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# taz.de -- Fußball-Bundesliga in Coronazeiten: Ohne Abstand und Anstand
> Bundesligist Union Berlin will bald Spiele ohne Abstandsregeln
> veranstalten. Ein realitätsferne Idee angesichts steigender
> Corona-Infektionen.
Bild: Bilder vom Auftaktspiel gegen Augsburg: Viele Fans, keine Masken
Die [1][Corona]-Zahlen klettern, Berlin ist mittlerweile bundesweit
trauriger [2][Spitzenreiter bei den Neuinfektionen], fast überall auf der
Welt droht eine zweite Infektions-Welle. Nur in Köpenick scheint man das zu
ignorieren: Denn der Fußballklub Union Berlin plant, trotz der
grassierenden Pandemie ein Fußballspiel ohne Abstandsregeln durchzuführen.
Bei einem Testspiel am 25. Oktober sollen nach den Vorstellungen des
Vereins deutlich mehr als die für die Bundesliga zugelassenen 4.600
Zuschauer:innen rein dürfen. Ermöglichen sollen das nach Ansicht von Union
Berlin Schnelltests für alle Zuschauer:innen. Voll ausgelastet soll das
Stadion allerdings noch nicht sein.
Angesichts der steigenden Infektionen und des heran nahenden Herbsts ist
der Vorschlag absolut realitätsfern. Und es stellt sich schon die Frage,
für wie sakrosankt und selbstherrlich sich ein Fußballverein hält, wenn er
fern jeder gesellschaftlichen Verantwortung einen solchen Vorschlag macht –
und sich dann auch noch wundert, dass der [3][Vorschlag kritisiert wird].
Natürlich fehlen Union zweistellige Millionen-Beträge durch fehlende
Zuschauer-Einnahmen ebenso wie Heimvorteil und Dauersupport bei vollen
Tribünen. Aber während einer Pandemie einfach mal ein bisschen Risiko gehen
und die eigenen Fans als Versuchskaninchen zu benutzen, um mit in diesem
Ausmaß unerprobten Schnelltests Einnahmen zu generieren, ist einfach nur
dreist und gefährlich. Das kann der Verein so oft wie er will erklären,
dass es ihm um eine [4][sichere Veranstaltung] gehe.
## Clubchef hält nichts von Fußball mit Maske und Abstand
„Fußball mit Abstand und Maske funktioniert nicht. Wir müssen
Veranstaltungsformate finden, bei denen ein Abstand nicht notwendig ist“,
sagte Clubchef Dirk Zingler der [5][Sportschau]. Deshalb werde Union weiter
intensiv daran arbeiten, mit präventiven Tests die Menschen wieder ohne
Abstand zu Veranstaltungen kommen zu lassen.
Union träumte schon im Juli von [6][Spielen mit voller Stadionauslastung]
und wollte dafür alle Zuschauer:innen präventiv testen. Bereits dafür wurde
der Verein viel kritisiert. Gelernt hat Union seither offenbar nur wenig.
Man wolle das aktualisierte Konzept mit Schnelltests nun Politik und
Verwaltung vorstellen. Man kann nur hoffen, dass Union damit genau so
abblitzt [7][wie Anfang September].
Weitaus vernünftiger benehmen sich übrigens solidarische Fans. Die
richteten nicht nur zu Beginn der Pandemie Gabenzäune mit Spenden für
Bedürftige ein, sondern bleiben auch zu Saisonbeginn solidarisch gegenüber
Risikogruppen. Sie könnten zwar verstehen, dass die Vereinsführung
versuche, möglichst viele Fans bei den Spielen zuzulassen, schreibt die
[8][Ultra-Gruppe Wuhlesyndikat] auf ihrer Website. Aber für sie selbst
komme ein Stadionbesuch erst nach der Pandemie wieder in Frage: „Wir und
die weiteren aktiven Gruppen gehen erst wieder sichtbar ins Stadion, wenn
die Zustände normal sind und der Stadionbesuch ohne Einschränkungen
stattfindet.“
23 Sep 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
[2] https://twitter.com/MKreutzfeldt/status/1308328133960048640
[3] https://twitter.com/philippkoester/status/1308433571334557701
[4] https://twitter.com/fcunion/status/1308438685386452994
[5] https://www.rbb24.de/sport/beitrag/2020/09/fussball-bundesliga-union-berlin…
[6] https://www.faz.net/aktuell/sport/fussball/bundesliga/union-berlin-will-fue…
[7] /Bundesliga-unter-Coronabedingungen/!5709066
[8] http://www.forza-grande-ultras.de/
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
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