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# taz.de -- Corona-Schutz in Bremen und Bremerhaven: Schulen sind nicht gut ger…
> In Bremerhaven ist Regelunterricht nur mit Mühe möglich und Bremens
> Schulen warten schon seit einem Monat auf 250 bestellte CO2-Messgeräte.
Bild: Besser Jacke an und Mütze auf, denn künftig werden die Schulfenster all…
BREMEN taz | Gerade so und nur unter Missachtung der [1][coronabedingten]
Kohortenregelung ist momentan ein geregelter Schulbetrieb in Bremerhaven
möglich. Das ist die Bilanz der aktuellen „Analyse zur Situation in den
Schulen“ der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
„Wir haben dafür Rückmeldungen von Schulleitungen und den
GEW-Betriebsgruppen der Hälfte aller Bremerhavener Schulen ausgewertet“,
sagt GEW-Stadtverbandssprecher Peer Jaschinski. Dabei habe sich vor allem
gezeigt, dass die Pandemie schon lange bestehende Probleme an die
Oberfläche gespült habe: „Mangelnde Digitalisierung und fehlendes
Personal“. Der Vertretungspool des Lehr- und Betreuungspersonals sei leer.
Dass der Regelunterricht überhaupt stattfinde, sei KollegInnen zu
verdanken, die auf eigene Gefahr arbeiteten – obwohl sie zu Risikogruppen
gehörten. Außerdem würden Lehrkräfte der weiterführenden Schulen und
Betreuungskräfte in vielen verschiedenen Gruppen und Kursen eingesetzt.
„Damit wird das Kohortenprinzip praktisch außer Kraft gesetzt“, sagt
Jaschinski.
Das Kohortenprinzip meint die Abgrenzung fester SchülerInnen- und
LehrerInnengruppen voneinander, sie soll verhindern, dass bei einer
Infektion nicht die gesamte Schule in Quarantäne geschickt werden muss,
sondern lediglich die Bezugsgruppe der infizierten Person.
## Abstand ist kaum möglich
Dieses Prinzip lasse sich kaum einhalten, vor allem nicht bei
GrundschülerInnen, sagt Jaschinski. „Auch BerufsschülerInnen tauschen sich
quer zu den Bildungsgängen untereinander aus, weil sie sich aus der
Sekundarstufe eins kennen.“ Zu Schulbeginn und -ende und in den Pausen
träfen die Gruppen aufeinander „und in den vollen Schulbussen ist Schluss
mit Abstand“.
Hinzu komme das [2][Problem mit dem Lüften], denn noch immer gebe es
Schulen, in denen sich die Fenster gar nicht oder nur auf Kipp öffnen
ließen. Viele Räume könnten deswegen derzeit nicht genutzt werden. Die
Folge: An manchen Schulen müssten Lerngruppen zusammengelegt werden – was
dem Kohortenprinzip erneut einen Strich durch die Rechnung mache.
Das Schulamt will bei den Fenstern zusammen mit Seestadt Immobilien
„Abhilfe schaffen“ und CO2-Messegräte installieren, damit die
Lüftungskonzepte überprüft werden können. Aber zufrieden ist Jaschinski
mit dieser Lösung nicht: „Lüftungsanlagen wären besser.“
Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina sprach sich in einer
[3][Stellungnahme] für den Einsatz von Luftfiltersystemen aus, ebenso wie
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Er fordert, alle Schulen damit
auszustatten, weil die Räume im Winter nicht ständig gelüftet werden
könnten.
## Keine Lüftungsanlagen
Lüftungsanlagen wird es in Bremerhaven aber nicht geben – genauso wenig wie
in Bremen: Letzte Woche habe die Kultusministerkonferenz nach einem
Gespräch mit ExpertInnen Neuigkeiten zum Lüften verkündet, sagt Annette
Kemp, Sprecherin von Bildungssenatorin Claudia Bogedan (SPD). „Die Experten
raten zum Stoßlüften im zeitlichen Abstand von 20 Minuten für etwa drei bis
fünf Minuten Dauer sowie zum Querlüften der Räume in den Pausen.“
Sie seien übereingekommen, dass Lüftungsanlagen grundsätzlich nicht
notwendig seien. Lediglich CO2-Messgeräte sollen die Bremer Schulen
erhalten – wenn sie denn ankommen: Anfang September waren 250 CO2-Ampeln
bestellt worden, die, so Kemp damals, „kurzfristig geliefert werden“
sollten. Jetzt, fast einen Monat später, sind sie immer noch nicht da.
Für den Herbst und Winter rechnet nicht nur Jaschinski damit, dass der
Regelunterricht in Teilen wieder zurückgefahren werden muss: „Die Schulen
in Bremerhaven sind angehalten worden, sich auf Distanz-Unterricht
einzustellen“, sagt er. Wahrscheinlich sei, dass Unterricht in kleinen
Gruppen stattfinde und teilweise wieder auf Homeschooling gesetzt werden
müsse. Darauf bereiten sich die LehrererInnen mit Fortbildungen zur
digitalen Lernplattform „Itslearning“ vor.
## Tablets für alle Schulen
Dass die Bildungssenatorin Bremens SchülerInnen und LehrerInnen mit Tablets
ausstattet, lobt Jaschinski: „Da hat sie gut reagiert, das war ein
Kraftakt“, sagt er. Ein Allheilmittel sei das dennoch nicht: „Es fehlt
teilweise noch an der nötigen Infrastruktur, also vernünftigem WLAN,
Administratoren und so weiter. Und ob es didaktisch richtig ist, auch
GrundschülerInnen damit auszustatten, ist gar nicht wirklich diskutiert
worden.“
Er fürchtet zudem, dass nun der Personalmangel aus dem Fokus gerät. „Dieses
Problem kann nicht durch Digitalisierung gelöst werden.“ Auch Modelle wie
„blended learning“, eine Mischform aus Präsenzunterricht und digitalem
Lernen daheim, lehnt Jaschinski zumindest für jüngere SchülerInnen ab.
Im Grunde genommen, sagt er, sei die Situation noch immer genauso wie vor
den Sommerferien: „Wer zu Hause keinen Drucker hat und kein vernünftiges
WLAN und wer keine Unterstützung durch die Eltern hat, bleibt auf der
Strecke.“ Er hofft, dass im Falle eines eingeschränkten Schulbetriebs nur
ältere SchülerInnen daheim bleiben müssen, „sonst wäre das auch für die
Eltern eine Katastrophe“.
1 Oct 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746
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[3] /Corona-in-Deutschland/!5714251
## AUTOREN
Simone Schnase
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