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# taz.de -- Massenproteste in Thailand: Flashmob-Taktik gegen die Monarchie
> Die junge Generation in Thailand demonstriert weiter gegen das Regime,
> trotz Gewalt. Die unhierarchische Struktur der Bewegung nutzt ihr dabei.
Bild: Der Dreifingergruß ist ein Zeichen des Widerstands gegen das Regime von …
Sie machen weiter auf Twitter mobil: Am Sonntag wurden Uhrzeit und Orte der
nächsten Kundgebungen in Bangkok genannt – kurzfristig, um dem Regime keine
Gelegenheit für weitere Repressionen zu bieten. Die „Flash Mob“-Taktik ist
die Reaktion auf den gewaltsamen Einsatz der Polizei vom Freitagabend, als
die Beamten [1][mit Wasserwerfern gegen etwa 2.000 Demonstrierende] an
einer Kreuzung vorgegangen waren.
Durch Inkrafttreten des [2][Corona-Ausnahmezustands] habe die Polizei
grünes Licht erhalten, um ungestraft Rechtsverletzungen zu begehen,
kritisierte Human Rights Watch. Auch andere Menschenrechtsorganisationen
monierten, der seit Donnerstag verschärfte Notstand wegen Corona diene dem
Regime als Deckmantel, um kritische Stimmen zum Schweigen zu bringen.
Der Unmut über die staatlich angewandte Gewalt verschafft den Anliegen der
jungen Generation auch in Provinzen außerhalb Bangkoks weiteren Zulauf. In
der Hauptstadt selbst schwoll die Zahl der Protestierenden trotz
Versammlungsverbots an Knotenpunkten wie der „Asok“-Kreuzung oder dem
Kreisverkehr am „Victory Monument“ weiter an.
Viele hielten Porträtfotos verhafteter Aktivistinnen und Aktivisten hoch:
Laut Medienberichten vom Samstagabend war darunter Panupong „Mike“ Jadnok,
der als einer der wenigen führenden Köpfe der Bewegung noch auf freiem Fuß
gewesen war.
Autofahrer ließen die Scheiben herunter und zeigten aus Solidarität den
Drei-Finger-Gruß: Dieser ist entlehnt aus der Blockbuster-Reihe „Die
Tribute von Panem“ und gilt in Thailand seit dem vom damaligen
[3][Armeechef Prayuth Chan-ocha angeführten Putsch 2014] als Zeichen des
Widerstands gegen die Willkürherrschaft.
Die „Flash-Mob“-Taktik hatte sich schon am Samstag bewährt, als die
Behörden sämtliche Stationen des Bangkoker „Skytrain“ und wichtige
U-Bahn-Linien dichtmachen ließen. Damit wollten sie verhindern, dass sich
die Protestierenden neu formieren. Doch diese scherten sich nicht darum:
Zum wiederholten Mal forderten sie eine Reform der Monarchie sowie den
Rücktritt von Premierminister und Ex-Putschist Prayuth, was dieser weiter
ablehnt. In Wort und Schrift machten sie deutlich, dass sie sich von
Repressionen nicht einschüchtern ließen: An heruntergelassenen Gittern wie
an der Skytrain-Station „Asok“ prangten Zettel mit Sprüchen wie „You Fuc…
With The Wrong Generation“ (In etwa: „Ihr habt es euch mit der falschen
Generation verscherzt“).
Wie Öl ins Feuer dürfte zudem eine am Freitag ausgestrahlte Rede des Königs
gewirkt haben, der gerade auf einer seiner seltenen Stippvisiten im Lande
ist: Zu den Protesten nahm der unpopuläre Vajiralongkorn nicht direkt
Stellung, sondern betonte stattdessen, Thailand brauche Menschen, die das
Land und die Monarchie liebten.
Erneut bewies der als charakterlich unberechenbar geltende Monarch damit,
dass er sich weder um das Wohl seiner Landsleute noch um Menschenrechte
oder Demokratie schert. Somit unterscheidet sich der 68-Jährige in nichts
vom Prayuth-Regime und dessen reaktionären Verbündeten aus Armee,
Bürokratie und Justiz.
## Reaktion aus dem Bundestag
Kürzlich wurde im Deutschen Bundestag in Berlin Bezug auf die Proteste
sowie auf den Status des samt Hofstaat meist in Bayern residierenden
Monarchen genommen. Auf eine Frage des Grünen-Abgeordneten Frithjof Schmidt
erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas: „Wir haben deutlich gemacht, dass
Politik, die das Land Thailand betrifft, nicht von deutschem Boden aus zu
erfolgen hat.“
Es war die Monarchie, die Thailands Regime als Vorwand diente, den seit
März geltenden „Coronanotstand“ zu verschärfen: Einer Gruppe Demonstranten
wird vorgeworfen, sie habe einen Wagen der königlichen Autokolonne, in dem
Königin Suthida und ihr Stiefsohn Prinz Dipangkorn saßen, blockiert.
Zwei Aktivisten werden gar beschuldigt, die Königin gefährdet zu haben.
Ihnen droht lebenslange Haft. Abgesehen davon, dass die Polizei nicht
bekannt gegeben hatte, dass eine Autokolonne des Palastes passieren würde,
hatte Bunkueanun „Francis“ Paothong, einer der Beschuldigten, zur Ruhe
aufgerufen. Weitere Augenzeugen bestätigten, der Wagen sei weder blockiert
noch attackiert worden.
Unterdessen beschwor die verhaftete Studentin Panusaya Sithijirawattanakul,
die am 10. August zehn Forderungen zur Reform der Monarchie verlesen hatte,
den Kampf für Demokratie fortzusetzen: „Tatsächlich sind wir immer bei
euch, ich gebe meine Hoffnungen und meinen Geist an euch weiter“, hieß es
in ihrem Appell an ihre Mitstreiter, den die studentische Gruppe United
Front of Thammasat and Demonstration in den sozialen Medien
veröffentlichte. Ihre „mobile“ Bewegung sei nun eine ohne Anführerinnen u…
Anführer, bekräftigten die Demonstrierenden.
18 Oct 2020
## LINKS
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[3] /Ausnahmezustand-in-Thailand/!5717726
## AUTOREN
Nicola Glass
## TAGS
Thailand
Monarchie
Protest
Menschenrechte
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