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# taz.de -- WDR-Sendungen „Zeitzeichen“ und „Stichtag“: Sägen am Progr…
> Der Westdeutsche Rundfunk steht vor einer großen Reform. Fallen der auch
> die populären Geschichtssendungen des Senders zum Opfer?
Bild: Der WDR ohne Vergangenheitsbewusstsein: eine traurige Geschichte
Zeitzeichen. Stichtag heute: 30. September 2020.“ So beginnt das populäre
Geschichtsformat „[1][Zeitzeichen]“, das auf den Radiowellen von WDR und
NDR zu hören ist. Die Sendung „erinnert täglich an Personen und Ereignisse
der Vergangenheit und macht Geschichte erfahrbar, um das
Gegenwartsbewusstsein zu schärfen“, heißt es in einer Selbstbeschreibung.
In genau einer Woche könnte ein Stichtag in eigener Sache fällig werden.
Dann beschäftigt sich der Programmausschuss des WDR-Rundfunkrats mit der
Reform diverser Hörfunkwellen des größten ARD-Senders. Im Zuge der
geplanten Reformen könnte die Erfahrbarkeit von Geschichte massiv gerupft
werden. Denn das Gegenwartsbewusstsein des WDR ist vor allem vom Sparzwang
geprägt. Was offenbar bereits konkret feststeht, ist das „Aus“ für den
täglichen „[2][Stichtag]“ auf WDR 2. Auf dem meistgehörten
WDR-Radioprogramm läuft der seit 1997 als „kleiner Bruder“ des
„Zeitzeichens“.
Das „Stichtag“ soll Ende März 2021 gestrichen werden, so die Gewerkschaft
Verdi im WDR. Denn der NDR, der „Zeitzeichen“ übernimmt und mitbezahlt,
steigt Ende 2020 aus der Übernahme aus, damit fehlt dem WDR das Geld für
die Produktion des „Stichtags“. „Damit wäre der letzte aufwändige
Programmpunkt im Breitenprogramm WDR 2 Geschichte“, schreibt David Jacobs,
Vorsitzender von Verdi im WDR.
Und nicht nur das. Denn weil im öffentlich-rechtlichen Rundfunk selten
etwas ohne Folgen bleibt, fürchtet Jacobs Auswirkungen auf „Zeitzeichen“:
„Nur in Kombination aus Stichtag und Zeitzeichen sowie der Übernahme durch
den NDR kommen die Autor*innen auf ein erträgliches finanzielles Niveau“,
so Jacobs.
Der WDR bekräftigt immerhin, dass das WDR-„Zeitzeichen“ erhalten bleibt. Es
erhält „voraussichtlich“ sogar „mehr Platz in den Kulturwellen des WDR�…
die Pressestelle. Als Ersatz für den „Stichtag“ soll es ein zugeliefertes,
ARD-weites Format geben.
Man fasst sich dennoch an den Kopf. Denn der WDR befindet sich wie der
gesamte öffentlich-rechtliche Rundfunk gerade in einer [3][schwierigen
Situation]. Er will und muss den Menschen, die ihn bezahlen, besser
erklären, warum er unverzichtbar ist. Dabei sollte eigentlich
selbstverständlich sein, sich auf seine Stärken zu besinnen. Der WDR macht
Programm, das es woanders nicht gibt. Geschichte im allerweitesten Sinne
gehört mehr als dazu. Das gilt übrigens auch für die digitale Welt, denn
„Stichtag“ und „Zeitzeichen“ gehören zu den am meisten genutzten
Podcast-Angeboten des WDR.
Was das Gegenwartsbewusstsein der Anstalt angeht, schreibt der WDR
unweigerlich traurige Geschichte, wenn er gute und populäre Formate
abstellt. Damit sägt er am eigenen Ast. Sollte er langfristig daran
eingehen, gibt’s nicht mal mehr einen Stichtag, der an seinen Todestag
erinnert.
23 Sep 2020
## LINKS
[1] https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/zeitzeichen/jahresuebersicht-zeitz…
[2] https://www1.wdr.de/stichtag/index.html
[3] /Strukturreform-Oeffentlich-Rechtliche/!5497175/
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
WDR
Radio
Schwerpunkt Tom Buhrow
WDR
Charlotte Roche
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