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# taz.de -- Finnischer Gesetzentwurf: Auch ein Foto kann belästigen
> Finnland plant Haftstrafen für konsensloses Versenden von „Dick Pics“.
> Ein wichtiger Vorstoß gegen sexuelle Belästigung.
Bild: Dick Pics sind kein Flirtversuch, sondern übergriffe Machtdemonstrationen
Eine neue Nachricht ploppt auf, man öffnet sie gespannt, hofft vielleicht
auf einen netten Gruß. Doch stattdessen ist es ein Foto eines erigierten
Penis in Großaufnahme. [1][Sogenannte Dick Pic]s zu bekommen, ist für viele
Mädchen und Frauen Alltag.
Laut einer Studie des Marktforschungsinstituts YouGov haben in
Großbritannien über 40 Prozent der befragten Frauen zwischen 18 und 36
Jahren angegeben, schon einmal ungefragt Penisbilder geschickt bekommen zu
haben. Und das ist keine Kleinigkeit. Denn es ist kein Flirtversuch,
sondern eine übergriffige Machtdemonstration.
Im finnischen Parlament soll deswegen im kommenden Jahr ein erweiterter
Gesetzentwurf zu sexueller Belästigung diskutiert werden, unter dem auch
„Dick Pics“ gefasst wären. Das Strafmaß würde dann von einer Geldbuße b…
hin zur Haftstrafe reichen.
In Deutschland steht das unaufgeforderte Verschicken solcher Bilder schon
unter Strafe. Nach Paragraf 184 im Strafgesetzbuch wird es unter
„unerlaubte Verbreitung pornografischer Schriften“ gefasst. Die sexistische
Komponente wird hierbei jedoch nicht berücksichtigt. Zudem werden Geld-
oder Freiheitsentzugsstrafen nur in den seltensten Fällen verhängt. Denn
nur die wenigsten Betroffenen erstatten Anzeige und falls doch, wird der
Täter nur selten über seinen Nutzernamen, seine Telefonnummer oder
IP-Adresse ermittelt.
Vor diesem Problem würde wohl auch Finnland stehen, wenn das Gesetz dort
verabschiedet wird. Eine wichtige Symbolkraft hätte es trotzdem. Denn es
geht im Gesetzesentwurf auch darum, die Definition von sexueller
Belästigung zu erweitern. Bislang zählen nur Vorfälle, in denen es zu
Berührungen kommt, dazu. Nach einer Gesetzesänderung würden dann auch
„verbale Belästigung, Belästigung durch Bilder oder Nachrichten, das
Fotografieren von anderen oder durch Selbstentblößung“ darunter fallen.
Auch in Deutschland wird strafrechtlich nur dann etwas als sexuelle
Belästigung gefasst, wenn Berührungen stattgefunden haben. Die Studentin
Antonia Quell kämpft aktuell [2][mit einer Petition gegen Catcalling
dafür], dass auch in Deutschland verbale sexuelle Belästigung ein eigener
Strafbestand wird. Denn was Betroffenen schon lange klar ist, lässt sich in
viele Gesetzen noch nicht wiederfinden: Auch ein Spruch oder Foto kann
belästigend sein.
15 Oct 2020
## LINKS
[1] /Kolumne-Lost-in-Translation/!5557276
[2] /Petition-gegen-Catcalling/!5713269
## AUTOREN
Carolina Schwarz
## TAGS
sexuelle Belästigung
Finnland
Schwerpunkt #metoo
sexuelle Belästigung
Sexismus
taz.gazete
sexuelle Belästigung
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