| # taz.de -- Bürgerentscheid in Wiesbaden: Autofans stoppen Tramprojekt | |
| > Die hessische Landeshauptstadt soll keine Straßenbahn bekommen. Das | |
| > Argument dagegen: Für die Tram würden Parkplätze geopfert. | |
| Bild: Nun kommt sie doch nicht: Werbung für die „Citybahn“ in der Wiesbade… | |
| Frankfurt am Main taz | Mit deutlicher Mehrheit haben die TeilnehmerInnen | |
| an einem Bürgerentscheid der hessischen Hauptstadt Wiesbaden das | |
| überregionale Projekt einer „Citybahn“ endgültig gestoppt. Eine 45 | |
| Kilometer lange Straßenbahnlinie sollte das linksrheinische Mainz über die | |
| Wiesbadener Innenstadt bis nach Bad Schwalbach verbinden; 90 Prozent der | |
| veranschlagten Baukosten von 426 Millionen Euro hätten Bund und Land | |
| bezahlt. | |
| Wiesbadens Oberbürgermeister Gert Uwe Mende (SPD) hatte von einer | |
| „Jahrhundertchance“ für die Stadt gesprochen und wie die mitregierenden | |
| Parteien CDU und die Grünen für das Projekt geworben. Doch bei dem | |
| Plebiszit am Sonntag stimmten 62 Prozent gegen und nur 38 Prozent für das | |
| Projekt. Die Beteiligung war mit 45 Prozent hoch. | |
| „Es gibt keinen Plan B“, bekannte der grüne Umwelt- und Verkehrsdezernent | |
| Andreas Kowol nach der Abstimmung. Er wird jetzt ein neues Konzept für die | |
| Luftreinhaltung entwickeln müssen. „Dieselfahrverbote sind noch nicht vom | |
| Tisch“, räumte Kowol ein. | |
| Nicht nur die Umweltaktivisten von [1][Fridays for Future] und der | |
| Allgemeine Deutsche Fahrradclub, auch die Industrie- und Handelskammer und | |
| der Deutsche Gewerkschaftsbund hatten für die Citybahn geworben. Der | |
| Betriebsrat der Verkehrsbetriebe ESWE hatte sich stellvertretend für die | |
| BusfahrerInnen ebenfalls für die Wiederbelebung des Schienenverkehrs in der | |
| Stadt eingesetzt. | |
| ## Abenteuerliche Rechnungen | |
| Doch es gelang zwei Bürgerinitiativen, die Stimmung zu drehen. Unter dem | |
| Motto „Busse statt Citybahn!“ sammelten sie Unterschriften. Auf | |
| Flugblättern wurden abenteuerliche Rechnungen für einen umweltfreundlichen | |
| Busverkehr aufgemacht. Da wird die Umrüstung von Dieselbussen mit | |
| „Wasserstoff-Generatoren“ einer österreichischen Firma vorgeschlagen. Die | |
| koste angeblich nur wenige Hundert Euro und sorge für 30 Prozent Einsparung | |
| beim Diesel und für 87 Prozent weniger Abgase. Zauberei? Plakate an | |
| Alleebäumen im Stadtteil Biebrich verkündeten – wahrheitswidrig –, die | |
| Bäume müssten für die City-Bahn fallen. Die Contra-Aktivisten sagten | |
| „Parkplatzschwund“ und Baustellenchaos voraus. | |
| Von einer „polarisierenden Debatte“ sprach denn auch nach der Abstimmung OB | |
| Mende und kündigte gleichwohl an, den Mehrheitsbeschluss „mit Demut“ | |
| anzunehmen. „Es tut mir leid für unsere Nachbarn, die große Erwartungen in | |
| die Citybahn gesetzt hatten“, sagte der Politiker. FDP und Freie Wähler | |
| freuten sich dagegen mit dem Contra-Bündnis. Dessen Sprecher stellte fest: | |
| „Das Ergebnis zeigt, dass die Kommunalpolitik das Ohr nicht an der | |
| Bürgerschaft hat.“ | |
| 2 Nov 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Christoph Schmidt-Lunau | |
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