# taz.de -- Neue Regierung in Mali: Jetzt fallen die Sanktionen | |
> In Mali bilden die herrschenden Militärs eine Übergangsregierung. | |
> Westafrika ruft zur Wiederaufnahme der Zusammenarbeit auf. | |
Bild: Übergangspräsident Bah Ndaw bei seiner Amtseinführung am 25. September… | |
BERLIN taz | Die neuen Militärmachthaber in Mali sind nicht mehr | |
international geächtet. Die westafrikanische Regionalorganisation Ecowas | |
(Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) hat am Dienstag die | |
[1][Wirtschaftssanktionen] gegen das Land aufgehoben, die sie zwei Tage | |
nach dem Militärputsch vom 18. August verhängt hatte. | |
Sie reagierte damit auf die Bildung einer neuen Regierung in Mali, die die | |
Militärjunta ablöst. Deren Chef [2][Assimi Goita] ist jetzt Vizepräsident | |
neben dem pensionierten General [3][Bah Ndaw] als Interimspräsident. | |
In ihrer Erklärung lobten die Ecowas-Staatschefs „wichtige Fortschritte in | |
Richtung einer Normalisierung“ in Mali. Sie würden deshalb das geltende | |
Wirtschafts- und Finanzembargo gegen das Land aufheben und „alle | |
bilateralen und multilateralen Partner“ dazu aufrufen, „Mali zu | |
unterstützen“. | |
Am Montagabend war im Staatsfernsehen die 25-köpfige Ministerliste der | |
neuen Regierung verlesen worden, die Mali zu Neuwahlen nach 18 Monaten | |
führen soll. Unter dem neuen Premierminister Moctar Ouane, einem früherem | |
langjährigen UN-Botschafter und Außenminister, übernimmt ein vom Militär | |
dominiertes Kabinett die Macht. | |
Die Ministerien für Verteidigung, innere Sicherheit, Territorialverwaltung | |
und Nationale Versöhnung gehen an hochrangige Armeeangehörige. Oberst Sadio | |
Camara, der langjährige Kommandeur der Militärakademie Kati, von der der | |
Putsch ausging, wird Verteidigungsminister. Das Ministerium für Nationale | |
Versöhnung geht an Ismael Wagué, der am Abend des 18. August im | |
Staatsfernsehen als Erster den Umsturz verkündete. | |
Erstmals seit 2012 ziehen auch die bewaffneten Gruppen Nord-Malis – mit | |
Ausnahme der radikalen Islamisten – in die Regierung ein. Die | |
Tuareg-Rebellen erhalten die Ministerien für Landwirtschaft und Jugend, die | |
regierungstreue Allianz „Plattform“ stellt die Minister für Auswanderer und | |
Arbeit sowie den Regierungssprecher. | |
## Aufarbeitung der Korruptionsaffären | |
Vier Frauen sitzen für die Ressorts Kultur, Gesundheit, Umwelt und Familie | |
im Kabinett. Einige markante Persönlichkeiten, die sich mit dem gestürzten | |
Präsidenten Ibrahim Boubacar Keïta überworfen hatten, kehren in hohe Ämter | |
zurück. | |
Die Protestbewegung M5-RFP (Bewegung des 5. Juni/Sammlung der Patriotischen | |
Kräfte), deren Mobilisierung auf der Straße gegen Keïta den Militärputsch | |
befördert hatte, muss sich mit dem Ministerium für Berufsbildung | |
zufriedengeben. Sie hatte die Übergangsstruktur unter Führung der Generäle | |
abgelehnt. | |
Malis Öffentlichkeit ist nun gespannt, wie die neue Regierung des Landes | |
die Korruptionsaffären ihrer Vorgänger aufarbeitet. In den Medien werden | |
zahlreiche Details über Veruntreuung und Unterschlagung erheblicher Summen | |
ausgebreitet. Den Verantwortlichen möge es jetzt „an den Kragen“ gehen, | |
heißt es in Kommentaren. | |
6 Oct 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
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