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# taz.de -- Ausstellungsempfehlungen für Berlin: Crashing the Narrative
> Sophie Jung empfiehlt Video-Variationen von Seth Price, Malerei von
> Bettina Blohm und die neue BPA-Talkreihe im Gropius-Bau.
Bild: Installation view, Seth Price, „Dedicated to Life“, Galerie Isabella …
In acht Versionen wandelte [1][Seth Price] seinen Film „Redistribution“
mittlerweile ab. Und mit jeder neuen Fassung seiner gefilmten Lecture
Performance von 2007 verändert der New Yorker auch den Erzählstrang, bis in
der Fülle der zirkulierenden Versionen der Ursprung nicht mehr rückverfolgt
werden kann – crashing the narrative.
Eine Variante von „Redistribution“ war auch 2010 in der [2][Galerie
Isabella Bortolozzi] zu sehen. Fetischhafte Aufnahmen von geschmolzenem
Plastik flossen damals über den Flatscreen. Jetzt hängt während einer
erneuten Einzelausstellung von Seth Price im selben Raum das Plastik an der
Wand. Auf der Kunststoffoberfläche eines Leuchtkastens ist der monumentale
HD-Print von heller menschlicher Haut, deren Leberflecken, Poren und Falten
auf dem Format eines Landschaftsgemäldes gleich selbst eine dieser
Landschaftsaufnahmen bilden wie wir sie vom Google Earth-Satteliten kennen.
2018 waren eine Reihe dieser seltsamen aufs Großformat gezogenen
Hautlandschaften im Münchener Museum Brandhorst zu sehen.
In der Ausstellung bei Bortolozzi nun konfrontiert Seth Price einige seiner
bekannten Objektarbeiten mit seinen eigenen Texten. In seine visuellen
Studien zum Wandel von Material und Fläche mengen sich dann seine
geschriebenen Räsonnements, die an die Wand geplottet auf wenigen Zeilen
Schlagworte wie Lachen, Haut, Profit und das Sexleben Picassos in eine
gedankliche Abfolge bringen. Im Spiegel seiner Texte, die Isabella
Bortolozzi jetzt auch in einer Publikation herausgibt, nehmen Seth Prices
Objekte eine absurde mitunter dunkle Wendung an. Man könnte auch sagen: Ihr
Narrativ wird gebrochen.
Gekrümmte Räume von Bettina Blohm
[3][Bettina Blohm] malt auch gegenständlich, Ausschnitte von Landschaften
etwa. Vielleicht sind deswegen ihre abstrakten Malereien und Zeichnungen,
die gerade bei [4][Kajetan] zu sehen sind, so anwesend. Bei ihr liegt ein
Rot oder Grün satt auf der Leinwand als könne man danach greifen.
Ihre abstrakten Muster mit sonst zart transparenten Flächen ordnet die
Deutsch-Amerikanerin in dieser Ausstellung zu scheinbaren Architekturen an.
Die Zeichnungen in Schwarz und Rot wirken wie die Fassaden von
Großstadthäusern, die Ölmalereien auf Leinwand zeigen nahezu symmetrische
Raster als wären es Grundrisse. Doch die Linien biegen sich, das Gerüst
neigt sich und der Schein von Funktionalität löst sich in den gekrümmten
Räumen ihrer Bilder schnell wieder auf.
Zurück zu den Ursprüngen im Gropius Bau
Der Künstlerflügel im Pariser Louvre des 16. Jahrhunderts oder die Berner
Kunsthalle während Harald Szeemanns legendärer Ausstellung „Live in Your
Head. When Attitudes Become Form“ – man kann wild durch die Kunstgeschichte
reiten, das Atelier als Ausstellungsort hat darin eine Tradition. Eine
Tradition, an die auch der [5][Gropius Bau] als ehemalige
Kunstgewerbeschule wieder anknüpfen möchte.
Schon seit ein paar Jahren gibt es für internationale etablierte
Künstler:innen eine Atelier-Residency, jetzt auch für jüngere Positionen
aus der Stadt. Elf Künstler:innen des Mentoringprogramms [6][Berlin Program
for Artists (BPA)] werden in den nächsten Monaten die Ateliers in den
oberen Etagen des Neo-Renaissance-Gebäudes beziehen und immer wieder für
ein Publikum öffnen. Ein Artist Talk am 1. Oktober mit der Malerin Anne
Fellner, der Video-Künstlerin Katrin Winkler und dem Multi-Media-Künstler
Betrand Flanet, wird eine erste Idee davon geben, was sich dann im
Gropius-Bau abspielt.
22 Sep 2020
## LINKS
[1] https://bortolozzi.com/seth-price/
[2] https://bortolozzi.com/
[3] http://www.bettinablohm.com/de/blohm-malerei.html
[4] http://kajetan.berlin/
[5] https://www.berlinerfestspiele.de/de/gropiusbau/start.html
[6] http://berlinprogramforartists.org/
## AUTOREN
Sophie Jung
## TAGS
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