ermordung eines Geschichtslehrers vor zwei
Wochen in Paris für das Zeigen der Karikaturen vor dem Hintergrund der
Meinungsfreiheit ausgesprochen. Der Pädagoge Samuel Paty war von einem
Attentäter enthauptet worden, weil er Karikaturen des Propheten Mohammed im
Unterricht gezeigt hatte.
Am Samstag zeigte Macron Verständnis für die Verärgerung von Muslimen über
die umstrittenen Mohammed-Karikaturen. „Ich verstehe, dass man von
Karikaturen schockiert sein kann, aber ich werde niemals akzeptieren, dass
man Gewalt rechtfertigt“, sagte er dem Fernsehsender Al Jazeera.
In dem Interview unterstrich der Staatschef laut Al Jazeera auch, dass die
Karikaturen nicht von der französischen Regierung, sondern von freien und
unabhängigen Medien veröffentlicht wurden.
1 Nov 2020
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